Porträt: Neodisco

Der gute alte Plattenspieler musste wohl oder übel verbannt werden um Synthesizer, Gitarre und Bass genügend Platz zu verschaffen. Schließlich verbirgt sich hinter Neodisco weit mehr als ein partyübliches DJ-Kollektiv. Crossover ist das Schlagwort, und so werden Hip Hop, Elektro, Pop und Rock gekonnt zu einem großen Ganzen fusioniert.

Dass ein solches Konzept enorm guten Zuspruch beim feierlaunigen Publikum findet, ist schon längst kein Geheimnis mehr. Deutschsprachige Bands wie Deichkind, Frittenbude oder Die Atzen haben vorgezeigt, dass die Grenzen zwischen Zeltfest-Atmosphäre und cooler Indie-Sause ruhig mal gesprengt werden dürfen. Neodisco fahren ein ähnliches Programm auf, wobei voll und ganz auf ein Motto gesetzt wird: In der Provinz geboren, um die Welt zu erobern!

Ganz so weit haben es die Drei zwar noch nicht geschafft, aber immerhin haben sich die Jungs innerhalb der österreichischen Landesgrenzen schon eine ganz ordentliche Fanbase aufgebaut. Den Startschuss in Richtung Musikkarriere legten sie mit der digitalen Verbreitung ihres Tracks „ Hoch vom Dachstein an“ der von der jungen Steirer-Generation unverzüglich als neue Landeshymne forciert wurde. Neodisco besteht seit 2009 und hat sich aus dem Brüderpaar Niko und Georg formiert. Kurz danach stieß Sebastian – ebenfalls in oststeirischer Idylle aufgewachsen – zur Band. Dank intensiver Beschäftigung mit „Cubase“ und ähnlichem Instrumentarium veröffentlichte das Trio– in Eigenregie und mit Eigenkapital- vor 2 Jahren das Download-Album„ All Pick No Noobs“. Nach einigen Homerecording-EPs folgte kürzlich mit „Wir heben ab“ die erste Veröffentlichung auf einem Label (Sony Austria), dem eventuell noch dieses Jahr ein gleichnamiges Album folgen soll. Bis es soweit ist, sind die Jungs auch anderweitig gut beschäftigt. So haben Neodisco gerade eben einen Remix für das im Herbst erscheinende Album ihres Kollegen Favela Gold beigesteuert.

In wenigen Tagen werden sie sich außerdem in Richtung Wien aufmachen, um sich im Rahmen des diesjährigen Waves Vienna Festivals ein ausgelassenes Stelldichein mit den Besuchern zu geben. Bei Elektro-Hip-Pop-Punk und gewitzten Lyrics wird geklotzt und nicht gegleckert. Besonderes Steckenpferd der Jungs ist definitiv ihre Live-Performance. Nicht nur das sie das Spiel auf ihren Instrumenten beherrschen, haben sie außerdem ein äußerst ausgeprägtes Gespür dafür, wie man dem Publikum das Äußerste an Tanzbereitschaft und Partyvergnüglichkeit abverlangen kann. All jenen, denen das nach zu viel Teenie-Klamauk klingt, denen sei geraten, die Songtexte etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Trotz jungen Alters verstehen es die Burschen von Neodisco sehr wohl eine solide Schnittstelle zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit zu ziehen. Insbesondere die heimische Politik-Prominenz bekommt – zwischen den Zeilen gelesen- ganz schön ihr Fett ab.

Nach Auftritten beim Frequency, Springeleven etc. dürfen Neodisco endlich wieder Festival-Luft schnappen. Zwar Indoor (Flex) und zu einer Zeit, die dem exzessiven Bühnenaktionismus des steirischen Trios nicht gerecht wird, aber angesichts der zahlreichen internationalen Künstler die das diesjährige Festivalgeschehen bereichern werden, müssen leider auch kleine Abstriche hinsichtlich des Timetables gemacht werden. Ein Wermutstropfen den der eingefleischte Partytiger jedoch zu verkraften mag, wenn Neodisco die ersten heißen Töne anschlägt. Nach der Party ist bekanntlich vor der Party. Und diese wird mit Neodisco spätestens beim kommenden Album-Release wieder steigen. Im Anschluss wird die Welt erobert! (bw)

Termin:

06.10.: 21:30-22:15, Flex Cafe

Foto: Marion Luttenberger

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