mica-Interview mit Ja, Panik

Ja, Panik haben Wien verlassen und suchen ihr musikalisches Glück fortan in Berlin. Ab und an aber kehrt auch der Wahl-Berliner in die alte Heimat zurück, und sei es nur, um dort ein ausverkauftes Konzert zu spielen. Gelegenheit, um  mit Sänger Andreas Spechtl und Bassist Stefan Pabst über vergiftete Wahrnehmung, Angst vor Beliebigkeit und Scheitern als Ausgangspunkt zu sprechen. Das Interview führte Markus Deisenberger.

Eure kurze Rückkehr nach Wien – in jene Stadt also, die ihr bewusst verlassen habt – ist wohl die richtige Gelegenheit, sich danach zu erkundigen, ob das Abenteuer Berlin gescheitert oder gelungen ist. Vorher aber eine wirkliche Einstiegsfrage: Wie war die Tour bis jetzt?
Spechtl: Nun ja, die richtige, wirklich durchgehende Tour hatten wir ja schon im Herbst. Das jetzt sind eher vereinzelte Termine…

…an sehr unterschiedlichen Orten
Spechtl: Genau.

Und einem großen Unterschied zwischen den einzelnen Veranstaltungen
Spechtl: Schon, ja.

Und sind die Reaktionen auf das, was ihr macht, so verschieden wie die Veranstaltungsorte?
Spechtl: Ja. Insgesamt ist das schon ein sehr städtisches Ding, das wir machen. Am Land merkt man manchmal, dass das Konzert eher ein Event ist, zu dem man halt hingeht; weniger wegen der Musik, sondern weil man eben hingeht.

Mit welchem Effekt?
Spechtl: Dass viele lieber ins Glas schauen als auf die Bühne.

Merkt man das denn auf der Bühne?
Spechtl: Uns ist es eigentlich egal, aber merken tut man es schon.

Gehen wir zu Deiner in der Zeitschrift Datum unter dem Titel „Ich hab euch etwas mitgebracht: Hass, Hass, Hass“ abgedruckten Abrechnung mit Wien. Fühlt man jetzt, da schon wieder einige Zeit vergangen ist, dass es der richtige Schritt war weg zu gehen, oder lässt sich das nicht sagen, weil angekommen seid ihr ja doch nicht. „Wir haben etwas verlassen, ohne woanders anzukommen, und wir werden uns davor hüten, jemals wieder irgendwo anzukommen“ hieß es dort ja.
Spechtl: Das kann man, wie Du richtig andeutest, bei uns eh schwer sagen. Das Wegziehen ist bei uns ein auf Tour gehen, immer unterwegs sein. Wir sind jetzt seit Oktober in Berlin und es herrscht immer noch Kisten-Chaos, weil es seither keine einzige Woche gab, in der wir durchgehend dort gewesen wären, einfach weil wir ständig unterwegs sind. Aber es ist schon komisch, plötzlich im Hotel Fürstenhof zu sitzen und auf Wien runter zu schauen. Noch dazu haben wir einen Berliner dabei, dem man die Stadt zeigt. Das alles ist schon ein wenig merkwürdig.

Erlebt ihr die Stadt denn neu, wenn ihr die Touristenführer spielt?

Spechtl: Einerseits das, andererseits sind wir selbst ja jetzt Touristen. Vom Hotel auf den Westbahnhof runter zu schauen und einen Blick auf Wien zu haben, den ich vorher nie hatte, ist eine Art Metapher, wenn man so will. Eigenartig und auch positiv.

Nicht mehr involviert zu sein in das geschlossene System, wie Du es genant hast – ist es das, was sich positiv anfühlt?
Spechtl: Auch, wobei ich es gar nicht so wertend sagen würde. Es ist einfach angenehm und die Erfahrung wert.

