impuls 2009 in Graz: Galerienrundgang mit Kurzkonzerten von Teilnehmern

impuls lud Freunde der visuellen wie akustischen Kunst -, alle, die es werden wollen, Passanten und Neugierige, Experten und Quereinsteiger, Profis und Amateure . ein, einen samstäglichen Streifzug durch Grazer Galerien zu machen. Dort spielten TeilnehmerInnen der Interpretationsworkshops bei den hervorragenden Dozenten der impuls 2009-Akademie zumeist eine gute halbe Stunde lang tolle Solo- und Ensemblewerke von je 10 Minuten Dauer. Man hatte auch genügend Zeit, durch die aktuellen Ausstellungen zu flanieren und bekam – etwa im Forum Stadtpark – Infos zur jeweiligen Institution.

 
Ute Pinter, im für sie ersten Jahr des Festivals “Managerin” von impuls, gelang die Gewinnung der Galerien und die perfekte Organisation des Ablaufs. Dass tags zuvor wegen Erkrankung von Peter Oswald die KAIROS-Präsentation entfiel, ist schade, aber bestimmt nicht ihre Schuld. So bestand dafür für das mica Gelegenheit, in der Bar des die meisten Dozenten beherbergenden Hotels am späteren Abend zu scherzen, zu plaudern und viele Informationen austauschen zu können (mit dabei Vladimir Tarnopolski, Olga Neuwirth, Beat Furrer, Uli Fussenegger, Ernesto Molinari, Markus Weiss).Der “Galerienrundgang” durch Graz am Samstag dauerte mit kurzen (Übersiedlungs-) Pausen von 10.00 bis 17.00 Uhr und stellte eine wirklich lohnende Innovation des Festivals dar, denn die gebotenen Leistungen der Interpretation (sie stellten für die Solisten eine Herausforderung in “Echtzeit” vor aufmerksamem Publikum dar) und die gebotenen Stücke (auch von bei uns weniger bekannten Komponistinnen und Komponisten) konnten sich hören lassen, waren sehr spannend, kamen im jeweiligen Ambiente von Bildern teils besser hinüber als im Konzertsaal. Die meisten Zuhörer (nicht nur die “Studenten” und anderen Teilnehmer)  blieben bis zum Ende dabei, bzw. stießen oft neue Menschen hinzu.

Es begann morgens im Forum Stadtpark Graz (LINK: www.forum.mur.at ), das – einst von Künstlern, von Emil Breisach und anderen Journalisten, darunter auch einem Ex-KPÖ-Mitglied, unter Schirmherrschaft von Hanns Koren – 1959-/60 seine Pforten öffnete und in diesem Jahr den 50. Geburtstag begeht. Unter anderem mit einer gut gemachten Ausstellung (“Bekenntnis und Konfrontation – Die Anfänge des Forum Stadtpark”). Dran waren zu Beginn die Posaunisten (sie spielten Musik von Scelsi und Folke Rabe/Jan Bark), eine Solo-Cellistin sowie eine Klarinettistin (Elliot Carter).

 
Weiter ging es in die Galerie bzw. das Geschäft von Gebhart Blazek. berber. carpets + textlies (www.berber-arts.com) zu hören waren zwei Stücke von Franco Donatoni (Vibraphon, Kontrabass), und ein wunderbarer früher Salvatore Sciarrino für Flöte solo (All’aure in una lontananza, 1977). In der Bürgergasse, Galerie Lendl (www.eugenlendl.com) ein Trio von Violeta Dinescu für Klarinette, Oboe, Fagott und eine Violinsequenza von Luciano Berio (schwer!), und ein Tenor-Saxophonsolo auch auch noch (Philippe Hurel).

In der Galerie Patrick Ebensperger (www.ebensperger.at) am Mehlplatz ein im Zusammenspiel immens delikates, schwieriges Stück von Fausto Romitelli für ein Ensemble aus Violine (exzellent: der junge Florian Hasenburger, der schon mit 13 Jahren beim ersten impuls vor 10 Jahren mit dabei sein wollte – und konnte), Violoncello, Flöte und Klarinette (Domeniche alla periferia dell’impero, 1995-96). Von einer kanadischen Flötistin ein Stück von der Kanadierin Katia Makdissi-Warren (Dialogue du silence) und ein ebenfalls sehr frappierendes Stück für Becken solo (Brontal) , sodann Cello solo (Wyrd/Fate) von einem Scott Wollschleger.

