Mit einem nicht ganz alltäglichen und aus diesem Grund auch sehr interessanten Musikentwurf konfrontiert das Michael Lagger Trio die Hörerschaft auf seinem neuen Album „Manuskript“ (Session Work Records). Gemeinsam mit dem Grazer Literaten Clemens Setz nämlich begibt sich das sich um den Pianisten Michael Lagger scharrende Dreiergespann in das Spannungsfeld zwischen den gesetzten Tönen und den gesprochenen Worten. Gediegener Jazz trifft auch bildhafte Lyrik und Prosa. Ein Experiment, das, hört man sich durch die Stücke des Albums, als sehr geglückt bezeichnet werden kann. Präsentiert wird „Manuskript“ am 3. Mai im Kultursaal Radenthein.
Mit dem traditionellen Jazzentwurf hat das von dem Trio Dargebotene im Grunde genommen nicht mehr viel zu tun, versuchen der in Villach geborene Pianist Michael Lagger und seine beiden Kollegen Lukas Raumberger (Bass) und Philipp Kopmajer (Schlagzeug) doch über eine Neudeutung des klassischen Klaviertrio-Begriffs diesen bewusst in einem weiten Bogen zu umschiffen. Ihr Ansatz ist einer der sehr melodiebetonten und von aller Sperrigkeit befreiten Art, ihre instrumentale Performance eine vor allem dem Gruppenklang dienliche, was zur Folge hat, dass ihre Musik in jedem Zeitpunkt auch sehr zugänglich und offen bleibt.
Stilistisch sich ohnehin nicht die Frage nach irgendeiner Kategorisierung stellend, entwerfen die drei Musiker einen erfrischend unkonventionellen Sound, in welchem ruhige und sich in Tiefe entfaltende Passagen, von einer charmant eleganten Leichtfüßigkeit bestimmte Abschnitte und fast schon dramatische Ausbrüche scheinbar mühelos abwechseln und ergänzen. Worin sich das Trio besonders gut versteht, ist das Erschaffen von sich langsam, aber unaufhörlich bis hin zum finalen Höhepunkt steigernden Spannungsbögen, die vielschichtig und an Facetten sehr reich vor allem eines entstehen lassen: Atmosphäre.
Quasi als Kontrast – aber nicht als entgegengesetzter sondern vielmehr ergänzender – erklingen zwischen den Stücken (unter welchen sich neben Eigenkompositionen auch gelungene und interessante Neubearbeitungen von Tori Amos „Precious Things“ und Randy Newmans „Texas Girl At The Funeral Of Her Father“ finden), die zum Teil leicht musikalisch untermalten Texte des jungen Grazer Literaten Clemens Setz (Preis der Leipziger Buchmesse 2011), welche dem Ganzen eine zusätzliche lyrische Note verleihen. Hört man sich durch das Album, setzen sich unweigerlich Bilder im Kopf fest, es entstehen Stimmungen, die von melancholisch bis beschwingt unterschiedlichste emotionale Schattierungen annehmen können.
„Manuskript“ ist ein sehr abwechslungsreiches und den gängigen Entwürfen sehr schön entgegenlaufendes Stück Musik geworden. Es stellt den innovativen und gelungenen Versuch einer etwas anderen Annäherung an den Jazz dar, einen, an dem nicht nur alleine ausgewiesene Jazzliebhaber Gefallen finden dürften. (mt)