Mamka Records – Das neue Label von Maja Osojnik

MAJA OSOJNIK ist bekanntlich eine der umtriebigsten und vielseitigsten Musikerinnen des Landes. Egal ob mit den Improvisations-Formationen ZSAMM, FRUFRU, SUBSHRUBS, RDEČA RAKETA, im Ensemble MIKADO, der Avant-Rock-Band BROKEN.HEART.COLLECTOR, oder als Solo-Musikerin – OSOJNIK zeigt trotz ihrer Wandlungsfähigkeit, was Kompromisslosigkeit und die Autonomie des künstlerischen Ausdrucks meinen kann. Es ist so fast schon symptomatisch, dass die slowenische Musikerin nun auch ihr eigenes Label gegründet hat. MAMKA nennt sie es liebevoll.

Buy my art, before I die.

Maja Osojnik liebt Herausforderungen. Egal ob als Musikerin, Sängerin, Komponistin oder als Labelgründerin: neue Horizonte tun sich auf, wo etwas gewagt wird. Die Künstlerin zählt so seit Langem zu den angesagtesten Musikerinnen der lokalen Experimental-Szene. Ob Alte oder Neue Musik, Elektroakustik oder Elektronik, Komposition oder Improvisation, slawische Volkslieder oder Avant-Rock – Osojnik bewegt sich gekonnt zwischen unterschiedlichen musikalischen Sprachen und behält dabei ihren unverkennbaren Stil. Die unzähligen Fährten, die sie dabei auslegt, werden zusammengehalten von der unbändigen Leidenschaft eines Freigeistes. Die Autonomie des künstlerischen Ausdrucks war Osojnik immer schon wichtig, ebenso wie Grenzgänge zwischen den Sparten und Disziplinen. Mit Mamka hat sie nun einen folgerichtigen nächsten Schritt gewagt. „Mamka ist ein Label für die, die revoltieren, rebellieren, fordern und Fragen stellen“, zeigt sich Osojnik selbstbewusst. Das Mission Statement spiegelt die Haltung einer Künstlerin wider, die auf Selbstermächtigung und Selbstbestimmung drängt.

„Öffnet die Körper und nehmt ein Bad in ihnen!“

Rdeča Raketa, Natascha Gangl (c) Rdeča Raketa

Osojnik lebt Visionen. Sie hält ihren Blick offen und ihre Neugierde aufrecht. Mit dem Kontrabassisten, Elektroniker und Komponisten Matija Schellander hat sie vor fast zehn Jahren das Improvisations- Duo Rdeča Raketa gegründet. Gemeinsam mit der Autorin Natascha Gangl hat man letztes Jahr das surreale Hörspiel „Wendy, Pferd, Tod, Mexiko“ entwickelt, das just mit dem Hauptpreis des Hörspielfestival in Berlin ausgezeichnet wurde. Die dichten, surrealen Bilder der Autorin werden vom Duo zum Leben erweckt. Aber auch die suggestive Kraft, die den abstrakten Klanglandschaften des Duos innewohnt, gewinnt durch die eingesprochenen und eingesungenen Textfragmente an Kontur. Diese werden von der Osojnik in einer solch affirmativen Haltung vorgetragen, dass sich die introspektive literarische Welt zum flammenden Bekenntnis ausformt. Für  „Chicken” wurden nun zwei Nummern des Sound-Comics ausgekoppelt.

„Chicken”: Die Opferdarbringung als Auftakt

Das Huhn wird aus der Taufe gehoben, um geschlachtet zu werden. „Chicken” nennt sich dieser erste Release auf Mamka. Gerade einmal zwei Nummern haben darauf Platz. Das Artwork der auf 150 Stück limitierten 7′ Single referiert auf die indigene Kunst der Mayas, während die Tracks mit Assoziationen an Opferdarbringungen spielen. Hier ergießt sich das Blut des Huhns aus dem Herz der Sängerin ( „There is a Chicken in my heart and it bleeds and it bleeds“). Zuspruch kommt von poppigen Synth-Melodien, geräuschintensiver Elektronik und Handtrommeln, die dem Ganzen einen tribalistischen Anstrich verpassen. Osojniks signifikante Stimme bäumt sich mal wütend auf, gibt sich ein anderes Mal zärtlich, zerfällt in abstraktes Klangmaterial und schmiegt sich dabei an wie dunkel-gewobener Samt.  Rdeča Raketa, die rote Rakete, findet die akustische Entsprechung zu den irritierenden Texten von Natascha Gangl. Trash und Ernsthaftigkeit fallen hier in eins. Schattenhafte Dichtung gerinnt zu Gesellschaftskritik und das musikalische Experiment formt sich zum schizophrenen Pop-Song. Es sind zwei exzentrische Stücke – ein magischer erster Release als Kleinod, der alle Sinne adressieren möchte.

Shilla Strelka

Release-Show:
24. November 2018, Setzkasten Wien, 19:00

Links:
Mamka 
Mamka (Bandcamp)