„Motiviert hat uns immer dieser Gedanke eines Musiknetzwerkes, das dabei hilft gewisse Bedürfnisse im Bereich der Musik- und Clubkultur abzudecken.“ – MICHAEL WALCHER (TRPPN) im mica-Interview

Letztes Jahr ist mit TRPPN eine neue App auf den Markt gekommen. Sie bietet auf der einen Seite Musikfans und Clubgehern die Möglichkeit, sich in Realtime darüber zu informieren, was gerade wo läuft und wohin sie gehen können. Auf der anderen Seite bietet TRPPNMusiker*innen, DJs, Venues und Veranstalter*innen über diverse Features Informationen über ihre Events an die Leute zu bringen. Entwickelt wurde die App in Wien. Michael Ternai sprach mit Michael Walcher, mit einem der vier Gründer von TRPPN, über die Idee zur App, über ihren Echtzeitfaktor und die bisherigen Erfahrungen.

Was steckt hinter dem Namen Trppn?

Michael Walcher: Für uns steht Trppn für diesen Trip von zu Hause in eine Bar, in einen Club, zu einer Party oder zu einem Konzert, wo man gemeinsam mit Freund*innen Zeit verbringt. Während dieses Trips bekomme ich Lust auf Musik und will wissen, was wo in der Nähe läuft und vor allem ob das, was läuft, eigentlich mein Ding ist. Trppn verrät es mir.

Eine App, die man jederzeit und überall aufrufen kann und die dich dann genau zu den Clubs, Partys und Konzerten lotst, die dir zusagen. Über diverse Features kannst du dich live darüber informieren, was gerade wo läuft. In Zukunft soll es auch möglich sein, dich mit deinen Freund*innen und Artists zu vernetzen. “Befüllt” wird die Plattform von Artists, Venues und Veranstalter*innen, genutzt von Musikfans. Kommt diese Beschreibung von dem was Trppn ist, irgendwie nahe? 

Michael Walcher: In etwa. Grundsätzlich haben wir zwei Seiten von Nutzer*innen. Einerseits die von uns so genannten Creator. Das sind Musikerinnen, Bands, DJs, Veranstalter*innen, Promotor*innen, Club- und Barbetreiber*innen. Sie sind diejenigen, die die Plattform mit Content beliefern und dadurch Sichtbarkeit erlangen und so über Trppn den direkten Weg zu ihrer Zielgruppe bekommen. Auf der anderen Seite stehen die Nutzer*innen, die all diese Informationen über Trppn in gebündelter Form bekommen und sich dann entscheiden können, wohin sie wann gehen möchten. Das Besondere und Wichtige an der App bzw. der Plattform ist der Vernetzungsgedanke und der Support von Clubkultur.

Bild DJ
Bild (c) Trppn

Ihr seid mit Trppn genau in der Pandemiezeit rausgekommen. Ich denke, das war jetzt für eure Art von Plattform nicht unbedingt optimal.

Michael Walcher: Das mag auf den ersten Blick so wirken, der Zeitpunkt hätte aber nicht besser sein können. Menschen wollen mehr denn je ausgehen, sich treffen und gemeinsam Musik hören. Gerade jene Generation, die seit zwei Jahren darauf wartet überhaupt erstmalig und regelmäßig auszugehen. Der Markteintritt verlief sehr gut und brachte uns das wichtige und notwendige Feedback der Akteur*innen der unterschiedlichen Communitys ein. 

Aus welchem Antrieb heraus, ist die Idee zu Trppn eigentlich entstanden?

Michael Walcher: Aus einer sehr idealistischen Motivation. Wir waren vor ein paar Jahren in Wien unterwegs und sind auf drei oder vier Veranstaltungen gelandet, die uns allen nicht wirklich zugesagt haben. Wir stellten uns daraufhin die Frage, was man daran ändern könnte und was es braucht, um vorher bereits zu wissen, welche Musik bei einer Veranstaltung läuft. Das Lineup, Genre und ein Text über die Veranstaltung ist das eine, aber das, was wirklich passiert, ist etwas anderes. Nachdem wir definiert haben was es eigentlich für alle Akteur*innen benötigt um diesen Prozess im 21 Jahrhundert bestmöglich abzubilden, haben wir uns an die Arbeit gemacht und jetzt sind wir hier.  

