Es kann schon vorkommen, dass HEARTS HEARTS in Sachen Klimaschutz auf offener Bühne ein „radikales Umdenken der politischen Entscheidungsträger:innen“ fordern. So geschehen bei den Amadeus Awards 2022 als akkordierte „Störaktion“ von Music Declares Emergency Austria, zur deren Unterstützern sich die vierköpfige Indie-Pop-Band zählt. Für uns haben sich HEARTS HEARTS, bestehend aus David Österle, Daniel Hämmerle, Johannes Mandorfer und Peter Paul Aufreiter, im Rahmen dieser Serie mit 5 Fragen zu Klimakrise und Nachhaltigkeit im Musikbetrieb auseinandergesetzt.
Welche Maßnahmen ergreift ihr persönlich, um in eurer Tätigkeit als Musikschaffende umweltfreundlicher und nachhaltiger zu sein? Wo fällt es euch besonders schwer, euer Verhalten in Bezug auf eure Arbeit in der Musikbranche zu ändern?
Hearts Hearts: In unserem Wirkungsbereich scheint uns der auswirkungsreichste Aspekt das Touren zu sein. Wir sind in der Vergangenheit auch zu Shows geflogen. Darauf verzichten wir nun einige Jahre schon komplett. Worauf wir aufgrund des Umfangs unseres Equipments nicht verzichten können, ist einen Bus zu mieten, um zu den Venues zu kommen. Über öffentliche Verkehrsmittel lässt sich das für uns schlichtweg nicht bewerkstelligen.
„Wir sind in der Vergangenheit auch zu Shows geflogen. Darauf verzichten wir nun einige Jahre schon komplett“
Inwiefern denkt ihr, dass die Musikindustrie eine Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise spielen kann? Welche Schritte sollten euer Meinung nach unternommen werden?
Hearts Hearts: Dadurch, dass Musik einen so hochemotionalen Bereich in unseren Leben darstellt, denken wir, das größte Wirkungspotenzial liegt darin, die Dringlichkeit des Themas in die Gesellschaft zu tragen, es in Songs, auf Bühnen und in der Medienarbeit zu thematisieren.
Eine Tour bietet grundsätzlich beträchtliches Optimierungspotenzial. Einerseits ist die Anreise zu verschiedenen Konzertorten bedauerlicherweise immer noch auf den Einsatz von Autos angewiesen. Zudem stellt auch die Verpflegung an diversen Autobahnraststätten sicherlich nicht das Optimum in Bezug auf Nachhaltigkeit dar.
„Derzeit zeichnet sich ein Trend ab, vermehrt auf gebrauchte Vintage-Instrumente zurückzugreifen.“
Ein ähnliches Problem ergibt sich bei der Produktion von Musikinstrumenten. Die Herkunft ist oft nur schwer nachvollziehbar. Ein Großteil wird im asiatischen Raum produziert, wo nicht immer ausreichend auf umweltfreundliche Produktionsverhältnisse geachtet wird. Doch es gibt auch positive Entwicklungen: Derzeit zeichnet sich ein Trend ab, vermehrt auf gebrauchte Vintage-Instrumente zurückzugreifen. Damit wird der ökologisch nachhaltigste Weg eingeschlagen, denn nichts ist umweltfreundlicher als Produkte, die nicht neu hergestellt werden müssen.
Aktionen, die unser tägliches Leben stören, bekommen viel Aufmerksamkeit in den Medien. Auch Konzerte sind medienwirksam: Was könnten Konzerte und Festivals bewirken? Wie sieht ihr eure Rolle?
Hearts Hearts: Wir würden es wünschenswert finden, wenn Musiker:innen sich zu diesem Thema deutlicher und regelmäßiger äußern würden. Gerade Konzerte wären eine Möglichkeit z.B. regionale Umweltorganisationen einzuladen und ihnen eine Plattform zu bieten. Besonders bei Gruppen, die ein breites Publikum erreichen, wäre dies von großer Bedeutung.
Seid ihr du schon auf Initiativen zum Thema Nachhaltigkeit in der Musikszene gestoßen? Wenn ja, welche und in welcher Art und Weise haben euch diese beeinflusst?
Hearts Hearts: Hier ist definitiv die internationale Initiative Music Declares Emergency zu erwähnen. Diese bedeutende Plattform setzt sich intensiv mit Nachhaltigkeitsthemen in der Musikindustrie auseinander.
„Eine umfassende Veränderung in der Musikbranche ist nur dann zu erwarten, wenn sie auf klaren umweltpolitischen Richtlinien aufbaut.“
Welche Herausforderungen sieht ihr bei der Umsetzung nachhaltiger Praktiken in der Musikszene? Welche Ressourcen, Informationen oder Unterstützung wünscht ihr euch, um nachhaltigere Entscheidungen in Bezug auf eure Musikkarriere treffen zu können?
Hearts Hearts: Wir vertreten die Ansicht, dass die Verantwortung in diesem Zusammenhang nicht auf die individuellen Musiker:innen abgewälzt werden kann. Diese befinden sich ebenfalls in Strukturen, die von politischen Entscheidungen geprägt werden. Die Bewältigung dieser Krise sollte nicht allein den Privatpersonen überlassen werden; vielmehr bedarf es politischer Maßnahmen, die von der gesamten Gesellschaft getragen werden. Eine umfassende Veränderung in der Musikbranche ist nur dann zu erwarten, wenn sie auf klaren umweltpolitischen Richtlinien aufbaut.
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