Als Band habt ihr einen Bruch gehabt vor dem letzten Album. Stimmt das?
Spechtl: Wir haben aufgehört, als Band alles selbst zu machen, vom Cover über die Aufnahme bis hin zu den Fotos. Früher machten wir das alles selbst, aus Einstellung und ökonomischer Notwendigkeit heraus. Beim letzten Album haben wir uns nun zum ersten Mal getraut, Dinge aus der Hand zu geben, denn wir waren an einem Punkt angelangt, an dem man nichts mehr drauf hätte setzen können.
Aber vorher durchexerziert zu haben, wie es ist, alles selbst zu machen, war dennoch sehr wichtig. Das festigt eine Band und man weiß, was man will. Ganz hergeben wird man es dann nie wieder…

Diese Abscheu, etwas aus der Hand zu geben, liegt aber doch in der Natur der Sache, wenn man Kunst macht, die einem selbst etwas bedeutet, oder
?
Spechtl: Ja, aber wir haben gelernt, dankbar für Hilfe zu sein.
Pabst: Dadurch dass man es vorher selbst gemacht hat, weiß man genau, was und wie man es will. Es führt letztlich nur jemand anderes aus.
Spechtl: Das und die Sachen sind nicht mehr fremd. Man kann offen sein für Einflüsse von außen, ohne große Angst haben zu müssen, dass einem zu stark reingeredet wird.
Pabst: Eine Stimme, die von außen kommt, kann dieses gefestigte System, das für sich funktioniert, ungemein bereichern.

Damit lieferst Du ein gutes Stichwort. Man muss doch auch gefestigt sein, wenn man als Band geschlossen in eine andere Stadt geht. Es gibt ja neben der Band als mehr oder weniger geschlossenem Kreis auch noch das einzelne Subjekt, unterschiedliche Freundeskreise dieser einzelnen Subjekte etc….
Pabst: Dass wir geschlossen in eine andere Stadt zogen, hat vor allem deshalb funktioniert, weil wir bis zu einem gewissen Grad denselben Freundeskreis haben. Wenn auch jeder zusätzlich auch andere Freunde haben mag, bewegen wir uns privat doch im gleichen Soziotop, in dem wir uns auch als Band bewegen. Das heißt, es gibt  keine Abgrenzung zwischen Band und privatem Dasein.
Spechtl: Wir haben in Wien auch schon zusammen gewohnt. Von der sozialen Struktur hat sich nicht wirklich viel geändert. Vieles spielt sich also eh zwischen uns fünf Typen ab, der Anhang ist nicht so groß. Außerdem haben wir schon lange vorgehabt, aus Wien weg zu gehen. Das war ja alles andere spontan, sondern von langer Hand geplant.

Was auch jedem klar sein musste, der eure Texte liest. Wien als Stadt war ja schon immer Thema in euren Songs. In „Zwischen 2 und 4“ etwa ist euch: „…die Wut im Bauch gegeben, um hier nicht nur zu überleben.“ Dem gegenüber wurde die Verklärung von Berlin als Stadt schon von vielen Bands auch immer wieder ironisch aufgegriffen. Worauf ich hinaus will: alles besser ist doch dort auch nicht.
Pabst: Als wir das erste Mal in Berlin warten, haben wir gesagt, dass wir hierher müssen. Die Idee gab es also schon lange, lange bevor wir überhaupt ein Label in Deutschland hatten. Wir sind jedenfalls sicher nicht dorthin, weil dort alle so leiwande Sachen anhaben und cool sind…
Spechtl: Der Zeitpunkt war reif und wir hätten nicht länger waren dürfen. Es ist eine Altersfrage, wo man wie situiert ist. Wenn wir noch ein Jahr länger gewartet hätten, hätten sich vielleicht privat ganz andere Konstellationen ergeben, die uns einen Wechsel zu fünft vielleicht unmöglich gemacht hätten. Wie Du richtig gesagt hast, ist es ja nicht so leicht, alles liegen und stehen zu lassen und in eine andere Stadt zu ziehen. Aber zur Wahl der Stadt: Da ist auch einiges an Zufall dabei. Für uns als deutschsprachige Band gäbe es doch nicht so viel, wo wir hingehen hätten können. Berlin blieb in unserem Eliminationsverfahren einfach übrig und zusätzlich dazu hat es sich in der Geschichte der Band einfach so zugetragen, dass in Berlin viele Dinge passiert sind. Unter anderem Agentur und Label. Ein romantisches Bild von Berlin gab es nie.

Eine Entscheidung ist es nach Berlin zu gehen, weil es sonst nicht viele Alternativen gibt. Eine andere Sache aber ist es doch, bewusst aus Wien wegzugehen. Euer Text im Datum war auch eine Art Abrechnung, ohne ihn jetzt werten zu wollen. „Jeder, der was auf sich hält, muss früher oder später gehen“, heißt es darin. Wovor schützt man sich, indem man geht?
Spechtl: Wir können gerne drüber reden, ich finde es nur manchmal schwierig, noch mal über etwas zu reden, sich selbst noch mal erklären zu müssen.

