„WO FINDET SONST NOCH REIBUNG STATT?“ – PHILIPP HANICH AKA BRUCH IM MICA-INTERVIEW

Wo der Hang zur Schnulze aufs Niederdrückende trifft, ist der BRUCH nicht weit. Das Solo-Projekt des bayrischen Melancholie-Exports PHILIPP HANICH sucht nach Sehnsucht und der Möglichkeit, sie in Pathos zu ertränken. Was 2020 mit „The Fool“ in einem Album zwischen Gstanzln und der großen Weltverklärung in Sümpfen und Lagunen Anklang fand, setzt HANICH mit Sitzfleischqualität fort. Wären Scott Walker und Alan Vega noch unter uns, sie sprängen ob der frohen Botschaft freudig in den BRUCH. Über Risse und den Space-Between, vom Zynismus und dem Drang zum Schönen sowie der Unmöglichkeit einer fixen Form und dem Bespannen von Keilrahmen hat sich PHILIPP HANICH bei gar-nicht-bayrischem Bier mit Christoph Benkeser unterhalten.

Der Bruch schreibe neue Songs, man dürfe auf ein Album hoffen, hört man. Nun?

Philipp Hanich: Es ist etwas eigenartig, weil ich ältere Lieder von mir, aber auch von meiner damaligen Band Dot Dash, wieder einsinge – während ich neue Songs mit ihnen kombiniere. Auch wenn das hochgestochen klingt: Es ist so, als würde ich eine Ausstellung konzipieren. Dafür nehme ich auch nicht ausschließlich neue Bilder, sondern ergänze mit dem Bestand. Gleichzeitig ist das Neue natürlich essenziell – auch in Kombination mit anderen Künstler*innen, mit denen ich Songs aufnehme. Der Untertitel von Bruch ist nicht umsonst: The Harbour of the Broken Hearted – das ist den 50er Jahren nachempfunden, weil man glauben könnte, dass es sich dabei um einen Chor handelt. Ein Kniff, um meinen Kopf zu öffnen.

Ein schöner Kniff.

Philipp Hanich: Na ja, mal schauen! Jedenfalls hatte ich einen Singstopp.

Einen Singstopp?

Philipp Hanich: Es kam nichts mehr raus und wenn, nur gepresst – noch gepresster als ohnehin!

Stimmt, du presst sonst gerne …

Philipp Hanich: Von the guts, ja! Ich muss aber aufpassen, dass es nicht zu viel wird. Gerade bei Stücken, die schon länger existieren.

Weil das Räubern im Bestand dazu führt, das Bekannte überzustrapazieren?

Philipp Hanich: Manche Gesangsmelodien sind einfach explosiv passiert. Das versuche ich nachzuempfinden, ohne das Direkte zu verlieren.

Um die Originalität des Damaligen in der Gegenwart zu interpretieren?

Philipp Hanich: Genau. Schließlich sind die meisten Melodien nicht durchkomponiert. Sie kommen einfach aus mir raus, zum Teil über Blindtexte wie …

Obladi Oblada?

Philipp Hanich: Ha, ja! Früher wär ich damit schon fertig gewesen! Heute muss ich mir tatsächlich was einfallen lassen. Als Ausgleich dafür hab ich meine Drei-Worte-Songs.

Drei-Worte-Songs?

Philipp Hanich: Das ist eine Anspielung auf die three chord wonders der Punkmusik. Ich spiel mehr Akkorde, sing aber weniger Worte.

Bruch lebt also gerade die absolute Verknappung?

Philipp Hanich: Die Songs waren in ihrem Aufbau immer einfach …

Klangen in ihrer pathetischen Größe aber selten so.

Philipp Hanich: Ich spiele trotzdem kaum Tonwechsel und halte das Arrangement simpel. Dadurch wird es schwierig, einen Kniff reinzubekommen. Bei 17 Bridges hast du schnell 17 Kniffe, die ähnlich klingen und sich abnützen.

Dabei appellieren die streicherähnlichen Melodien an das Schöne!

Philipp Hanich: Das Schöne ist ein gutes Stichwort, besser gesagt: Die Jagd der Kunst nach dem Schönen und die Frage, wie das Schöne zu definieren sei! Das wird schließlich oft missverstanden mit etwas, das gefallen muss.

