
„Diagonal“, das im vergangenen Jahr erschienene Erstlingswerk von David Helbock (Piano, Elektronik) und Simon Frick (Violine, Elektronik), zählte ganz ohne Zweifel mit zum Interessantesten, was man in Sachen Jazz 2011 zu hören bekommen hat. Die Art und Weise nämlich, wie das Zweiergespann aus Vorarlberg den Begriff Jazz zu interpretieren weiß, fällt doch auf höchst spannende und unkonventionelle Weise aus dem Rahmen des Gewöhnlichen. Sich von jeglichem Scheuklappendenken lösend und alle traditionellen stilistischen Barrieren überwindend, erschaffen sich die beiden Musiker ihr ureigenes Klanguniversum, das vor allem in einer immensen klanglichen Vielschichtigkeit seinen Ausdruck findet. Das Dargebotene erklingt mal jazzverwandt, mal geht es in Richtung afrikanische oder brasilianische Musik, dann wieder wird ein Schwenk hin zur modernen Klassik vollzogen, um im nächsten Moment die Abzweigung hin zum Soul, Gipsy-Swing oder Rock zu nehmen.
David Helbock/Simon Frick – Tibetian Prayers by mica
Darüber hinaus gelingt es Davis Helbock, dem Preisträger des „Outstanding Artist Award“ 2011, und seinem Kollegen Simon Frisch eindrucksvoll, alle Kopflastigkeit, welche dem Jazz oftmals anhängt, meisterhaft zu umschiffen. Die oftmals auch in das Improvisatorische abgleitenden Stücke des Duos sind von höchster Emotionalität, wissen in hohem Maße zu berühren und lösen tiefste Gefühle aus. Was auch die Hauptintention der beiden Vorarlberger darstellt, ist ihr vorrangiges Ziel doch, mit ihrer in die Tiefe gehenden Musik mehr die Seele des Menschen anzusprechen, denn seinen Kopf.
Bei solchen Vorzeichen können die BesucherInnen einem wirklich unvergleichlichen Musikerlebnis entgegenblicken. Einem solchen, an dem jeder, der den niveauvollen und stileübergreifenden Jazz zu schätzen weiß, seine helle Freude haben wird. (mt)
David Helbock