Ein Jahr nach dem Release seines Debüts „Abendmahl südlich von Rimini“ legt der Wiener Musiker und Dichter Nicolas Robert Lang mit „So verhazen wir unsere Jugend“ (Blind Rope Records; VÖ: 24.10.) ein ebenso starkes Livealbum nach.
Man liegt definitiv nicht falsch damit, wenn man Nicolas Robert Lang als eine der großen neuen Hoffnungen des österreichischen Austropop bezeichnet. Spätestens seit seinem bärenstarken 2024er Debütalbum „Abendmahl südlich von Rimini“ weiß man um seine außergewöhnlichen Qualitäten als Textschreiber und Musiker. Bei ihm ist nichts banal – jedes Wort, jeder Satz hat Bedeutung, jedes Song-Arrangement seine eigene Erzählform. Dort, wo andere Acts des heutigen Austropop zunehmend in Richtung unkritischer, kantenloser Radiotauglichkeit tendieren, schlägt Nicolas Robert Lang bewusst entgegengesetzte Töne an. Seine Interpretation des Austropop hat Inhalt. Sie geht in die Tiefe, ist kritisch, schonungslos und mit einer ordentlichen Prise Humor versehen – und das alles auf musikalisch höchstem Niveau. Man merkt den Songs die fundierte musikalische Ausbildung des Wieners, die ihn unter anderem an die Anton Bruckner Privatuniversität in Linz führte, deutlich an.
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Mit „So verhazen wir unsere Jugend“ legt Nicolas Robert Lang nun ein Livealbum vor, das sein bisheriges Schaffen eindrucksvoll bündelt. Der Wiener greift unbequeme Themen auf – von kirchlichem Missbrauch über verdrängte Kapitel der österreichischen Geschichte bis hin zur missbräuchlichen Verwendung von Gottes Namen – und tut dies ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit klarem Blick. Auch die Liebe hat in seinen Texten Platz, nur eben in anderer Gestalt, fern von Kitsch und Klischee. Gemeinsam mit seiner exzellent aufspielenden Band – Laura Pfeffer (Keys, Gesang), Sara Wölfl (Bass, Kontrabass), Marlene Janschütz (Gesang), Felix Brandauer (Steirische Harmonika) und Philipp Endl (Schlagzeug) – entwirft Lang ausgeklügelte Arrangements, die zwischen Post-Punk, Folk, Jazz und alpenländischer Musiktradition pendeln und den Austropop um neue Facetten erweitern. So entsteht eine Klangwelt, die trotz der Schwere in den Texten eine gewisse Leichtigkeit entwickelt – so etwa nach dem Motto: „Die Dinge sind zwar gerade nicht schön, aber trotzdem kann man eng miteinander verschlungen schunkeln.“
„So verhazen wir unsere Jugend“ ist ein gelungenes Zeugnis der Livequalitäten von Nicolas Robert Lang und seiner Band. Es zeigt zudem auch eine Formation, die Haltung beweist, ohne Pathos zu bemühen. Die präsentierten Songs sind tiefgründig, kantig und zugleich ein überzeugendes Statement für einen Austropop mit Substanz.
Michael Ternai
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Nicolas Robert Lang & Band live
23.10. Sargfabrik, Wien
07.11. OKH, Vöcklabruck
22.11. Tamtam Treppenbar, München
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