Tiefste Zuversicht empfindet MARIA WEISS in den frühen Morgenstunden, noch bevor alles Weitere in den Tag hineinbricht. Vermutlich trägt diese Zuversicht auch maßgeblich zur liebevollen und detailreichen Gestaltung ihrer beiden letzten Veröffentlichungen bei: Mit „early music bird“ schuf MARIA WEISS als Mezzo-Sopranistin, Forscherin und Mastermind nach „favola in musica“ das zweite Konzeptalbum in märchenhafter Ästhetik und samt weitreichender Wissensvermittlung. Denn die Alben verbinden nicht nur Welt-Ersteinspielungen Alter Musik mit neuen Titeln von Wolfgang Mitterer, die eine ganz besondere Verbindung zwischen Altem und Neuem entstehen lässt. Die CDs sind in umfangreiche Bücher mit wissenschaftlichen Texten zu den Funden aus den Archiven eingebettet. Das elektronische Booklet zu early music bird ist darüber hinaus auch mit Videos, Aufnahmen der eingesprochenen Texte und animierten Illustrationen versehen und schafft hier zusätzliche Zugänge. Was das alles mit Zauber und Harry Potter zu tun hat, erzählt MARIA WEISS mica-Interview.
Vielleicht gleich vorneweg: Dem Titel und der Gestaltung des Konzeptalbums „early music bird“ mutmaße ich, dass du auch ein early bird, eine Frühaufsteherin bist. Stimmt denn das?
Maria Weiss: Ich liebe den Morgen und früh, noch vor Sonnenaufgang aufzustehen. Der Tag beginnt einfach besser. Allerdings bin ich Nachteule und Morgenlerche zugleich und arbeite gerne bis in die späten Nachtstunden hinein. Gerade im Zuge dieses Projektes musste ich über einen langen Zeitraum viele zusätzliche, nächtliche Arbeitsstunden einschieben. Ich habe sie schließlich auf den Morgen verlegt, bin früher schlafen gegangen und dann, sehr früh, um 4 Uhr aufgestanden. Es war wunderbar!
Welche Bedeutung haben für dich die frühen Morgenstunden?
Maria Weiss: Die frühen Morgenstunden, das Aufwachen und die erste Zeit danach sind für mich wie ein musikalisches Präludium, in welchem Tonart und Leitmotiv des Tages festgelegt werden. Sie legen eine „Bahn“ für den ganzen Tag, geben ihm eine „Farbe“ und eine gute Schiene, die durch den ganzen Tag tragen kann.
Ich brauche am frühen Morgen vor allem Ruhe und zuerst einmal einen Kaffee. „Die Welt“, alles andere, Musik, Gespräche, Erfreuliches, Schwieriges, Alltägliches kommt danach.
Der Frühmorgen ist für mich von kleinen, aber wichtigen Ritualen geprägt. Die energetische Stille eröffnet für mich Raum für Kreativität und Gedanken, um Projekte vorzubereiten, zu realisieren oder Ideen niederzuschreiben.
Du hast nun etlichen Arien zum Thema zu den frühen Morgenstunden, zu den „early birds“, zu Weltersteinspielungen verholfen. Wie hast du diese gefunden?
Maria Weiss: Die Suche wird mittlerweile durch zahlreiche online verfügbare Digitalisate erleichtert. Aus geografischen Gründen beginnen meine Recherchen meistens in der Österreichischen Nationalbibliothek, da ich hier auch die Möglichkeit habe, in den originalen Handschriften zu blättern. Das Analoge und Haptische ist für mich von unschätzbarem Wert.
Von der Bibliothèque nationale de France bis hin zu zahlreichen anderen Bibliotheken in Deutschland oder Italien suche ich nach Arien, die zum Thema des Konzeptalbums passen können.
Nach einer ersten Auswertung erfolgt eine erste Transkription, danach eine musikalische Evaluierung mit meinem Coach James Pearson (ehem. Musikalische Studienleitung / Wiener Staatsoper), wo oft vieles an Musik wieder verworfen werden muss und danach eine akribische Transkription in moderne Notenschrift der ausgewählten Arien. Eine Welt-Ersteinspielung dieses neuen Albums wurde mir von Christian Moritz-Bauer, einem am Projekt beteiligen Musikwissenschaftler, vorgeschlagen.
Hast du dir du das Thema zurechtgelegt oder hat sich das aus deinen Recherchen in Archiven ergeben?
Maria Weiss: Das Thema der Konzeptalben steht vorher fest. Die Suche nach Welt-Ersteinspielungen in den Archiven geht von dem festgelegten Thema aus.