Wie interpretierst du das Schöne?

Philipp Hanich: Als Kommunikator! Das Schöne kann gebrochen werden. In unserem Kulturkreis gelten beispielsweise verschiedene Harmonien als schön. Interessant wird es, wenn man sie bricht. Das Schöne liegt deshalb …

Im Bruch!

Philipp Hanich: Ich denke, ja! Der Bruch muss sein, ansonsten wären wir …

Beim Schlager!

Philipp Hanich: Genau! Wobei der Schlager eine eigene Schönheit in sich trägt oder trug. Gerade im aktuellen Schlager schimmert zwar ein Weltschmerz in den Texten durch, der Rest baut aber auf Bum-Bum-Bum auf.

Da war man im Schlager der Nachkriegszeit deutlich melodiöser unterwegs.

Philipp Hanich: Die Poesie, die darin verborgen lag, war vermeintlich trashig. Trotzdem war sie ansprechend – auch wenn das der nostalgisch-verklärende Blick darauf sein mag. Aber hör dir frühe Stücke von Drafi Deutscher an. Das waren Garage-Stücke, bei der die Band wie eine Sixties-Gruppe spielt.

Ich denke an Stücke von Komponisten wie Gerhard Heinz. Sein Songcontest-Beitrag war textlich völlig gaga, die Melodie aber in sich so stimmig, dass sie im Ohr bleibt.

Philipp Hanich: Das ist interessant, weil es niederschwellig zugänglich bleibt. Es ist ein Gstanzl, das durch einfache Poesie getragen wird. Das darf man als Kunstform in ihrer Ästhetik nicht unterschätzen.

Worin darf man das Gstanzl nicht unterschätzen?

Philipp Hanich: Wozu es in der Lage ist! Ende des 19. Jahrhunderts war das Gstanzl quasi Punk – Komponist*innen haben die Regierung angegriffen, indem sie auf Metaphern und Formen zurückgriffen, die sie nicht belangbar machten. Deshalb meine ich: Man kann alles nutzen, um etwas auszudrücken. Es ist weder das dissonant Verkopfte noch die ärgste Punk-Attitüde, mit der man eine Message transportiert – es ist vielmehr der Alltag, der zu Gedichten wird. Die Band Television Personalities war für mich ein Vorbild. Deren Frontmann Dan Treacy hat liebe Lieder gesungen, währenddessen aber den Mittelfinger ins Gesicht gestreckt – verpackt in Alltagserzählungen.

Mir fällt der frühe Scott Walker ein. Ende der 60er Jahre waren das auch Gstanzln, die ich mit deinen vergleichen würde.

Philipp Hanich: Ich würde gerne mal in dieser Zeit sein, um zu sehen, wie es damals rüberkam. War das wirklich total anders und irr? Im Nachhinein ist das für mich schwer vorstellbar. Ein paar Jahre später kamen schließlich Suicide. Sie nahmen den Pop, abstrahierten ihn und übernahmen seine Attitüde – das imponiert mir enorm!

Kann ich nachvollziehen. Man merkt das in deinem künstlerischen Auftreten. Es ist keine Kopie des Vergangenen, vielmehr seine aktualisierte Form in der Gegenwart.

Philipp Hanich: Es genauso zu wiederholen, das ginge nicht. Es ist eine andere Zeit, wir sind andere Menschen, haben andere Erfahrungen … diese Art von Musik lebt von den Erlebnissen, die uns umgeben, selbst wenn das Überthema gleichbleibt. Sowohl Suicide als auch Bruch ist Sehnsucht. Das schwingt in den Texten und im Denken mit. Natürlich könnte man sagen: Die Kunst sucht nach Sehnsucht oder nach der Möglichkeit, sie zu stillen.

Eine Katharsis, meinst du?

Philipp Hanich: Eine Besserung, ja. Wenn man sagt, man mache politische Kunst, ist das eine große Sehnsucht nach Veränderung. Politik zu machen, ist allerdings schwierig. In der Kunst lässt sich das durch Fantasie und Poesie verwirklichen, um verschiedenste Aspekte und Blickwinkel einzunehmen, ansonsten wäre …

Die Grenze zum Aktivismus überschritten?

