Porträt: Karl Möstl

Es ist an der Zeit sich einmal mehr einer wichtigen österreichischen Persönlichkeit zu widmen-dem Herrn Karl. Gemeint ist jedoch diesmal nicht Qualtingers berühmte Personifizierung eines urwiener Charakters, gemeint ist jemand ganz Anderer. Wir sprechen hier von Karl Möstl, einer wahren Institution der österreichischen Elektroszene, der neben Kruder & Dorfmeister wohl zu Recht zur Elite der heimischen Club-Legenden gezählt werden kann. In den diversen Soundtempeln dieser Welt hat Herr Karl schon die Nacht zum Tag gemacht. Das nächste mal wird er am 6. Januar im Sass Club dem Wiener Publikum wieder ordentlich einheizen.

Schnell wird einem klar, warum Möstl gemeinsam mit Kruder & Dorfmeister in einem Atemzug genannt werden kann. Schließlich hat der in Wien ansässige Linzer seine ersten großen musikalischen Erfolge auf dem Label G-Stone gefeiert und gemeinsam mit Uwe Walkner ein Projekt zum Starten gebracht, welches die schon etwas eingeschlafene Wiener Elektroszene abermals aufgerüttelt hat. Mit EPs wie „Heaven or Hell“ oder „Bluish“ haben Walkner.Moestl die Nullerjahre mit feinem, gemütlichen Trip Hop und Downbeat beschallt, dabei jedoch kein Fleckchen Erde ausgelassen, um den „Vienna Sound“ unter die Leute zu bringen. Nach Jahren getrennter Wege, hat man 2010 wieder zueinander gefunden. Diesmal jedoch nicht bei G-Stone, sondern beim  mittlerweile von Möstl gegründeten Label Defusion, auf dem das Album „Structures“ veröffentlicht wurde. Dass sich die beiden Musiker in den Jahren weiterentwickelt haben, wird auf dieser Platte sehr schnell klar: Aufgewärmtes Material wird man auf den 16 Tracks garantiert nicht finden, dafür aber erstaunlich vielschichtige Sounds zwischen Deep und Dub, die sich die Herren in den letzten Jahren zusammengesammelt und in wohlklingende Verbindung gebracht haben. Nicht zufällig hat Möstl für sein Label den Namen Defusion gewählt, steht dieser doch für Dirty Electric Fusion.

Ein vielseitiges, musikalisches Interesse geht aus dem Schaffen des Herrn Karl hervor. Die ersten Schritte in Richtung Musik wurden mit Klavier- und Gesangsunterricht gegeben. In der Jungend hat sich der Oberösterreicher schließlich in diversen Punkbands ausgelebt, bevor das Interesse immer mehr in elektronische Bahnen verlief und Tools wie Synthesizer und Co. zu seinen auserwählten Lieblingsspielzeugen herhalten mussten. Nachdem mit vielen Genres wie Hip Hop, Funk, Crossover oder auch Britpop experimentiert wurde, galt es für den Produzenten als selbstverständlich, all jene sinnvoll zu verwerten. So schlägt er in seinem Soloprojekt tanzbare Töne in Richtung House und Electro an, während es ihn mit seiner Band Soul Chemistry- der er sich gemeinsam mit den Vokalisten MC Coppa und Elle sowie mehreren Gastmusikern widmet – in die Gefilde des R’n’B und Hip Hop treibt. Um als Clubentertainer möglichst lange Zeit auf der aktuellen Klangwelle mitzuschwimmen, gilt es, sich stets durch neue, weiterentwickelte Sounds zu definieren. Karl Möstl weiß sich diese Tatsache zu Nutze zu machen, hat beispielsweise auf den Trend hin zu Minimal-Techno reagiert und diesen von Berlin direkt in die heimischen Clubs geholt. Großen Erfolg erzielte Möstl außerdem mit dem 2008 veröffentlichtem Album „Defusion : Bassdrumrocker Edition“, welches es auf direkten Weg in die Top 5 der deutschen Club DJ Charts geschafft hat und auf den verschiedensten Radiostationen von Wien bis Ibiza auf Rotation lief. Weltweit werden seinen Produktionen lizenziert, selbst Produzent Laurent Garnier, sowie die beiden deutschen Techno-Größen Martin Eyerer und Dr. Motte fanden lobende Worte für den Österreicher.

Als wären Solokarriere und  diverse Kollaborationen nicht schon genug, hat Karl Möstl außerdem ein weiteres Seitenprojekt am Laufen. Gemeinsam mit Sound-Strategy-Gründer Herwig Kusatz ist er Cusmos. Vor genau 2 Jahren haben sie ihr erstes Album veröffentlicht, das von der nationalen sowie internationalen Presse mit guten Kritiken ausgezeichnet wurde. Dieses Jahr hat der vielbeschäftigte Produzent kein Album auf den Markt gebracht, doch darf man mit Spannung auf 2012 blicken. Beim 18. Aufruf des Österreichischen Musikfonds hat Möstl ein Förderzusage für die Albumproduktion seines neuesten Projekts Inner Storms erhalten. Bevor neues Material in den Regalen stehen wird, darf sich der Hörer dennoch bald an tanzbaren Grooves erfreuen. Der monatlich stattfindende Defusion Club öffnet am 6. Jänner wieder seine Pforten. Neben Veranstalter Karl Möstl wird diesmal Gast-DJ Martin Eyrer hinter dem Pult stehen und das erste Wochenende des neuen Jahres mit frischen Beats einleiten. (bw)
Serie:

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