„Auf die Suche nach dem, was bleibt“
Das Album „early music bird“ trägt den Untertitel „alte neue musik“, wie auch die Formation 1607. ensemble für alte und neue musik bereits das Alte und Neue im Namen trägt. Einerseits bringst du auf diesem Album Ersteinspielungen alter Musik, die du bei intensiven Recherchen in Archiven wieder ans Tageslicht befördert hast. Andererseits kombinierst du diese „Alte Musik“ mit neuen Tracks von Wolfgang Mitterer, der Samples aus diesen Aufnahmen mit eigenen Klängen verbindet und so seine eigenen Werke schafft.
Was hat dich zu dieser Herangehensweise inspiriert und wie hat sie sich dann auf dem weiteren Weg gestaltet?
Maria Weiss: Ausgegangen bin ich von einem „Ideal“. Auch wenn wir es nie erreichen, glaube ich, dass wir ein Ideal brauchen und „leben“ sollen. In allen Sparten gibt es Kunstwerke, ob in Musik, Malerei, bildender Kunst, deren Bedeutung, Qualität und Schönheit Jahrhunderte überdauern, die zeitlos, gleichzeitig alt und neu sind. Für mich sind das etwa die Werke eines Sandro Botticelli, eines Fra Angelico, in der Musik Werke von Johann Sebastian Bach oder Claudio Monteverdi.
Daher liegt die Antwort dazu im Namen des organisatorischen Dreiklangs unserer Projekte, nämlich von Ensemble, Label und Verein. Namensgebend war Monteverdis Werk „L’Orfeo. Favola in Musica“und das Jahr 1607, das Jahr der ersten Aufführung dieser ersten, gänzlich erhaltenen Oper im Palazzo Ducale in Mantua. Dieses Werk hat mich begeistert, Monteverdis Herangehensweise, das Verweben von Prima und Seconda Pratica, wie er das Alte mit dem Neuen auf geniale Weise miteinander verwoben hat.
So stand Monteverdis„L’Orfeo. Favola in musica“ Namenspate für das 1607 ensemble für alte & neue musik, für das Label 1607 Records und für den Musik- und Kulturverein Favola in Musica.
Im Weiteren faszinierte und inspirierte mich die Vielschichtigkeit dieses Werkes, der Stoff und die existentielle Suche und Reise des Orpheus. Die Idee entstand – im Sinne von favola – mit unseren Projekten und Konzeptalben in einer klar definierten, märchenhaft inspirierten Ästhetik und Sprache mit Musik, Wort und Bild Geschichten zu erzählen, die berühren und inspirieren und uns – gleich einem Orpheus – auf eine Reise zu begeben: Auf die Suche nach dem Neuen im Alten, Welt-Ersteinspielungen von in den Archiven vergessenen Werken und der Suche nach dem Alten im Neuen, Welt-Ersteinspielungen Neuer Musik, inspiriert von Alten Meister:innen.
Auf die Suche nach dem, was bleibt.
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„Meine Kindheit war verzaubert und von Märchen geprägt“
Wie hast du die Auswahl der Titel getroffen?
Maria Weiss: Wenn etwas, wie ein Titel, tragen soll, ist es wichtig, dass es authentisch und lebendig ist.
Meine Kindheit war verzaubert und von Märchen geprägt: Von im Wald versteckten Schlössern, die mein Träumen beflügelten, auf Bergen gelegenen, mittelalterlichen Ruinen, zu denen ich mit meinen Pferden, ein Buch und eine Kamera im Gepäck, geritten bin. Es lag auf der Hand, dass der Titel des ersten Konzeptalbums „favola in musica. alte neue musik“ sein sollte und eröffnete eine weitere, authentische Ebene zu den Märchen, den verzauberten Schlössern und meiner eigenen Geschichte.
Der zweite Titel – early music bird. alte neue musik – kam mir, wie kann es anders sein, eines Morgens, gleich nach dem Aufwachen und eröffnet die Ebenen des Morgens, des Sonnenaufgangs, des Vogelgesangs, eines kräftigenden Frühstücks und tiefer Zuversicht:
Alles wird gut! Selbst die größte Finsternis oder Krise muss dem Sonnenaufgang weichen: Morgen und Sonnenaufgang kommen, geschehe, was wolle. Auch diese Ebene ist gelebt, authentisch und liegt mir am Herzen.
Mein Vater, ein Forstmann und Jäger, hat immer zu mir gesagt: „Lies die Sprache der Natur.“ Das habe ich mit dem Thema dieses Albums versucht.