Philipp Hanich: Oder zur Werbung!

Zur Werbung?

Philipp Hanich: Na, ich drück mich oft in Bildern und Liedern aus, weil ich mich im Reden ausfranse.

Gerade in der Ausfransung liegt doch der Bruch. Ich stell mir das wie einen ästhetischen Riss vor, in dessen Space-in-Between, seiner Leerstelle, etwas passiert. Deshalb finde ich diese Gedanken spannend, weil dadurch Brüche entstehen, die du durch die Ausfransung provozierst.

Philipp Hanich: Kunst ist Kommunikation, ja. Man kann einen Bruch natürlich konzipieren, allerdings bleibt dadurch wenig Freiraum für die Rezipient*innen. Im Moment, in dem man sich zu sehr auf den Bruch fokussiert, ist er nicht mehr.

„DIE VERWERTUNG IST DAS NEBENPRODUKT, DAS PASSIERT.“

Er lässt sich provozieren, aber nicht gezielt herbeiführen.

Philipp Hanich: Auch wenn es Künstler*innen gibt, die das Flirren sofort herbeiführen können. Da geht es um das Direkte, nicht um das Reproduktive.

Wobei die Reproduktion den Bruch nicht ausschließt.

Philipp Hanich: Ja, sonst müsste man permanent etwas anders machen und alles neu erfinden, ohne dass es Zeit bekommen hat. Das wäre Geschäftsgebaren, aber keine Kunst. Versteh mich nicht falsch: Druck ist in der Kunst nicht unbedingt schlecht. Allerdings muss aus der Kunst kein Ergebnis entstehen, das verwertet wird. Die Verwertung ist ein Nebenprodukt, das passiert.

Oder besser gesagt: passieren muss?

Philipp Hanich: Während meines Malerei-Studiums habe ich für die Künste gebrannt. Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem nur noch Zynismus angebracht war. Daraus entstand Bruch.

Der Bruch entstand aus dem Zynismus?

Philipp Hanich: Aus der Realisierung, dass ich den Zynismus nicht mehr in meinem Leben wollte! Ich wollte mich wieder öffnen, durchaus zugeben, dass ich manches schön finde und mich anderes verletzt. Das kennen wir alle.

Bloß gibt es kaum jemand zu, weil man Verletzlichkeit mit Schwäche konnotiert.

Philipp Hanich: Genau! Allerdings sind wir hier in der Kunst. Was bedeutet also Schwäche für die Kunst? Eine Frage, die mich nach einer Form suchen ließ. Daraus entstand die Idee zur Schnulze. Was ich erlebe, mich stark oder schwach macht, lässt sich dadurch ausdrücken, ohne dass ich mich mit der Frage der Peinlichkeit auseinandersetzen muss.

Eine schöne Ausgangsgeschichte.

Philipp Hanich: Eine, die ich erst realisierte, nachdem sie passiert war. Trotzdem war sie notwendig! Schließlich wollte ich nicht zynisch sein. Ich habe ein gewisses Talent im Zerstören, das ist nicht so gut. Der Schritt, sich selbst zu öffnen, war also wichtig. Und er passiert nach wie vor. Deshalb greife ich wieder auf ältere Lieder zurück, weil sie ausschlaggebende Momente markieren, die …

Du neu betrachten willst?

Philipp Hanich: Ja, und darin den Bruch zu erkennen.

Bild Bruch
Bruch (c) Anna Pühringer

Was hat ursprünglich zum Zynismus geführt?

Philipp Hanich: Wahrscheinlich die Erkenntnis … Na ja, das klingt jetzt religiös, lass es mich anders probieren. Als ich begonnen habe zu malen, dachte ich mir: Du wirst Maler und das ist etwas Tolles! Ich war euphorisiert, weil ich dachte, dass ich über meine Bilder kommunizieren kann. Mit der Zeit bekommt man mit, wie dieser Betrieb läuft …

Du meinst die Strukturen hinter der Kunst?

Philipp Hanich: Ja, aber auch die eigenen Grenzen! Schließlich lässt sich die Welt nicht durch ein Bild verändern.

