mica-Interview mit Xbloome

Hannes Zellhofer ist eigentlich Schlagzeuger und hat früher in einer Rockband gespielt. Irgendwann hat sich sein Interesse immer mehr in Richtung elektronische Musik verlagert, heute spielt er Keyboard. Seit 2005 ist Hannes Zellhofer Teil der Band Xbloome, die von Niederösterreich aus agiert. Das Interview führte Jürgen Plank.

Wie ist denn die Musik von XBloome?
Hannes Zellhofer: Der Spannungsbogen ist ziemlich weit, von Sphärisch bis Disco, von Ambient bis TripHop, es lässt sich von uns nach sieben Jahren noch immer nicht exakt beschreiben, wie die Musik ist. Was auf jeden Fall klar ist: Es geht nicht um echte Gitarren- oder Schlagzeugklänge. Es ist ein Stilmix aus vielen Richtungen, wir haben nicht definitiv gesagt: Wir wollen TripHop machen, wobei die Definition von TripHop selbst ja schon schwierig ist. Ich denke, die HörerInnen sollen sich unsere Musik herunterladen und sich selbst ein Bild davon machen, es gibt alles gratis auf unserer Homepage.

Bleiben wir gleich bei diesem Aspekt: Beim Musikmachen geht es ja auch darum, die Musik unter die Leute zu bringen, welche Idee steckt dahinter, alles gratis anzubieten?
Die Motivation dahinter ist, dass Musik einfach gehört werden soll. Diese Idee hat uns unser Schlagzeuger näher gebracht, ich bin mittlerweile froh darüber. Wir verkaufen unsere CDs an Leute, die sich gratis unsere Musik herunterladen. Ich glaube, wir würden nicht mehr CDs verkaufen, wenn wir die Musik nicht verschenken würden. Ich bin da ein Zahlenfetischist und schaue auf last.fm oder sonstige „Kontrollmechanismen“ und vergleiche uns gerne mit Bands, die in unserer Liga spielen, wenn ich das so sagen darf. Ich denke es kann kein Nachteil sein, die Musik zu verschenken, wir verkaufen ab und zu CDs nach Konzerten. Wir haben keine CDs im Laden stehen, ich glaube, dass das ohne massive Werbemaschinerie keinen Sinn macht.

Welche Zahlen hast du vorhin konkret gemeint?

Wir haben auf last.fm 262 HörerInnen, eine andere Band unseres Labels Edelbrand hat ca. 15 HörerInnen. Die andere Band geht den klassischen Weg und stellt nur 30 Sekunden lange Schnipsel online. Dass wir 262 HörerInnen haben, liegt sicher auch daran, dass ich massiv Online-Promotion mache und ganze Tage im Internet verbringe und versuche neue Leute zu ködern und Foren mit Informationen zu füttern. Als unsere letzte Single erschienen ist, bin ich ca. 4 volle Tage mit der Online-Promotion beschäftigt gewesen. Unsere Hörerzahl stagniert auch, aber insgesamt ist das eine Entwicklung der letzten sieben Jahre.


Ihr habt 2010 ein Album veröffentlicht, dass ihr nur mit freier Software aufgenommen und gestaltet habt. Was war die Idee dahinter?

Alle Aufnahmen und das Artwork wurden mit freier Software aufgenommen und erstellt, das hat auch bei der Promotion geholfen. Deshalb waren wir auch auf FM4 eingeladen und andere Radiosender haben das Album vorgestellt. Die Idee zur Verwendung freier Software stammt von unserem Drummer, der einer Organisation angehört, die dieses Thema predigt. Er ist ein Verfechter dieser Idee und wollte beweisen, dass das geht. Dazu haben wir auch einen Wikipedia-Eintrag bekommen. Wir haben das Album bei uns im Proberaum aufgenommen und auch das war eine Herausforderung. Es gab jemanden, der meinte: Wie könnt ihr nur behaupten, ihr wärt die einzige Band der Welt, die nur mit freier Software arbeitet? Vielleicht gibt es auch noch jemanden da draußen, vielleicht sind wir nicht so einzigartig wie wir glauben, aber bis jetzt ist das Gegenteil noch nicht bewiesen.

Vielleicht seid ihr ja in dem Sinn Vorreiter, dass ihr eure Musik gratis ins Netz stellt und CDs nur nach Konzerten verkauft. Man hört, dass die Majorlabels in 2 Jahren die CD vielleicht nicht mehr als Trägermedium verwenden werden. Dann könnte es Musik hauptsächlich auf Vinyl und als MP3 geben. Was sagst du zu solchen Überlegungen?
Ganz ehrlich: Ich bin CD-Sammler und ich fände es unendlich schade, wenn die CD wegfallen würde. Meine Beobachtung ist, wie gesagt, dass die Leute, die unsere CD kaufen, Liebhaberei betreibe, auch wenn es alles zum Gratis-Download gibt. Dass es ein dezentes Comeback von Vinyl gibt, ist eine Sache – wir haben ja auch eine Kleinstauflage auf Vinyl angedacht, aber das wäre sehr teuer gewesen, wir haben diese Idee also wieder fallen lassen. Ich weiß nicht, wo die Entwicklung generell hingeht, ich kaufe nach wie vor CDs.

Für eines eurer CD-Projekte habt ihr ebenfalls das Internet genutzt. Da haben Bands aus der ganzen Welt eure Musik remixed, worum ging es dabei?
Die Idee dahinter war, etwas anderes als neue Aufnahmen zu veröffentlichen. Eben die besagte Cover- und Remix-CD. Das war ein Aufruf mitzumachen, und zwar an alle Leute dieser Welt, die daran Spaß haben. Der Preis für die Gewinner war, auf dem 2010 erschienenen Album als Bonus-Track veröffentlicht zu werden. Es gab jemanden aus Australien, der mitgemacht hat. Außerdem einen Musiker aus den Niederlanden und eine Band aus der Slowakei. Aber es waren auch Wiener Bands dabei und es ist ein wirklich sehr bunter Mix geworden: Vom Rock-Cover bis zu einem Stück, das unplugged aufgenommen wurde. Und der Remix aus Australien war – wie man früher gesagt hätte – ein Dancefloor-Mix.

In sieben Jahren habt ihr sicher schon Einiges als Band erlebt. Wie sind denn eure Ziele für die nächsten sieben Jahre?

Das Ziel für die nächsten sieben Jahre ist, wieder Kontinuität in die Band zu bringen. Ich werde demnächst Vater, unser Bassist hat geheiratet und die Sängerin hat uns verlassen – wir müssen uns gerade neu sortieren, denn wir haben auch vor kurzem den Proberaum wechseln müssen. Wir werden sicher wieder eine CD aufnehmen und werden versuchen, den Weltruhm zu steigern. (lacht)

Fotos: Jürgen Plank

 

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