Was waren auf diesem Weg die größten Überraschungen?
Maria Weiss: Vertrauen: Wir haben die hochwertigen, kostspieligen materiellen Produktionen beider Alben mittels Crowdfunding realisiert, ein Tanz zwischen Enthusiasmus, dem Ideal von höchster Qualität, knarrendem Wahnsinn und der persönlichen Haftung für abertausende Euro. Es hat immer geklappt. Trotz unserer kleinen und ausgewählten Crowd konnten wir tausende von Euro aufstellen und so im Eigenlabel – ohne externes Label – das künstlerische Heft stets fest in Händen halten und jedes auch noch so kleine Detail liebevoll schleifen, adjustieren und feintunen. Es war eine positive Überraschung zu erleben, dass, wenn man im Tun ist und an eine Sache glaubt, so vieles in Bewegung setzen und realisieren kann.
Auch der positive Zuspruch der Fachpresse, etwa die Verleihung des Ö1 Pasticcio Preises, oder die mehrfache Bezeichnung in der Fachpresse (etwa Radio Ö1, Die Brücke. Kulturmagazin, etc.) zu „early music bird“ als „Gesamtkunstwerk“ oder „wahres Juwel“ (Das Orchester) waren erfreuliche Überraschungen.
Eine Überraschung war es auch, immer wieder zu erleben, wie der Funke, die Begeisterung für unser Projekt auf andere – und teilweise völlig branchenfremde Menschen – übergesprungen ist und uns Möglichkeiten, sei es in Kooperationen, Sponsoring, Unterstützung oder einfach auch nur Austausch ermöglicht haben.
Nicht zuletzt erwähnenswert sind die Faktoren Zeit und Langsamkeit immer wieder eine „Überraschung“. Insbesondere bei den Konzeptalben sind weit über 40 Personen beteiligt. Sie alle vom Musikalischen, Künstlerischen bis hin zum Kontakt und Austausch mit Druckerei, Buchbinder, Presswerk oder Vertrieb zu koordinieren, Fördergelder, Sponsoren für CD-Aufnahmen und Produktion aufzustellen, halten mir immer wieder vor Augen, wie rasch viele Ideen im Kopf geboren sind und wie aufwendig es ist, sie zu realisieren.
„Als Komponist und Musiker ist Wolfgang Mitterer für mich ein Klangmagier.“
Du hast bereits mit „favola in musica“ zuvor ein Album mit ähnlichem Konzept und ebenfalls mit Remixes von Wolfgang Mitterer geschaffen. Warum hast du gerade Wolfgang Mitterer als zeitgenössischen Komponisten gewählt? Wie hat sich die Zusammenarbeit gestaltet?
Maria Weiss: Einerseits gab es da unsere persönliche Begegnung: Ich habe Wolfgang Mitterer bei Konzerten des Bach-Zyklus im Wiener Konzerthaus, wo ich die Alt-Solis interpretierte, kennengelernt. Wolfgang war mir sofort musikalisch wie menschlich zutiefst sympathisch.
Als Komponist und Musiker ist Wolfgang Mitterer für mich ein Klangmagier. Seine Kompositionen sind wie Schlüssel zu entfernten, ungeahnten Welten, durch die er die Töne mit traumwandlerischer Sicherheit tanzen lässt, Farben und Klangteppiche verwebt und Klänge wie Sterne aufblitzen lässt. Bei ihm ist alles „vom Feinsten“, von höchster Qualität. Ich liebe sein pragmatisches Wesen und selten zu findende Handschlag-Qualität: Was man mit Wolfgang angeht, wird gemacht, jede Zusammenarbeit mit ihm ist klar, unkompliziert und von einzigartiger musikalischer Exzellenz. Wie haben auch in anderen Projekten zusammengearbeitet, es war immer eine Freude. Seine Gabe, Alte und Neue Musik zu verweben und zu etwas Neuem zu gestalten, das berührt, ist geradezu einzigartig.
Die Auftragskompositionen für unser erstes gemeinsames Album „favola in musica“ wurden danach auch Teil der Filmmusik für Michael Glawoggers und Monika Willis Film „Untitled“. Es ist spannend, die Alte und Neue Musik in dieser Form auf der Leinwand in Verbindung mit der starken und ergreifenden dokumentarischen Bilderwelt eines Michael Glawogger sehen und hören zu dürfen.