Hat der Artikel denn etwas bewirkt, einen Diskurs ausgelöst?
Spechtl: Ich denke schon, dass er etwas ausgelöst hat, aber ich habe mir abgewöhnt, Dinge über uns zu lesen…

Warum? Weil die Erfahrung mit der Rezeption hier so schlecht ist?
Spechtl: Da geht es jetzt gar nicht um Österreich, das ist in Deutschland auch so. Auch dort beschäftige ich mich eigentlich nicht mit den Dingen, die über uns geschrieben werden, weil ich mich nicht wohl fühle dabei, weil ich Paranoiker bin und weil es eine gewisse Form der Abschottung ist. Man kann einfach anders arbeiten, wenn man nicht weiß, was die Leute von dem halten, was man macht. Dann neigt man nicht dazu, sich durch fremde Wahrnehmung zu vergiften. Was die eigene Arbeit anbelangt: Rausjagen und dann raus halten. Ganz geht es ja eh nicht, sich raus zu halten, gegen die Vereinnahmung kann man sich ja nicht ganz wehren. Mitkriegen tut man es ja trotzdem. Aber um auf Deine Frage zurückzukommen: wie genau der Artikel aufgefasst wurde, weiß ich nicht. Oder weißt Du etwas, Stefan?
Pabst: Nein, unterschiedlich wurde es aufgenommen, sicher. Mehr weiß ich auch nicht.

Vielleicht darf ich doch noch einmal auf die Motive für euren Ortwechsel zu sprechen kommen. Eines, als Musiker, der es weit bringen will, von hier wegzugehen wäre die Angst vor dem Mittelmaß.

Spechtl: Diese Angst ist sicherlich sehr ausgeprägt bei uns. Obwohl: Es geht vielleicht gar nicht so um Mittemaß, das ist mir zu wertend. Bei vielem, was wir machen, geht es einfach mal darum, tief in den Gatsch zu greifen, sich schmutzig zu machen, bevor man die sichere Variante wählt. Bevor man sich sicher sein kann, dass etwas „cosy“ ankommt.

Das hat wahrscheinlich auch mit Wut zu tun, oder?
Spechtl: Ja und mit Anspruch. Trial and error!  Eher ist es die Angst vor Beliebigkeit als die Angst vor dem Mittelmaß. Ich finde es ja nach wie vor besser einen Fehler und zwar einen wirklich gravierenden Fehler zu machen als es sich irgendwo gemütlich einzurichten, sonst wird man irgendwann weich.

Das bedeutet zwangsläufig, ständig in Bewegung zu bleiben; eine sowohl musikalisch als auch gesellschaftlich ständige Revolution anzustreben. Ist das überhaupt möglich bzw. ist es nicht wider die Natur, die einen quasi automatisch fetter und satter werden lässt? Das, was Du gesagt hast, klingt nach einem Kampf, den man immer wieder aufs Neue von sich selber fordern muss.
Spechtl: Und den man auch gegen sich selber führt, glaube ich. Man quält sich immer wieder selber. Es wir bei uns viel verworfen, wir sind eine große Verwerfungsband, was immer wieder zu großen Momente der Verzweiflung führt. Aber wir machen das nur, weil das, was sonst dabei raus kommen würde, uns noch mehr quälen würde. Jede einzelne Wiederholung… Es geht eigentlich fast nicht anders.

Scheitern inbegriffen?

Spechtl: Unbedingt, aber nicht nur inbegriffen, sondern Scheitern ist der Ausgangspunkt. Mitunter ist der Moment, in dem etwas nicht funktioniert, genau der richtige. Wir sind ja allesamt Antitechniker. Vielleicht kommt ja, wenn ich als Anti-Gitarrist C-Moll greifen will und es nicht schaffe, etwas raus, was viel besser klingt als C-Moll, wer weiß. Das heißt: Ich schaffe es nicht und das Ergebnis ist trotzdem oder gerade deshalb super.

