Omnipotence – Sunrise16 im mica-Interview

Mit Sunrise16 wurde ein Projekt verwirklicht, das mit einer explosiven Melange aus Soul, Electro, Funk, Pop und Rap begeistert. Nach ersten Erfolgen mit der EP „Omnipotence“ und der Single „Don’t Waste My Time“ folgt nun ein Full Length Album von Sunrise16. Petra Ortner hat den Kopf des Projektes und Musiker mit Mostviertler Wurzeln – Harald Fahrngruber – im Wiener Vorstadtgasthaus „Schwarzer Rabe“ in Ottakring getroffen und mit ihm über die Musik geplaudert.

Du hast mit zwölf begonnen Schlagzeug zu spielen. Erzähl wie es dann mit der Musik weiterging.

Harald Fahrngruber: Ja, ich habe mit zwölf in Scheibbs zum Schlagzeug spielen begonnen. Dann habe ich bei „Die Röhren“ gespielt. Die Band gibt es noch immer. Damals waren wir der Meinung wir bräuchten keinen Bassisten, da war nur Gitarre, Schlagzeug und Gesang. Ja, und dann bin ich nach Pöchlarn gegangen und habe dort bei „Two Faces“ gespielt. Die gibt es jetzt, glaube ich, nicht mehr. Der damalige Bassist Klaus Buchmann hat ja jetzt eine Band namens „Opfekompott“ und der Sänger Hermann Kloimüller hat „More Most“. Dann musste ich zum Zivildienst. Damals gab es so eine deutsche Firma, die es mittlerweile auch nicht mehr gibt, die hat die ersten Drumstations und elektronische Geräte auf denen man Beats programmieren und loopen konnte, hergestellt. Davon hab ich mir damals schon zwei Stück gekauft. Ja, auf jedenfall musste ich zum Zivildienst und brauchte Geld, darum habe ich dann alles verkauft. Dann habe ich zirka zwölf Jahre gar nichts gemacht. Dann bin ich bei „Die Wolltens“ eingestiegen. Von den Beiden, die die Gruppe gründeten, hab ich auf Youtube was gefunden und bei dem Video ist hinter ihnen ein Schlagzeug gestanden, aber niemand dabei gesessen und so dachte ich, ich frag sie ob ich mich ans Schlagzeug setzen darf. Im Moment haben die Babypause. Dann bin ich über den Clemens Haipl und Mel Merio zu „Depeche Ambros“ gekommen. Mel Merio kam mit Christopher Just von New York nach Wien und wir haben uns damal über Facebook unterhalten. So kam eines zum anderen und schließlich kam ich dann zur Band. Und dann hab ich mir gedacht „Jetzt möchte ich einmal meine eigenen Sachen machen. Möchte das alles selbst in die Hand nehmen.“ Nicht nur Schlagzeug spielen, was extrem viel Spaß macht, sondern schauen was passiert, wenn man sich selbst hinsetzt und eigene Songs macht.

Wie lange bist du jetzt schon bei „Depeche Ambros“?

Harald Fahrngruber: Da bin ich seit drei Jahren dabei. Und jetzt haben wir einen Vertrag bei Universal Music bekommen. Ja, richtig fett! Da haben wir jetzt erst im Februar „I bin a Weh“ veröffentlicht.

Und dann hast du beschlossen Sunrise16 zu machen.

Harald Fahrngruber: Ja, nach einigem „Spaßprogrammieren“ auf Drumstations und ein wenig herumjammen hab ich mir dann irgendwann die passende Software gekauft, mit der man dann auch richtig arbeiten kann und dann ging es schön langsam los. Ich hatte meine Ideen und so hab ich mir dann ein paar Musiker zusammengesucht. Aber dazu kommen wir wahrscheinlich eh noch.

Ja, die nächste Frage ist: Wie bist du zu deinen Mitmusikern gekommen?