Welchen Backround habt ihr eigentlich?

Michael Walcher: Marko [Kuncic; Anm.] ist unser CTO. Er kommt aus dem Mathematik- und Finanzbereich und hat sich das Entwickeln selber beigebracht. Julian [Raußmüller; Anm.] hat einen Wirtschaftsbackround und ist im Moment noch Geschäftsführer in einem anderen Unternehmen. Philip [Schütz; Anm.] ist einer meiner ältesten Freunde, er ist Produktdesigner und hat die Hardware- und App-Struktur, den Wireframe mit den ganzen Funktionalitäten sowie das Design entwickelt. Ich selber habe sowohl einen musikalischen wie auch einen wirtschaftlichen Zugang. Ich habe an der WU Wien Sozioökonomie studiert und veranstalte seit vielen Jahren mit dem Kollektiv Sleepers und lege selbst ab und an auf. Mit Freund*innen habe ich zudem auch das Community Radio res.radio gegründet. Das Team wurde in den vergangenen Monaten in den Bereichen Kommunikation, Content und Marketing durch Nadine [Cobbina; Anm.], Reimundo [Correa Brieba; Anm.] und Kurt [Steinwald; Anm.] erweitert und dadurch sehr verstärkt. Alle drei sind im Umfeld der Clubkultur tätig und bringen viel Erfahrung und Ideen ein. Das Schöne ist, dass in unserem Kernteam die notwendige Erfahrung vorhanden ist um das Projekt auf den Boden zu bekommen und die Kompetenzen sehr gut verteilt sind. 

Hier auf dem Tisch steht eine Box. Ich nehme an, das ist der Trppn Bot?

Michael Walcher: Stimmt, das ist die Hardware Komponente des Trppn Bots. In Kürze wird es den Trppn Bot auch als reine Softwarelösung geben.  Der Trppn Bot erkennt die gespielte Musik, ordnet sie in ein Genre ein und stellt die Info in der App dar, sodass die User*innen in Echtzeit Previews der erkannten Musik anhören können. Dieses Feature werden wir erst zu einem späteren Zeitpunkt freischalten. Zuvor wird es eine Funktion geben, die wir Signature-Track nennen. Artists, Hosts oder Venues können ihrem Profil oder ihrem Event einen Track zuordnen. Dadurch bekommen die User*innen schon vorab einen Eindruck und emotionalere Ebene, in welche Richtung es gehen kann. Der Fokus derzeit liegt aber ganz klar auf den Basis-Funktionalitäten, damit alle Akteur*innen eine ganzheitliche Alternative zu den bestehenden Plattformen (wie z.B. Facebook) haben.

Bild Trppn App
Bild (c) Trppn

Trppn verstehen wir in diesem Kontext als Dreh- und Angelpunkt für Creator, um alle veranstaltungsrelevanten Informationen publik zu machen und von Trppn auch in die verschiedensten Social-Media-Kanäle teilen zu können.

Ich nehme an, euer Ziel ist, dass Trppn auch international Verwendung findet.

Michael Walcher: Eigentlich sind wir jetzt schon auf der ganzen Welt aufrufbar und die App kann auch schon jede und jeder nutzen. Wir sind in Wien gestartet, wo wir gut vernetzt sind. Daher ist Wien unser erster Markt, wo wir auch ein paar Dinge ausprobieren können. Aber das Ziel ist natürlich, eine Platform zu bauen, die weltweit Creator mit ihrem Publikum verbindet.

Ein App zu entwickeln und am Laufen zu halten ist ja nicht gerade günstig. Wie finanziert ihr euch?

Michael Walcher: Wir haben die gesamte Entwicklung der Plattform mit Hilfe von Fördergeldern der Wirtschaftsagentur und dem AWS finanzieren können und sind nun in der privilegierten Position nach wie vor 100% der Unternehmensanteile zu halten. 

Wie zeitintensiv war und ist die Entwicklung? 