Du hast von Ankommen, sich Abschotten und Scheitern gesprochen. Aber wenn man sich dann in einer der letzten Spex-Ausgaben auf einmal neben Jochen Distelmeyer und Schorsch Kamerun als Stichwortgeber zur Lage der deutschen Musiknation wieder findet, dann muss man doch auch fühlen, dass man irgendwo angekommen ist? Das kann man ja gar nicht mehr einfach verdrängen. Gibt einem das nicht zu denken?
Spechtl: Doch, natürlich. Aber es kommt darauf an, wie man damit umgeht. Das ist ja nicht zementiert, sondern nur eine Station. Das ganze Ja, Panik-Ding lässt sich ja so verstehen, dass man das ganze Ding, quasi angekommen zu sein, da plötzlich neben dem Herrn Distelmeyer zu stehen, reflektiert, indem man eben dieses Pendent-Video darüber macht. Kennst Du das Video?

Ja, klar. Was genau wolltet ihr damit bezwecken?
Spechtl: Keine Ahnung. Erst mal zieht man es dadurch auf eine andere Ebene, stiftet Verwirrung. Die Leute fragen sich: „Was soll den das sein? Eine Hommage? Nein, dafür ist es zu dumm. Eine Verarschung? Nein, dafür sind sie zu große Fans von Distelmeyer…“ Es geht ja nicht nur darum, dass wir uns nur über ja, Panik Gedanken machen und die Band jedes Mal, wenn sich wo eine Nische auftut, dorthin hieven, sie dort platzieren, sondern es geht um Pop-Kultur und in der geht es noch immer darum, dass etwas zurückkommt, weil es Publikum gibt. Alles andere wäre doch verlogen.

Ist diese Boshaftigkeit, die Bands oft entgegengebracht wird, die gegen das Mittelmaß oder die Beliebigkeit oder auch sich selbst revoltieren, dieser Grundtenor an Gemeinheit, der einem entgegenschlägt, wenn man etwa die Kommentare in Foren studiert…
Spechtl: Meinst Du jetzt Boshaftigkeit speziell gegen uns?

Nicht unbedingt, denn wenn ich den Namen Ja, Panik gegen Soap & Skin austausche, wird dort doch ganz ähnliche Häme ausgeschüttet. Ich meine ganz allgemein jene, die sagen, das wäre doch alles eh nichts; jene, die den ersten Ansatz des Scheiterns zum Anlass nehmen, zu verkünden, sie hätten es eh schon immer gewusst… Ist diese Art von Boshaftigkeit etwas, das einen antreibt und einen auch zu solch einem Schritt wie dem euren motiviert?
Spechtl: Schwer zu sagen. Das liegt an der Tagesverfassung. Mal ärgert man sich, die meiste Zeit aber belustigt es eher – etwa, wenn jemand so richtig anfängt zu schimpfen. Uns passiert das ja nicht nur durch Post-Its, sondern auch ganz direkt: Jemand kommt im Flex her und erklärt, wie Scheiße er uns findet.
Pabst: Direkt ist es natürlich toller, aber auch die indirekte Auseinandersetzung ist doch eine Form der Anerkennung.

Mit der so genannten „Nestbeschmutzung“ schließt man ja auch an eine große Tradition an.
Spechtl: Das auch. Aber die, die sich am meisten drüber aufregen, was wir machen, sind ja auch die, gegen die es gedacht war. Durch ihre Reaktion entlarven sie sich. Grundsätzlich gilt ja: Das, was wir machen, ist nicht nur für jemanden, sondern auch ganz klar gegen jemanden.

Ein weiteres Zitat aus „Ich hab euch etwas mitgebracht: Hass, Hass, Hass“ lautet: „So wie man sich mit den deutschen Künstlern nicht einlassen sollte, so wenig sollte man sich mit dem österreichischen Betrieb dahinter einlassen.“ Warum ist das Know How im Management und auch im Selbstmanagement in Österreich so gering?
Spechtl: Schwierige Frage. Man kann jedenfalls nicht alles auf den kleinen Markt zurückführen. Das ist einfach nur eine gute Ausrede, sonst nichts. Auf jeden Fall hat es etwas mit Selbstbewusstsein zu tun. Und auch wenn das nach neoliberalem Mist klingt: Die Konkurrenz fehlt.

Zwischen den Musikern oder Managern?