„Es ist ein Raum, der beflügelt, zum Singen und Musizieren einladet.“
Mit der Magdalenskirche am Gipfel des Magdalensbergs hast du eine kleine Kirche in Kärnten als Aufnahmeort gewählt, die dem Album eine besondere Akustik verleiht.
Wie hast du diese gefunden und warum hast du gerade diese gewählt?
Maria Weiss: Die Kirche am Magdalensberg, einer der „Vier Heiligen Berge“ des Vierbergelaufs in Kärnten, kenne ich seit Kindheitstagen. Der Ort, an welchem die Kirche gebaut wurde, ist ein Kraftort, der Menschen seit Jahrhunderten anzieht, berührt und auflädt. Genau an diesem Standort, am Gipfel des Berges, waren bereits die Illyrer, später eine keltische Kultstätte, danach eine römische Tempelanlage, aus deren Resten im späten 12., frühen 13. Jahrhundert die gotische Kirche erbaut wurde. Es ist ein Raum, der beflügelt, zum Singen und Musizieren einladet. Tritt man aus dem Kirchenschiff durch das alte Kirchentor liegt ein atemberaubendes Bergpanorama zu Füßen.
Im Zuge unserer Projekte und im Besonderen der Konzeptalben suchen wir Kraftorte, Wallfahrtsorte, im Wald versteckte Märchenschlösser oder entlegene, würzig duftende Bergkämme auf. Die Erde als geografische Fundament für Proben, Musizieren, Aufnehmen oder Fotografieren ist von hoher Bedeutung für unsere Projekte, eine Erde, die uns trägt, unserem Tun einen Rahmen gibt, uns lenkt, inspiriert und beeinflusst.
Diese „Erde“ war für unsere Projekte und Konzeptalben bislang immer im Süden von Österreich, wo ich meine Kindheit verbracht habe.
„… eine Liebeserklärung an das Bibliophile und Bleibende.“
Das Album besteht aber nicht nur aus der Musik, sondern du hast es in ein umfassendes Buch mit wissenschaftlichen Texten und Interviews, Rezepten, Fotos und Illustrationen integriert – liebevoll und märchenhaft gestaltet. In dieser scheinbaren Leichtigkeit steckt zweifelsohne unglaublich viel Arbeit.
Maria Weiss: Die analogen Konzeptalben, du hast es erwähnt, wurden nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Fertigung sehr aufwendig produziert. Mein Ziel war, dass nicht nur in Musik, Wort und Bild, sondern auch in der Produktion „alles vom Feinsten“ sein sollte.
In einer Zeit, in der die Devise oft „schnell und billig“ lautet, wollte ich damit ein Zeichen für Nachhaltigkeit, Langsamkeit, Regionalität und bleibende Qualität setzen. So wurden die Konzeptalben in separate Auflage in deutscher und in englischer Sprache, mit jeweils 192 Seiten in ihrer analogen Form im Hardcover mit Fadenheftung, Halbleinenband mit Irisleinen, Kapitalband, gewebtem Leseband, haptischer Goldprägung, hochqualitativem gestrichenen Papier mit hohem Volumen regional in Österreich gedruckt und gefertigt. Auch Papier und Leinen sind aus Österreich (mit Nachhaltigkeits-Zertifikaten). Auch die CD wurde in Österreich gepresst und von Hand mit Moosgummipunkt ins Buch eingelegt.
Neben der Musik ist das Booklet in Buchform eine Liebeserklärung an das Bibliophile und Bleibende.
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Nun gibt es dazu mit dem DIANBO auch ein interaktives Booklet, bei dem man sich den Text anhören kann und in das auch Videos und animierte Illustrationen eingebunden sind. Neben dem Ästhetischen verbirgt sich hinter dieser Verbindung unterschiedlicher Medien auch ein vermittlerischer Aspekt. Welche Bedeutung hat dieser für dich?
Maria Weiss: Der vermittlerische Aspekt steht nicht im Vordergrund, ausschlaggebend sind letztlich immer die Begeisterung für die Musik, das Schöne und eine Geschichte erzählen zu wollen. Gute Geschichten, Märchen sind für alle da und unterscheiden nicht zwischen Zielgruppen und Altersklassen.
Im Fall des Digitalen Animierten Booklets, dem DIANBO®, setzen wir das Digitale bewusst dezent als „Zauber“ ein: Wenn schon Digitales Story-Telling, dann möchten wir es in unserer – stets märchenhaft – angehauchten Art erzählen und den digitalen Raum verzaubern.