Harald Fahrngruber: Indem ich sie gefragt habe (lachen). Peter Pansky ist klar, den kenne ich von „Depeche Ambros“. Er ist ein guter Bassist. Den Gitarristen Jimi Dolezal und die Saxophonistin Barbara Paierl habe ich auf der Hochzeit eines Kollegen von den „Wolltens“ getroffen. Die Barbara spielt unter anderem mit Anna F. und den Sofa Surfers und so. Und Jimi ist auch ein richtig geiler Gitarrist. Ich hab die beiden einfach gefragt ob sie bei meinem Projekt mitmachen wollen und es haben alle gesagt: „Voll gerne. Das gefällt sehr gut was du da machst.“

Wie bist du dann zum Rapper Jay Dunman gekommen?

Harald Fahrngruber:
Den hab ich auch einfach gefragt. Sunrise16 verstehe ich ja als eine Produzenten-Plattform. Ich produziere die Tracks bei mir zu Hause einmal so weit ich kann fertig, damit gehe ich dann ins Studio und lass sie noch mal ordentlich abmischen.

Wie weit können sich die Musiker dann in deine Songs einbringen?

Harald Fahrngruber: Ich mache einmal ein Grundgerüst aus Beats und Samples und die Musiker bringen sich dann insofern ein, dass ich hingehe, zum Beispiel zu Jimi den Gitarristen, und ihm sage „Spiel da was drauf.“ Er mach dann drei, vier Durchgänge und dann geh ich her und suche mir das raus, was ich für gut empfinde. Und dann wird zusammengeschnipselt.

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Es darf also schon jeder mal von sich aus werken?

Harald Fahrngruber: Ja, nun, es gibt von mir schon ein paar Vorgaben. Ich sag dann zum Beispiel „Mach hier mal WahWah“ oder „Mach jetzt mal was grooviges“ oder „Gib mir hier ganz schräge Akkorde“. Ich schnipsle mir dann einfach die Sachen, die passen, heraus, denn so bleibe ich auch irgendwie im elektronischen Bereich. Wenn wir live spielen, dann hat Jimi zum Beispiel einige Freiheiten, da kann er variieren. Live ist auch Barbara am Saxophon und da wird die Musik dann richtig lebendig. Das ist super. Da arbeiten wir zum Teil mit Playbacks, die gefiltert werden und die Live-Musiker spielen dazu. Im Studio schaue ich aber, dass das alles irgendwo im elektronischen Bereich bleibt. Darum nehme ich auch manche Sachen, die ich dann loope, was eine gewisse Monotonie entstehen lässt. Ich mache keinen Tekno, ich mache schon Songs, aber ich scheiße auf diese 0815-Songs mit Strophe, Refrain, Solo, Strophe, Refrain. Es passiert wie es passiert. Ich erzwinge nichts.

Was ist die größte Herausforderung bei Sunrise16?

Harald Fahrngruber: Generell oder im Moment?

Generell und im Moment?!

Harald Fahrngruber: (lacht) Da weiß ich ehrlich gesagt nicht, wo ich anfangen soll. Ganz zu Beginn wollte ich eigentlich nur drei Lieder in zwei Tagen für meine Familie und Verwandtschaft machen. Das war der Grundgedanke. Dann bin ich ins Studio – T-On – gegangen und der Peter Cebul, mein Mitproduzent, meinte dann „Bist du verrückt, das soll alles sein? Hast du noch andere Sachen?“ Ich meinte dann, dass ich noch einen Haufen anderer Sachen habe und er meinte dann, dass wir damit auch noch was machen können. Und dann ist das Projekt gewachsen. Dann kam ein Reifeprozess, der über ein Jahr gedauert hat, mit Höhen und Tiefen, dass es nur so gescheppert hat. Es gab Phasen wo ich dachte „Warum tu ich mir das eigentlich an?“ Da ich ja nur Schlagzeug spielen in einer Band gewohnt war. Da geht man proben und spielt live, aber man ist nicht in die ganzen anderen Dinge verwickelt. Wenn du aber an vordester Front stehst, und es sind deine Lieder, du bist der Erfinder und Schöpfer, der Mastermind von dem Ganzen, dann bekommst du einfach alles ab. Intern und auch was von außen noch kommt. Es wird einem halt nichts geschenkt, es flutscht nicht einfach so dahin und alles ist problemlos. Die Herausforderung ist die, dass man einfach immer weitermacht. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich werde jetzt einfach geprüft ob ich wirklich machen will, was ich da mache. Und ich will es durchziehen. Jetzt ist alles gut, auch wenn nach wie vor viel zu tun ist. Auch die Zusammenarbeit mit den anderen Musikern, die alle Künstler sind, ist interessant. Da gibt es immer wieder viel zu reden und zu diskutieren.