Spechtl: Im Betrieb. Es gibt einfach ziemlich viele Monopole. Schau Dir doch den Festivalbetrieb an.
Pabst: Ich finde, das ist auch bei Bands so. Wenn du als Band aus welchem Grund auch immer auf fm4 läufst, hast du es in diesem Land geschafft und darüber hinaus gibt es einfach nichts mehr zu holen. In Deutschland musst du dich auf fünfzig Radiostationen behaupten, damit du den Status erreichst, den du hier in Österreich hast, wenn du auf fm4 läufst.
Spechtl: Bei uns wird schnell ein Nest gebaut, aus dem du so schnell nicht mehr raus kommst, wenn du nicht weg gehst.

Wird man nicht in Deutschland viel schneller vereinnahmt, weil die Rädchen schneller ineinander greifen?

Spechtl: Das mag schon sein, ich habe in Deutschland aber trotzdem weniger das Gefühl, dass es da eine Art nationalen Stolz gibt. Nimm Get well Soon: Ich hab in der Rezeption noch nicht feststellen können, das den Konstantin Gropper jemanden als spezifisch deutschen Act für sich beansprucht. Insgesamt finde ich es daher weniger vereinnahmend.

Angst and Money sind nicht nur Schlagworte, mit denen ihr operiert, sondern Prinzipien des Systems, in dem wir leben. Was setzt man dem entgegen?
Spechtl: Der Angst muss man nichts entgegensetzen glaube ich, sondern sich ihr stellen. Das ist etwas, was bleiben wird. Money setzt man am besten Reichtum entgegen. Reichtum für uns alle, dann wäre das Geld abgeschafft.

Eure Musik war immer auch von heftigen Genre-Diskussion begleitet. Nach dem Motto: Was soll an denen bitte punkig sein? Ihr als Band aber scheint Punk eher als inneres Motiv zu begreifen, unfertig zu sein, nie anzukommen und – wogegen auch immer – zu kämpfen…
Spechtl: Wir haben uns, was das Genre betrifft, nie als Punk-Band verstanden.
Pabst: Ich persönlich habe keine Ahnung von Punk und traue mich wetten, diese Ahnunglosigkeit trifft auf vier Fünftel der Band zu.
Spechtl: So wie ich Punk aber verstehe, sind wir die ärgste Punk-Band überhaupt. Nur mit den Punk-Bands, die ich so kenne, und deren Musik haben wir rein gar nichts zu tun.

Das heißt Punk als Einstellung und nicht als Musikrichtung verstanden
Spechtl: Wenn man schon von Punk spricht, geht es mir um die zugrunde liegende Idee und dann, so weit ich das verstanden habe, sind wir eine ziemliche Punk-Band

Noch einmal zurück zur Abrechnung mit Wien: Warum habt ihr euch gerade den Musikfonds als Reibebaum ausgesucht?
Spechtl: Das hatte einen konkreten Anlass und hat sich deshalb angeboten. Gerade weil der Musikfonds eine Wirtschaftsförderung ist, ist es doch mehr als fragwürdig, warum gerade Universal-Bands den Zuschlag bekommen. Ich hab über dieses Thema lange mit unserem Manager diskutiert…

… der das naturgemäß anders sieht und euch den Rat gegeben hat, die Hand, die euch füttert, nicht zu beißen.
Spechtl: Klar. Aber das Argument, warum Ja, Panik keine Förderung bekommt, war ja nicht, dass sie uns nicht gut fänden, sondern weil in der Jury Leute sitzen, die unsere Musik nicht kennen und sich auch nicht die Mühe machen, sie kennen zu lernen, um darüber urteilen zu können. Und da ist mir einfach einmal aufgestoßen, dass man dort für sich beansprucht, österreichische Musik über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen und dann so ignorant ist, nicht über den Tellerrand hinaus zu blicken. Zu dem Zeitpunkt des Ansuchens hatten wir sogar schon unseren Label-Deal in Deutschland. Aber vielleicht glaubt man beim Musikfonds ja, dass wir eine Cover-Band aus Neusiedl sind, wer weiß. Dass man sich nicht einmal informiert, finde ich tragisch.

Im Brief habt ihr dem Muskikfonds 5% eurer Tantiemen angeboten. Hättet ihr die wirklich abgeliefert?
Pabst: Die paar Groschen würden wir schon überweisen.

Letzte Frage. Was erwartet jemanden, der zu einem eurer Konzerte komm
t?
Spechtl: Keine Ahnung. Das ist jedes Mal komplett anders. Wir sind unberechenbar und wir sind gerne unberechenbar.

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