Der Moment der Desillusionierung, nehme ich an.

Philipp Hanich: Total! Ich hatte eine gewisse Naivität, die ich in manchen Momenten gerne wieder hätte. Auf ihr gründete die Euphorie, die irgendwann gebrochen wurde und zur Destruktion führte, der ich den Zynismus vorschob.

Vielleicht braucht es die Erkenntnis des Zynismus, um den Bruch herbeizuführen und in ihm das Interesse wiederzuentdecken.

Philipp Hanich: Genau, damit wären wir wieder bei der Schönheit und dem guten Leben. Ich suche es schließlich nicht nur für mich. Ich meine damit vielmehr den Punkt, an dem die Kunst die Frage stellen könnte, worum es sich handelt, wenn man Schönheit sagt. Es wird keine endgültigen Antworten geben. Das darf es gar nicht, denn man macht als Künstler*in immer ein Angebot.

Ein Angebot, das offenbleiben muss, ohne eine Wahrheit abzubilden, aber eine Deutungsrichtung vorgibt.

Philipp Hanich: Ja. Man macht keine Kunst, um recht zu haben, weil: Who am I? Es gibt keine Klarheit, nichts Festes. Zumindest nicht mehr in einer Form, die gewisse Identitäten abbildet. Früher gab es am Skateplatz Hip-Hopper, Punks und Metaller. Diese Zuordnung vermisse ich manchmal.

Weil dadurch nach außen klarer war, wofür man steht?

Philipp Hanich: Auch weil man dadurch nach innen wusste, zu wem man gehörte!

Die Identifikation war einfacher, meinst du.

Philipp Hanich: Ja, aber das ist eine Teenager-Sache und ein bisserl wie Fan eines Fußballclubs sein. Das brauch ich nicht mehr zwingend. In einem gewissen Alter kann es aber wichtig sein, um auf einen Weg zu kommen. Man grenzt sich ab und findet zu einer Identität.

Indem man sich nach außen hin und von innen aus abgrenzt – auch von Dingen, die man mitunter gernhat.

Philipp Hanich: Ja, man gibt es nicht zu. Das ist eine gute Erfahrung, weil man merkt, dass sich die Welt nicht in einzelne Zuordnungen aufteilen lässt. Interessanterweise orientiert sich die Form – sowohl in meiner Malerei als auch bei Bruch – an etwas Fixem, innerhalb dessen ich mich zum Ausdruck bringen will.

Wie meinst du „fixe Form“?

Philipp Hanich: Die Malerei orientiert sich an einem abgesteckten Ding, zumeist ein Rechteck. In dieser Form passiert etwas.

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Es braucht die bewusste Setzung eines Rahmens, um innerhalb seiner Grenzen die Möglichkeit zum Bruch zu finden.

Philipp Hanich: Das stimmt schon. Die Form gibt etwas vor, lässt sich innerhalb ihrer Grenzen aber auch formen.

Lässt sich der Rahmen des Bildes mit der Form der Musik vergleichen?

Philipp Hanich: Ich würde es nicht ganz abschließen, aber es gibt durchaus Anknüpfungspunkte. Am Beginn steht die Festlegung der Form. Sie muss nicht immer gleich sein, kann ausufern und ausfransen. Allerdings weiß ich, dass ich nicht improvisiere, bevor ich keinen Rahmen gefunden habe.

Wie lässt sich dieser Rahmen finden?

Philipp Hanich: Aus der Arbeit und dem Probieren heraus. Wenn man beginnt, stellt sich etwas ein – im besten Fall eine Form des Flows, in dem Dinge passieren, ohne dass sie einer Erklärung bedürfen.

Der Flow ist ein gutes Stichwort. Wie findest du zur Balance zwischen Über- und Unterforderung?

Philipp Hanich: Tatsächlich über das Tun und weniger über das Nachdenken, wie ich zu beginnen habe. Selbst wenn gar nichts geht, kann ich immer noch Keilrahmen bespannen oder simple Beats bauen. Dafür braucht man allerdings Zeit, um sich zu konzentrieren. Deshalb betreibe ich Bruch schon länger in einer ähnlichen Form.

Weil du dich darauf konzentrieren willst?

