
Martin Reiter präsentiert sich in seinen vielen Projekten, als ein Musiker mit vielen Gesichtern. Er spielt sanft und gefühlvoll, wenn Gefühl gefordert ist, er zeigt sich virtuos, experimentell und von stilistischen Begrifflichkeiten losgelöst, wenn es darum geht, die Grenzen des freien Spiels auszuloten, dann wieder zu allen Seiten offen, wenn es gilt Brücken zwischen den verschiedenen Genres zu schlagen. Gibt es etwas, was ihm überhaupt nicht behagt, ist es das Festhalten am Traditionellen, das Wiederholen der altbekannten Muster und Standards. Für den bereits mehrfach ausgezeichneten Pianisten, Arrangeur und Komponisten (unter anderem erhielt er 2002 den „Austrian Young Lions” Award verliehen, 2005 den begehrten Hans Koller Preis in der Kategorie „Newcomer des Jahres“ und 2008 den Hans Koller Preis in der Kategorie „beste CD des Jahres“ für seine Veröffentlichung ALMA) zeigt sich die Musik nicht als ein streng in verschiedene Segmente unterteiltes System, sondern vielmehr als ein weites Feld, auf welchem man seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. Sich in seiner Arbeit allen Freiraum bewahrend, geht der gebürtige Wiener stets von allem Scheuklappendenken losgelöst an die Sache heran. Wieso sollte er sich auch einschränken wollen, kann er sich nach eigenen Angaben, doch selbst für die unterschiedlichsten Musikern und Spielformen begeistern. Und genau diese Offenheit ist es auch, die in einem hohen Maße im Schaffen des Pianisten widerspiegelt.
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Seine Liebe für die Musik bekommt der in Wien geborene und in Oberösterreich aufgewachsene Martin Reiter von seinen musikbegeisterten Eltern quasi in die Wiege gelegt. Schön früh beginnt er sich am Klavier und am Saxophon zu üben, so dass ihn sein Weg in logischer Konsequenz 1996 an die jetzige Bruckner Universität nach Linz führt, wo er Jazzklavier zu studieren beginnt. Später wechselt er an die Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Dort macht er im Rahmen eines Arrangementworkshops Bekanntschaft mit niemand geringerem als Mathias Rüegg, dem Leiter des Vienna Art Orchestras. Dieser erkennt Martin Reiters Potential vom ersten Moment an und fördert ihn in weiterer Folge. Mit einem eigenen Projekt erstmals in Erscheinung tritt der Pianist 1999 gemeinsam mit der Jazzsängerin Susanne Kopmajer.

Welch immense stilistische Vielfalt und Breite sich Martin Reiter in seinen Lehrjahren angeeignet hat, sollte sich in der Zukunft offenbaren. Schon das 2005 erschienene vielumjubelte Erstlingswerk „Chez es Saada“ zeigt den Jazzer, als einen ungemein facettenreichen und ausdrucksstarken Musiker, der sich scheinbar traumwandlerisch zwischen den verschiedenen musikalischen Kontexten zu bewegen weiß. Weitere beeindruckende und wegweisende Veröffentlichungen, wie etwa das bereits erwähnte mit dem Hans Koller Preis ausgezeichnete Album ALMA, folgen, genauso wie solch aufsehenerregende Kollaborationen mit international namhaften Künstlern wie Alegre Correa, Ana Paula da Silva und Michael Mantler.
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Aktuell sind es vor allem drei Betätigungsfelder, auf welche der Wiener in den Fokus seines kreativen Schaffens rückt. Zum einen das 2008 gemeinsam mit dem Gitarristen Andi Tausch gegründete Bandkollektiv THE FLOW, welches sich vor allem der Erforschung der Verbindung Jazz und Groove verschrieben hat, das von dem in Österreich geborenen und heute in New York lebenden Schlagzeuger und Komponisten Gernot Bernroider geleitete famos aufspielende Soul/Jazz-Fusion Ensemble THE OULIPIANS, sowie zu guter Letzt sein eigenes Soloprojekt, mit welchem er 2011 die CD „Impressions & Inventions” veröffentlicht hat. Ist Martin Reiter gerade einmal nicht in irgendein Projekt involviert, widmet er sich seinen Arrangeur- und Kompositionsarbeiten, wie etwa der Bearbeitung von Kurt Weill Liedern für die Universal Edition.
Man sieht, bei Martin Reiter handelt es sich in der Tat um einen Musiker mit vielen Talenten. Egal ob nun als Solokünstler, als Mitglied in einer Formation oder als Arrangeur, der gebürtige Wiener präsentiert sich als ein Künstler, der seiner Zeit oftmals einen Schritt voraus ist. Mit der Fähigkeit, sich in seiner Musik immer wieder neu zu erfinden, darf angenommen werden, dass man von ihm auch in Zukunft viele spannende Sachen zu hören bekommen wird. (mt)
http://www.martinreiter.com/intro_invim.php