In der letzten von vier Festivalwochen greift WIEN MODERN noch einmal kräftig in den Farbtopf: Zwei Tage akusmatische Reisen durch französisch-österreichische Elektronik-Klangwelten im TU-Dach, ein Experiment zwischen Film, Literatur und Komposition im MuseumsQuartier, die „Verführung” von MARLENE STREERUWITZ und KATHARINA KLEMENT; GIDON KREMER mit LUIGI NONO im Wiener Konzerthaus; zwölf Radios als Musikinstrumente in einem Avantgarde-Klassiker von JOHN CAGE Cage im RadioKulturhaus; „13 Farben der Abendsonne” im Musikverein und das Abschlusskonzert mit den Preisträgerwerken des mdw-Kompositionswettbewerbs „Bilder im Kopf”.
Das letzte Festivalwochenende steht mit „The Acousmatic Project” ganz im Zeichen der Elektronik: Zwei Tage lang wird das Dach der TU am Karlsplatz mit dem Wiener Akusmonium (Surround-Lautsprecherorchester) unter der Leitung von Thomas Gorbach zum dreidimensionalen Hörraum für mehrere Generationen elektronischer Musik. Am Samstag, 25.11. sind mit Pierre Henry (Filmmusik zu Dziga Vertovs Stummfilm-Klassiker „Der Mann mit der Kamera” in der Late Night ab 21:30) und Anestis Logothetis aus Wien zwei Elektronik-Klassiker zu entdecken. Dazu kommen jede Menge jüngerer und jüngster KomponistInnen mit 13 Uraufführungen und vielen weiteren Werken.
„The Acousmatic Project II” am Sonntag, 26.11. sorgt der Künstler Götz Bury für Kostproben aus der experimentellen Elektro-Küche. Abgehört und klanglich modifiziert wird sein beim Kochen unwillkürlich entstehender Geräuschteppich von Studierenden des Fachs Electroacoustic Music und Music Interface Design der TU Wien. Das IMA Institut für Medienarchäologie präsentiert die argentinisch-französische Elektronik-Pionierin Beatriz Ferreyra mit einem Portraitkonzert und einer DVD-Produktion.
Laufen im Park, eine Achterbahnfahrt, kleine Gesten – ganz banale Alltagswahrnehmungen werden im Projekt „daily transformations” am Sonntag, 26.11. zum Auslöser künstlerischer Transformationen. Die Uraufführung eines kollektiven Experiments zwischen Film (Anna Henckel-Donnersmarck), Literatur (Lisa Spalt) und Komposition (Clemens Gadenstätter) bestreiten das norwegische Ensemble asamisimasa und die Neuen Vocalsolisten Stuttgart; für die aufwendige Live-Elektronik zum Abschluss des elektronischen Wochenendes sorgt das renommierte SWR Experimentalstudio.
Nicht das von Don Juan getötete Opernthema Liebe, sondern das allgegenwärtige der Verführung nehmen Marlene Streeruwitz und Katharina Klement am Montag, 27.11. im Konzerthaus als Ausgangspunkt einer Versuchsanordnung: Wie können Text und Musik gleichberechtigt nebeneinander auf der Bühne stehen? Die mdw Rahmenhandlung lädt im Anschluss zu einem Nachgespräch mit den beiden Künstlerinnen in das Cafe Heumarkt.
Eine Rarität ist am 28.11. im Wiener Konzerthaus zu erleben: Die Komposition „La Lontananza“ entstammt der Zusammenarbeit des venezianischen Avantgarde-Komponisten Luigi Nono mit dem lettischen Stargeiger Gidon Kremer. Aus Kremers Geigenklang formte Nono die Raumelektronik in einem seiner letzten Stücke.
Das ensemble xx. jahrhundert präsentiert am Mittwoch, 29.11. im RadioKulturhaus bei „Imaginary Landscapes” Meisterwerke der Imagination: Arnold Schönbergs Klassiker des Kopfkinos, John Cage, der 1951 das Radio zum Musikinstrument ernennt, Claude Viviers flirrendes Fantasiebild der Seidenstraße und drei neue Stücke aus Österreich.
„13 Farben der Abendsonne” tauchen am Donnerstag, 30.11. den Gläsernen Saal im Musikverein in kräftige Klangfarben: Eine Frankreich-Spanien-Erkundung von Messiaens erstem Vogelgesang über Murails titelgebendes frühes Meisterwerk bis zu Alberto Posadas’ Blick auf die Sfumato-Techniken von Leonaro da Vinci.
Beim Abschlusskonzert am Freitag, 1.12. im RadioKulturhaus fokussiert Wien Modern noch einmal ganz auf das Motto „Bilder im Kopf“. Die Preisträgerwerke des gleichnamigen mdw-Kompositionswettbewerbs lassen Bilder ganz ohne Filme, Videos oder Projektionen entstehen – nur mit den Mitteln des mdw Orchesters Wien Modern unter der Leitung von Jean-Bernard Matter und dem Solisten Andreas Lindenbaum (Violoncello).