Olga Neuwirth erhält Heidelberger Künstlerinnenpreis / UA "in nacht und eis II" in Wien

Als erste Österreicherin überhaupt wird Olga Neuwirth am Mittwoch mit dem renommierten, mit 5.000 Euro dotierten Heidelberger Künstlerinnenpreis ausgezeichnet, der seit zwanzig Jahren an zeitgenössische Komponistinnen verliehen wird. Beim Festakt erklingt als Deutschlandpremiere ihr 2006 uraufgeführtes Trompetenkonzert “… miramondo multiplo…”, interpretiert von den Heidelberger Philharmonikern und dem Solisten Bill Forman. Eine Olga Neuwirth-UA gibt es am Donnerstag übrigens im Wiener Konzerthaus: in nacht und eis.

Der Heidelberger Künstlerinnenpreis gilt als einer der wichtigsten deutschen Kulturpreise überhaupt. 1987 wurde er von der Sängerin Roswitha Sperber gemeinsam mit der Landesregierung gestiftet, heute kommt er offiziell von der Stadt Heidelberg. Zu den bisherigen Preisträgerinnen zählen Myriam Marbé, Adriana Hölzsky, Sofia Gubaidulina, Galina Ustwolskaja, Ruth Zechlin, Younghi Pagh-Paan, Olga Magidenko,  Carolyn Breuer und Unsuk Chin. Seit dem vergangenen Jahr gibt es für die Preisträgerinnen auch eine Bronzestatue – “Ewige Sehnsucht nach Vollkommenheit” des Heidelberger Bildhauers Günter Braun.

 

In einem Kammerkonzert vom Feinsten steht am Donnerstag im Neuen Saal des Konzerthauses Olga Neuwirths Komposition “in nacht und eis” auf dem Programm. Es spielen drei Spitzensolisten der zeitgenössischen Musikszene: Im Mittelpunkt steht der grandiose Fagottist Pascal Gallois, seit 1981 Mitglied des Ensemble InterContemporain. Er war in den 1990er Jahren der an der Entstehung des bahnbechenden Solowerks Sequenza XII von Liciano Berio beteiligt und gilt als einer der versiertesten Erkunder der klanglichen Möglichkeiten auf seinem Instrument.   Rohan de Saram (Violoncello), “emeritiertes” Mitglied des Arditti Quartett sowie Mario Caroli (Flöte), den der Komponist Salvatore Sciarrino ob seiner technisch grenzenlosen Fertigkeiten  als “Paganini der Flöte” bezeichnet hat sind die beiden Triopartner.

 

Olga Neuwirths Stück nimmt auf den gleichnamigen Expeditionsbericht des Polarforschers Fridtjof Nansen Bezug, der sich einst mit seinem Schiff nördlich der Neusibirischen Inseln einfrieren ließ, in der Hoffnung, nach drei Jahren wieder in den eisfreien Atlantik zu gelangen. Ein erstes Stück unter diesem Titel wurde in einer Version für Fagott und Akkordeon 2007 von zwei Solisten des Klangforum Wien uraufgeführt, nun steht eine zweite Komposition dieses Titels für  Fagott, Cello und Elektronik zur Uraufführung an.

Im Verlauf des Abends unternehmen die die drei Ausnahmekünstler einen Streifzug durch die Fagottliteratur der letzten zehn Jahre: Auf dem Programm stehen Portrait-Miniaturen von György Kurtág (für Fagott solo) über Pierre Boulez’ “Dialogue de l’ombre double” (Fagott und Elektronik) bis hin zu aktuellen neuen Kompositionen von Brice Pauset & Isabel Mundry (“die Vorüberlaufenden”)  sowie von Emmanuel Casale (“3”).
Das mica gratuliert Olga Neuwirth herzlich zur Preisverleihung (hr).

 

Foto Olga Neuwirth: Ketterer (Wiener Konzerthaus)
Foto 2: Heidelberger Philharmoniker