Für uns dient das DIANBO® – in Verbindung mit der Ausstellungsinitiative „DIANBO® auf Reisen“ – als Türöffner zu neuen Publikumsschichten und als eine bibliophile Einladung, das analoge Album mit CD in Buchform in die Hände zu nehmen, die CD zu hören und darin zu blättern.
Und was waren deine Beweggründe dazu?
Maria Weiss: Vom BMKOES gab es eine Ausschreibung zur Förderung neuer digitaler Formate.
Die Idee anstatt eines toten PDFs als Pendant zu dem analogen ein digitales, animiertes Album zu erschaffen, eine Art Harry-Potter-Zeitung mit Videos anstatt mancher Fotos, sich bewegenden, handgezeichneten Illustrationen, war sofort geboren. Der Name sollte, ähnlich „Abrakadabra“ wie ein Zauberspruch klingen: DIANBO® (DIgitales ANimiertes BOoklet) hat einen Markeneintrag beim Patentamt. Als „Extra“ der digitalen Version wurden die Werktexte, sowohl für die deutsche als auch die englische Ausgabe des Konzeptalbums als geräuschvertonte Hörspiele eingespielt.
Die Form des DIANBO® ermöglicht neue und ungewöhnliche Wege der Publikumsvermittlung für ein CD-Album mit Alter und Neuer Musik.
Die Idee von „DIANBO® auf Reisen“ war bald geboren, das Konzeptalbum in seiner digitalen Form packt „seine Köfferchen“ und geht – in Form einer Ausstellung, begleitet von Vorträgen, Musikvideo-Premieren und Konzerten – „auf Reisen“, in Bibliotheken, Museen, Büchereien oder auf Festivals. Leicht zu realisieren (man benötigt nur WLAN) kann man das Album mittels eines Computers oder QR Codes über einen bestimmten Zeitraum kostenlos hören und lesen und eine der begleitende Veranstaltung besuchen.
Bislang war das DIANBO® in der Universitätsbibliothek der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien für ein Semester ausgestellt, begleitet von einer Veranstaltung mit Musikvideo-Premiere und einem musikwissenschaftlichen Vortrag zum Album von Dr. Marko Deisinger (Österreichische Nationalbibliothek) oder in Paraguay beim Festival Bach Sudamericano 2025, wo es ebenso eine Ausstellung des Albums und eine Live-Veranstaltung mit Vortrag und Musikvideo Premieren gab. Ausstellungen an weiteren Orten sind in Vorbereitung.
Wie sind eure Erfahrungen mit dieser intensiven Kontextualisierung?
Wie reagieren die Studierenden und das Publikum auf diese Art der Vermittlung und Gestaltung?
Maria Weiss: Im Jahr 2025 (Jänner bis September) konnten beispielsweise über 1.700 Zugriffe am DIANBO® gemessen werden. Darüber hinaus ist auffällig, dass ein hoher Anteil der Besucher:innen nach Aufruf der Seite tatsächlich das Booklet mit Aktivierungsrate von rund 75 Prozent geöffnet hat, was für ein digitales Kulturangebot ein sehr guter Wert ist.
Was sind deine kommenden Pläne?
Maria Weiss: Diese Woche habe ich gerade einen musikalischen Film abgedreht, ein feines, erlesenes Projekt der Regisseurin und Drehbuchautorin Astrid Bscher: Schuberts „Schöne Müllerin“, gesungen vom Bass Günther Groissböck, am Klavier begleitet von Florian Krumpöck. Ich durfte „Die schöne Müllerin“ interpretieren. Eines von den Projekten, bei denen man sagt: „Augenblick, verweile doch“. So schade, dass die Drehtage schon vorbei sind. Ich hätte noch lange an dem schönen Ort, ein im Tal verstecktes Schloss im Mendlingtal, weiterdrehen, mit dem wunderbaren Cast & Crew beim Kaminfeuer sitzen und mich über Musik, Liszt und Wagner austauschen können.
Derzeit bin ich gerade in Florenz, wo ich ein Symposium über die Barockkomponistin Francesca Caccini besucht habe, spannende Persönlichkeiten aus der Musikwissenschaft kennenlernen durfte und auf diesem Feld für Repertoire für mein neues Album recherchiere.
Neben Konzerten, weiteren, geplanten Filmen soll als kommendes Projekt das nächste Konzeptalbum eingespielt werden. Ein Thema gibt es schon. Mit Glück und etwas Förderung wird es auch wieder als DIANBO® erscheinen. So kann dieses Format eine nachhaltige, neue Kommunikationsform für Musikalben sein.
Herzlichen Dank!