Werner Kitzmüller – Evasion

Das Metier des musikalisch Gewöhnlichen war ja noch nie jenes des Werner Kitzmüller. Doch das, was der Wiener auf seinem ersten Album “Evasion” (Valeot Records) auf den Weg bringt, entfernt sich dann schon sehr weit weg von bekannten und bereits tausend Mal gehörten Liedermacherformaten. Hier wird eine Form von Kunstmusik zelebriert, die mit einer solch fesselnden Intensität und unglaublichen Tiefe zum Erklingen gebracht wird, dass  es einem die Worte verschlägt. Einfach ganz großes, faszinierendes, hochemotionales und tiefsinniges Klangkino, dem unbedingt Gehör geschenkt werden sollte.

Mit “Evasion” liefert Werner Kitzmüller nicht nur den perfekten Soundtrack für die kühlen und grauen Novembertage ab, sondern auch sein großes musikalisches Meisterstück, an dem er fast eine ganze Dekade gewerkt hat. Die insgesamt zehn, von einer latenten Traurigkeit und Melancholie getragenen Stücke kommen einer Reise in das tiefste Ich des Liedermachers gleich. Der Wiener legt jene Gefühle frei, die, lange Zeit  verborgen, letztlich ihren Weg über Musik nach außen finden. Der Singer/Songwriter gewährt Einblicke in sein Seelenleben, und das ohne dabei auch nur einen Moment lang Gefahr zu laufen, sich in pathetischen oder klischeebeladenen Gesten zu verlieren. Ein kunstvoller Spagat, den nur wenige so vortrefflich zu meistern in der Lage sind.


Insgesamt geht der Werner Kitzmüller auf „Evasion“ sehr behutsam und zurückhaltend an die ganze Sache heran. Die eindringlichen Songs, die vom Multiinstrumentalisten in ein sehr reduziert gehaltenes Klangkostüm gehüllt werden, bringen eine akustische Zerbrechlichkeit zu Tage, die man sie sonst nur selten zu Gehör bekommt. Alleine eine Gitarre, ein Piano, ein Cello, einige wenige elektronische Spielereien sowie seine tiefe und ausdruckstarke Baritonstimme reichen dem Wiener aus, dichteste Emotionalität und eine fast alles umschließende vielschichtige Atmosphäre zu erschaffen, welche den/die HörerIn vom ersten Moment an fesselt. Zusätzlichen Charakter verleihen den einzelnen, stilistisch irgendwo zwischen Singer/Songwritertum, Pop, und Blues angesiedelten Liedern befreundete KollegInnen wie David Schweighart (Tupolev), Meaghan Burke und Matthias Frey (Sweet, Sweet Moon), die durch ihr Zutun das Gesamtbild auf wunderbare Art und Weise abrunden.

Liebhaber des tiefsinnigen, niveauvollen Liedermachertums werden an “Evasion” nicht vorbeikommen. Werner Kritzmüllers Songs sind einfach viel zu stark, um ungehört zu bleiben. Bleibt zu hoffen, dass man von diesem außergewöhnlichen Musiker auch in Zukunft noch so einiges zu hören bekommen wird. (mt)

 

http://kitzmueller.klingt.org/
http://valeot.com/