Philipp Hanich: Ja, es ist ein Fluss, der nie stillsteht und sich Zeit nimmt.

Zeit wird zur Möglichkeit, etwas zu tun.

Philipp Hanich: Genau! Wenn ich sage, dass bei mir die Form aus dem Tun entsteht, setze ich gewisse Dinge voraus, die nicht selbstverständlich sind: ein Ort, die Ruhe, Zeit, mit der ich hadere …

Rennst du der Zeit hinterher oder diktiert sie dein Empfinden?

Philipp Hanich: In mir steckt ein altes, fast protestantisches Ethos, etwas liefern zu müssen. Das bekomme ich nicht los, obwohl ich mich dagegen wehre. Schließlich ist es für die Kunst nicht zuträglich, permanent mit dem Gedanken zu leben, liefern zu müssen. Manchmal sehne ich mich deshalb nach einer Punk-Band. Drei Akkorde, ein kurzer Song – und dann alles von Neuem. Dafür braucht man aber auch Zeit …

Wenn man nicht dran denkt, dass man die Zeit braucht, ist sie einem egal.

Philipp Hanich: Oder: Wenn man nicht dran denkt, dass man etwas fertigstellen muss, ist es einem egal, ob etwas fertig wird! Wichtig ist es nur, wenn man nach außen geht, um das Fertige herzuzeigen. Da habe ich mich irgendwann verbarrikadiert und niemandem mehr etwas gezeigt.

Außer dir.

Philipp Hanich: Das ergibt aber keinen Sinn!

Steckt dahinter eine Angst, etwas herzuzeigen, dass nicht „fertig“ ist?

Philipp Hanich: Eher die Tatsache, dass man etwas immer noch besser machen könnte!

Wie weißt du, wann etwas fertig ist?

Philipp Hanich: Bei den Liedern sagt es mir manchmal meine Partnerin [Anna Pühringer betreibt mit Hanich auch das Label Cut Surface]. In der Frage, was gut klingt, ist sie streng. Darüber kann ich kurz beleidigt sein – vor allem, wenn ich selbst weiß, dass es noch nicht fertig ist! Trotzdem ist diese Kritik wichtig, weil Reibung zuerst in einem sicheren Rahmen stattfindet. Das Öffnen nach Außen ist eine andere Sache. Dass jemand bei einem Konzert mal eine Tomate schmeißt, hab ich mir immer gewünscht, weil: Wo findet sonst noch Reibung statt?

Das heißt, du hättest gerne einen Paradeiser im Gesicht?

Philipp Hanich: Der Diskurs wäre schon ausreichend! Sonst kommen die Leute und sagen, dass es toll war, oder …

Sie klatschen aus Verlegenheit.

Philipp Hanich: Genau!

Bild Bruch
Bruch (c) Anna Pühringer

Reiben wir uns generell zu wenig?

Philipp Hanich: Vielleicht! Die Frage ist, was wir mit Reibung meinen. Es geht mir nicht darum, jemanden niederzumachen. Ich sehe eher die Reibung, die von innen kommt.

Wie meinst du das?

Philipp Hanich: Vielleicht braucht es nicht unbedingt mehr Reibung, sondern ein gutes Selbstbewusstsein für manche Dinge.

Das Selbstbewusstsein mit der Überzeugung, dass es schon gut ist, was man macht.

Philipp Hanich: Ja, weil sein Gegenteil – das Übersensible – bei mir oft in Konfrontation ausartet.

Was in sich wiederum einem Bruch gleichkommt.

Philipp Hanich: Und bedeutet, dass ich mich in einem Space-in-Between verorte, um ihn auszuloten und abzubilden – als Möglichkeit für andere.

Weil der Bruch immer ein Angebot bleibt.

Philipp Hanich: Ja, man muss ihn nicht annehmen. Der Bruch besteht in der Konstanz, weil …

Man nicht einfach in den Bruch hineinstolpert.

Philipp Hanich: Über die Oberfläche stolpert man schnell. Den Bruch muss man sich erarbeiten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Christoph Benkeser

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Links:
Bruch (Bandcamp)
Bruch (Cut Surface)
Bruch (Soundcloud)
Cut Surface (Homepage)