
Sexiness als feministisches Statement, und damit einhergehender exzessiver Körpereinsatz im Pop, gilt spätestens mit dem Role-Model Madonna als gewisse Befreiung vom gestrengen und vermehrt auf Abgrenzung erpichten Feminismus der Siebziger Jahre. „Feminismus 1.0”, nannte Panel-Teilnehmerin Susanne Rogenhofer alias DJ Sweet Susie die aus heutiger Sicht strenge Handhabung in jener Zeit. Wobei sich hier ebenso die Frage auftut, inwiefern Madonnas Epigoninnen von Kylie Minogue über Lady Gaga bis hin zu wesentlich radikaleren Entwürfen á la Peaches mit ihren ebenso auf Körpereinsatz angelegten Popentwürfen diesem Modell überhaupt noch entsprechen, oder selbst nur Träger einer gewissen Optik abseits eines ideologischen Ansatzes sind?
Doch dabei gehen selbst die Meinungen hinsichtlich der ursprünglichen Frage auseinander, ob Madonna mit dem Einsatz des Körpers und der eigenen Sexualität als Strategie und Symbol für Female-Empowerment tatsächlich ein kleines Stück zu einer emanzipatorischen Entwicklung beitrug. Panel-Teilnehmer Martin Blumenau wollte sich in reflektierter Weise von Beginn an „keine Einschätzung zumuten”, wies jedoch darauf hin, dass jene Wellen die Madonnas provokatives Buchprojekt „Sex” zu Beginn der Neunziger schlug, heute unvorstellbar wären. Ebenso unvorstellbar wie der Gegenwind den die New Yorker Künstlerin Marilyn Minter zu spüren bekam, als sie wenige Jahre zuvor Pornografisches in ihre Kunst einfließen lies und daraufhin vom Kunstbetrieb „geschnitten wurde”. „Diese Dinge haben schon dazu beigetragen, dass die Selbstermächtigung soweit geht, dass man mit dem eigenen Körper dafür arbeiten darf – ohne dass sofort dagegen debattiert werden kann“, so Blumenau, der damit signalisierte, dass die ursprüngliche Frage nur punktuell und keinesfalls in einer allgemeinen Gültigkeit zu beantworten ist.

Doch wenn Madonna eine Auswirkung auf den allgemeinen Lifestyle hätte, würde es nicht so viele Übergewichtige geben, die Leute würden meditieren und ein ganz anders Körperbewusstsein entwickelt haben. Es herrscht eine Diskrepanz zwischen Medien und Theorien und wie das Leben wirklich so spielt”, so Probst, die damit verdeutlichte, dass auf komplexe Fragen selten einfache Antworten möglich sind und solch gelagerte Panels gerne mehr Fragen aufwerfen als sie beantworten.
Johannes Luxner