Michael Walcher: Man sagt ja, wenn jemand etwas zehntausend Stunden macht, dann ist er wirklich gut darin. Und ich denke, dass wir diese zehntausend Stunden alle schon irgendwie geknackt haben. Es ist wirklich viel Zeit reingeflossen. Finanziert haben wir uns stets über andere Tätigkeiten. Aber darum ging es uns auch eigentlich nie. Motiviert hat uns immer dieser Gedanke eines Musiknetzwerkes, das dabei hilft gewisse Bedürfnisse im Bereich der Musik- und Clubkultur abzudecken. Solange wir nicht dort sind, wo wir hinwollen, werden wir Wege finden, wie wir uns finanzieren. Der nächste große Schritt besteht darin eine größere Finanzierung auf die Beine zu stellen, um weitere Leute anzustellen und um Trppn international ausrollen zu können. In diesem Zuge kam es zu einem Gedanken, an dem wir schon länger dran sind. Wir werden das soziale Musiknetzwerk Trppn mit Hilfe von Blockchain-Technology demokratisieren. Die Idee dahinter ist, dass jeder Creator, der aktiv ist und Content liefert, auch etwas zurückbekommt. Was ja momentan das große Problem ist bei Web 2.0. Da bist du aktiv und lieferst Content – auf Instagram und auf Facebook -, aber am Ende des Tages kommt das großteils den Plattformen zugute. Einerseits können wir uns so weiter finanzieren, und andererseits, sollen alle Akteur*innen die mitwirken auch mitgestalten und partizipieren können.

Bild Club
Bild (c) Trppn

Zu diesem Thema hatten wir mit einigen Kollektiven, die Open Air Partys veranstalten, einen interessanten Austausch. Sie sind auf unzähligen Kommunikationskanälen und Plattformen aktiv, investieren Zeit und Geld und am Ende mit dem Ergebnis, dass sie eigentlich nicht wissen, ob und wen sie erreichen. Das ist derzeit wie ein schwarzes Loch. Ich denke, wir haben unsere Plattform so weit gedacht und gebaut, dass die Basis uns erlaubt Trppn gemeinsam mit der Community weiterzudenken und die derzeit bestehenden Probleme zu lösen.

Wie sieht es mit der seite der Nutzer*innen aus. Ist die Plattform kostenlos und muss man für das Service zahlen?

Michael Walcher: Trppn ist sowohl für die Creator wie auch für die Nutzer*innen kostenfrei. Wenn Hosts, Venues oder Artists zukünftig ihr Programm speziell hervorheben oder eine bestimmte Zielgruppe vorab erreichen möchten, dann wird das durch ein optionales Freemium-Modell möglich sein. 

Wir reden jetzt viel über Clubs, elektronische Musik und Rock- und Popkonzerte. Denkst du, dass Trppn auch für Leute aus der klassischen Musik oder für klassische Konzerthäuser interessant sein kann?

Michael Walcher: Das war immer unser Gedanke. Wir möchten, was das Genre betrifft, komplett offen sein. Daher wird die Plattform zu einem späteren Zeitpunkt auch klassischen Konzerthäusern und Veranstalter*innen aus diesem Bereich nähergebracht werden. Ich sehe darin eine Chance, junges Publikum zu erreichen und es zur klassischen Musik zu bringen.

Jetzt nachdem Trppn einige Monate aufrufbar ist, wie sehen die bisherigen Erfahrungen aus?

Michael Walcher: Es wird von allen Seiten sehr gut angenommen und auch bereits viel thematisiert. Das Feedback ist äußerst positiv und bestärkend. Wir haben bereits jetzt mehr als 200 Creator auf der Plattform und wachsen Tag für Tag organisch, auch ganz ohne Marketingbudget. Man kann sagen, dass der Start geglückt ist. Wir haben schon einige Erfahrungen sammeln können und auch gelernt, an welchen Schrauben wir drehen müssen. Durch intensive Entwicklung und einen engen Austausch mit den Akteur*innen der Clubkultur wird die Plattform sukzessive erweitert.

Herzlichen Dank für das Interview!

Michael Ternai

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Links:
Trppn
Trppn (Facebook)