In der Neuen Galerie Graz (www.neuegalerie.at) folgte ein brachiales Kontrabass-Stück (Valentine, 1969) von Jacob Druckman, ein (ganz kurzes) Sciarrino-Duo für Geige und Viola (La Malinconia), sodann eine Sonate für Klarinette vom Schostakowitsch-Schüler Edison Denisov. Letzte Station war das Museum der Wahrnehmung (www.muwa.at) im Grazer Augarten-Bezirk – eine weitere Sciarrino-Auswahl für Violine solo, Inventenionen für 2 Oboen von Isang Yun, eine beeindruckend virtuose Violoncello-Solo-Musik von Iannis Xenakis (Kottos, 1967) mit dem Cellisten Niklas Seidl und als lauter “Rauswerfer” ein Stück für Klarinette und Sxophon von Georges Aperghis.

 
Weitere Veranstaltungen: Tags darauf (22.2.) fand abends eine vom IEM (Institut für Elektronische Musik und Akustik (Gerhard Eckel) gestaltete, ins Kunsthaus Graz und ins IRCAM / Centre Georges Pompidou, Paris übertragene Live- Präsentation statt. Das Thema war “Enacted Electronics”, der impuls-Workshop mit MELE,  Motion-Enabled Live Electronics für PerformerInnen/ InstrumentalistInnen für Performer / Instrumentalisten und Komponisten (und  selbstredend -innen). Da das mica da nicht mehr dabei war, hier ein Zitat aus dem impuls-Flyer: “Stellen Sie sich vor: ein Computer erkennt über ein Tracking-System zu jedem gegebenen Zeitpunkt genau, wo die InstrumentalistInnen und wo sich die Instrumente auf der Bühne befinden, wie und wohin sie sich bewegen, wie sie zueinander positioniert sind. Über diese und ähnliche räumliche Informationen zu einzelnen Positionen und Orientierungen könnte der Computer sodann Beziehungen erkennen und diese als Grundlage für die Steuerung von Live-Elektronik-Prozessen nutzen – an Stelle von Pedalen, Keyboards oder Reglern. Was Sie sich gerade vorgestellt haben, ist eine der vielen neuen Möglichkeiten, die Motion-Enabled Live Electronics (MELE) bietet – ein weltweit einzigartiges Setup und eine neue interaktive Interface-Technologie, die am IEM in Graz entwickelt wurde.” (www.iem.at)

Am 23. 2. gab es ein erstes Ensemblekonzert mit den Teilnehmern der impuls-Akademien für Instrumentalisten und Komponisten (-innen), Teil II folgt diesen Mittwoch als Abschlusskonzert im Großen Minoritensaal, wieder unter Lucas Vis. Auf dem Programm werden Werke von Franco Donatoni, Beat Furrer, Gérard Grisey, Roman Haubenstock-Ramati, Arnold Schönberg, Iannis Xenakis du Anton von Webern stehen, die bei impuls 2009 von den Dozenten und Teilnehmern erarbeitet wurden (hr).

 
Das Programm des Galerienrundgangs im Detail:  

21. Februar 2009, 10.00-17.00, Graz
impuls-Minutenkonzerte . Galerienrundgang mit Musik

Teilnehmer und Dozenten von impuls 2009

10.00 – 11.15, Forum Stadtpark, Stadtpark 1, 8010 Graz:
Konzert + Ausstellung FS48+: “Bekenntnis und Konfrontation” – Die Anfänge des FORUM STADTPARK, www.forum.mur.at

11.30 – 12.15, Gebhart Blazek . berber. carpets + textiles, Leonhardstr. 12, 8010 Graz
Konzert + Ausstellung carpets + textiles, www.berber-arts.com

12.30 – 13.15: Galerie Lendl, Bürgergasse 4/1, 8010 Graz
Konzert + Ausstellung
Méditerranée, www.eugenlendl.com

13.30 – 14.15: Galerie Patrick Ebensperger, Mehlplatz 1, 8010 Graz
Konzert + Ausstellung Phönix, Texas: Lionel Favre, Bruno Hoffmann, Ulrike Köppinger, Kalu Obasi, Jenni Tischer, www.ebensperger.net

14.30 – 15.15: Neue Galerie Graz, Studio, Sackstraße 16, 8010 Graz
Konzert + Ausstellung Sabine Aichhorn, www.neuegalerie.at

16.00 – 17.00: MUWA, Museum der Wahrnehmung, Friedrichgasse 41, 8010 Graz
Konzert + Ausstellung Felicitas Gerstner “sometimes I am you”, www.muwa.at

impuls in Kooperation mit Forum Stadtpark, Gebhart Blazek . berber. carpets + textiles, Galerie Lendl, Galerie Patrick Ebensperger, Neue Galerie und MUWA

Fotos © mica /Rögl