„Stimmen hören“ nennt sich ein am 3. Mai beginnendes mehrtägiges und von dem Komponisten und bildenden Künstler Wolfgang Seierl konzipiertes Kunstprojekt in Stuhlfelden im Oberpinzgau. Die Idee, welche hinter dieser im Rahmen der Initiative Wahre Landschaft stattfindenden Veranstaltung steht, ist die, den seit Jahrhunderten im öffentlichen Raum stehenden Skulpturen wieder eine Stimme zu verleihen, ihnen wieder jene Funktionen zukommen zu lassen, welche sie über Jahrhunderte hinweg eingenommen haben.
Skulpturen und Bildern wurde vor noch gar nicht allzu langer Zeit quasi die Funktion eines Orakels zugeschrieben. Durch sie erhofften die Menschen, die Stimmen und Ratschläge der Götter und Ahnen, welche für ihre eigene Entscheidungsfindung von großer Bedeutung waren, vernehmen zu können. So zumindest nach der Theorie des amerikanischen Psychologen Julian Jaynes, auf welcher Wolfgang Seierls Projekt thematisch basiert. Heute in einer Zeit, in welcher man einer Flut an Informationen ausgeliefert ist, fehlt es an solchen Orientierungspunkten. Das Mehr an Wissen, welches heute verfügbar ist, lässt die Menschen oftmals umso ratloser zurück.
Genau an diesem Punkt setzt das Kunstprojekt „Stimmen hören“ an. Den Skulpturen und Bildern soll, zumindest für wenige Tage, mittels Klanginstallationen wieder eine Stimme verliehen werden. Und diese soll im Rahmen dieses Projektes von den Ältesten der Gemeinde stammen. Leider bleiben deren Meinungen und Blickwinkel, die von jahrzehntelangen Erfahrungen zeugen, in unserer Zeit allzu oft ungehört oder werden von der medialen Öffentlichkeit einfach ausgeblendet. Heute meinen viele, es in vielen Dingen besser zu wissen. Modern bedeutet fast schon, sich mit über Generationen hinweg weitergegebener Kenntnis nicht mehr auseinandersetzen zu müssen.
Wolfgang Seierl will in einer Reihe Gesprächen mit den Ältesten der Gemeinde eben diesem Wissen auf den Grund gehen. Die Tonaufnahmen dieser hochinteressanten Unterhaltungen, welche von Seierl und seinen Mitstreitern Esther Moises und Manuel de Roo in Folge mit musikalischen Elementen, mit Naturaufnahmen oder sonstigem Tonmaterial aus dem Ort zu einem Ganzen zusammengeführt werden, bilden auch die Basis für die Klanginstallationen. An etwa zwölf ausgewählten Orten sollen diese bearbeiteten Gesprächsdokumente schließlich über kleine, an diesen Orten (Skulpturen, Denkmäler, Grabsteine, Heiligenfiguren, Kruzifixe etc.)angebrachte Lautsprechersysteme zum Ertönen gebracht werden. (mt)
“Stimmen hören” – Projekt von Wolfgang Seierl
Montag, 3. Mai bis Dienstag, 11. Mai 2010 jeweils 10 bis 19 Uhr
Stuhlfelden – Oberpinzgau
Samstag, 8. Mai, 14.00 – ca. 16.00 Uhr Projektpräsentation in Form einer geführten Wanderung zu den Projektstationen, Treffpunkt vor dem Gemeindeamt Stuhlfelden, Teilnahme frei!
Samstag, 8. Mai, 19.00 Uhr öffentliche Präsentation und Diskussion im Schloss Lichtenau/Stuhlfelden mit Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher, Eintritt frei!
http://www.stimmenhoeren.com