Mit deiner ersten Single warst du ja schon sehr weit vorne in den Ö3-Hörercharts.

Harald Fahrngruber: Ja, ich war einige Wochen in den Hörercharts und ebenso in den Top Ten. Platz sechs war, glaube ich, das beste Ergebnis bisher. Es war der beste Neueinstieg und es hat 2013 kein einziges österreichisches Projekt und keine Band gegeben, die so lange in den Hörercharts war. Ich war auch kurz in den Verkaufscharts mit der Single. Das ist sehr nett. Das freut mich wirklich sehr. Und jetzt kommt dann das Album und da schauen wir mal, was passieren wird.

Hast du damit gerechnet so weit rauf zu kommen in den Charts?

Harald Fahrngruber: Nein, überhaupt nicht. Ich wollte auch ursprünglich ganz ein anderes Lied nehmen und als Single veröffentlichen. Nach ein paar Inputs wurde es aber dann „Don’t Waste My Time“. Das ist die eingängigste Nummer. Die ist so richtig aus mir herausgeblubbt. Manchmal sind die Sachen, die einfach aus einem herausplatschen, die Besten. Und wenn jemand wissen will, wie ich zu Ö3 kam, dann schreib das: Ich bin zu denen hin und wollte ihnen eigentlich meinen Körper verkaufen und sie meinten: „Nein, wir nehmen den Song.“ (lacht)

Die EP gibt es seit Oktober/November 2013. Das Album kommt jetzt im März 2014 raus?

Harald Fahrngruber: Ja, angepeilt ist Mitte/Ende März, Anfang/Mitte April. Ganz genau festlegen kann ich die Veröffentlichung jetzt nicht. Denn es kann immer irgendwas unvorhergesehenes kommen. Das war bisher immer so, darum habe ich keinen genauen Zeitpunkt. Auf dem Album werden dann 13 Lieder sein. Ja, mal sehen.

Sind bei Sunrise16 nun noch weitere Gast-Musiker dabei oder hast du dein fixes Team?

Harald Fahrngruber: Von den Instrumentalisten habe ich alle zusammen. Ich kann mit denen sowohl kleine Clubs bespielen, mit einem Minimal-Set, als auch größere Sachen spielen, mit Gitarre, Schlagzeug, Saxophon und so weiter. Ich bin bei der Besetzung sehr flexibel. Bei den Vokalisten tut sich immer wieder was. Ich habe eine Nummer mit Hubert Tubbs aufgenommen, dann war Christiana Nwosu, die bei „Die große Chance“ mit dabei war, bei mir im Studio. Sie ist 13 Jahre alt, aus Graz, und sie ist eine kleine Amy Winehouse. Stimmlich. Sie ist ein Wahnsinn. Ja, und dann gibt es noch etliche weitere, mit denen ich in Kontakt bin, aber über die ich noch nicht wirklich sprechen kann.

Wie und wann schreibst du am liebsten an deinen Songs?

Harald Fahrngruber: Wenn mir danach ist (lachen). Ich bin draufgekommen, dass es am Besten geht, wenn du völlig von der Rolle bist. Im Sinne von unausgeschlafen sein oder irgendwie gerade unrund, weil dich gerade etwas wurmt. Da bist du am kreativsten und hast am meisten Output. Ich habe es schon versucht ausgeschlafen zu sein, einen Kaffee nebenbei und so auf „Jetzt fang ich an und mach ein neues Lied.“ Und dann geht gar nichts. Ich arbeite auch niemals an einem einzigen Song strikt dahin. Wenn bei dem einen nichts mehr geht, dann nehme ich einen anderen. Ich geh nicht her und sage „So, ich mach jetzt ein Liebeslied.“ Geht nicht. Ich fange einfach irgendwie an, dann falle ich schön langsam rein und dann komme ich in den Flow und nach einer Stunde zirka kommt man dann eh zu dem Punkt wo man denkt „Löschen? Ja? Nein?“ (lacht)
Foto Sunrise 16: Markus Dörfler

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