Wien Modern 2018, die finale Woche

WIEN MODERN 2018, Finale: zwei Musiktheater-Uraufführungen und ein verwandelter Hollywood-Film, PETER RUZICKAs Geburtstag mit einem Hauch von 1968, die letzte Solo Challenge und ein internationales All-Star-Kollektiv zum Ausklang OSKAR AICHINGERs “Totenschiff” im Reaktor, CAMERATA SALZBURG & MINGUET QUARTETT (24.11.), SALOME KAMMER SOLO und “Solo Challenge: Violin” am Campus der Uni Wien, ELISABETH SCHIMANA neues Musiktheater für Menschen ab 14, die genresprengende Filmadaption SAFE und das LONDON JAZZ COMPOSERS FESTIVAL im Porgy & Bess.

Marino Formenti Cafe Cage (c) nafezrerhuf.com

In der letzten Festivalwoche lädt Marino Formenti noch drei Mal zu Klaviermusik von John Cage in Wiener Cafés (24.11. Café Prückel, 26.11. Ungar Grill und 27.11. Zweistern). Am 24.11. hat Oskar Aichingers neue OperDas Totenschiff im Reaktorihre Premiere. Nach den Feierlichkeiten zu Peter Ruzickas Siebziger mit der Camerata Salzburg und einem Late Night Konzert mit dem Minguet Quartett im Wiener Konzerthaus am 24.11. geht es am 25.11 auf den Campus der Uni Wien, wo erst Salome Kammers Solostimme und dann Herausforderungen auf der Solo-Violine im Zentrum stehen. Am 26.11. steht junges Publikum im Dschungel Wien bei gestochen und weg, einer virtuellen Dornröschen-Adaption von Elisabeth Schimana und Ann Cotten im Mittelpunkt. Im Studio brut in der Zieglergasse feiert am 27.11. Safe von Julie Pfleiderer Premiere. Anschließend spürt das Webern Ensemble Wien unter dem Titel Harakiri im Odeon radikalen ästhetischen Ansätzen in der Musik um 1968 nach. Das Koehne Quartet spielt am 28.11. im brick-5 u.a. Christian Wolfs vertrackte Annäherung an eingängige Melodien, am 29.11. gastiert am selben Ort das sizilianische Rara Festival. Das Abschlusskonzert von Wien Modern 2018 gibt das legendäre London Jazz Composers Orchestra am 30.11. im Porgy & Bess.

CHRONOLOGIE & DETAILS WOCHE 5

David Moss und Boris Hegenbart machen sich Samstag 24.11. in der Alten Schmiede als duo-mono-lith in Lidschlag die Überwachungstechnik des Augen-Tracking musikalisch zu Nutzen.

Am Nachmittag führt im Reaktor Oskar Aichingers neue Kammeroper für das sirene Operntheater in die Gefahrenzone des Kapitalismus: Im Totenschiff nach dem Roman von B. Traven machen Geld und Gesetz gemeinsame Sache. Der staaten- und mittellose Held der Geschichte gerät auf einem Seelenverkäufer à la Lucona in den Strudel des untergehenden Spätkapitalismus.

Totenschiff (c) sirene

Beim letzten Festivalabend im Wiener Konzerthaus wird anschließend mit einem Double Feature der Siebziger von Peter Ruzicka begangen. Zuerst steht Ruzicka selbst am Pult der Camerata Salzburg, später interpretiert das Minguet Quartett u.a. sein Streichquartett possible à chaque instant («jederzeit möglich»). Dazu stehen u.a. Karlheinz Stockhausens «intuitive Musik» von 1968 und Jani Christous Praxis for 12 von 1966 auf dem Programm.
Salome Kammer sorgt im Solo-Rezital am Sonntag 25.11. in einem der ungewöhnlicheren Spielorte Wien Moderns für ein atemberaubendes Defilee unterschiedlichster Charaktere. Im Hörsaal D am Uni-Campus erklingen Töne, Worte und Laute von Hugo Ball über Luciano Berio bis Iris ter Schiphorst. Gleichzeitig und am Folgetag geht in der Alten Kapelle das von der Universität Wien ausgerichtete Konzert-Symposion mit Salome Kammer über die Bühne.
Im Hörsaal D am Campus findet indessen The Solo Challenge: Violin statt. Mit Tiziana Bertoncini, Annelie Gahl und Barbara Lüneburg verlassen drei Geigerinnen das gewohnte Terrain und unternehmen Ausflüge in barocke und mittelamerikanische Klangwelten. Hinweis: Nurit Stark musste aus gesundheitlichen Gründen ihre Mitwirkung leider kurzfristig absagen, die Solo Challenge wird wie angekündigt um 18:00 Uhr beginnen und voraussichtlich ca. 30 Minuten früher enden (die Bar Modern beginnt bereits gegen 21:30 Uhr im Universitätsbräuhaus).

Bild Elisabeth Schimana
Elisabeth Schimana (c) Rinhard Mayr

Gestochen und weg heißt das neue netzzeit-Musiktheater für Menschen ab 14 von Elisabeth Schimana und Ann Cotten, das am Montag 26.11. im Dschungel Wien uraufgeführt wird. Das Airborne Extended Ensemble musiziert zu einem hundertjährigen Schlaf der virtuellen Art, inspiriert von dem abgründigen Märchenklassiker Dornröschen.

Die nächste Premiere folgt am Dienstag 27.11.:Regisseurin Julie Pfleiderer, Komponistin Oxana Omelchuk, und das Ictus Ensemble schaffen mit Safe im brut einen Abend, der sich vom Konzert zum Live-Hörspiel wandelt. Als Inspiration diente der gleichnamige Hollywood-Film von Todd Haynes, in dem die Hauptdarstellerin eine zunehmende Allergie gegen eine Welt entwickelt, in der aus unerklärlichen Gründen nichts mehr sicher ist.
Anschließend zeigt das Webern Ensemble Wien im Programm Harakiri im Odeon, dass kompositorische Ideen und Ansätze der jungen Wilden um 1968 auch heute noch erstaunlich frisch und radikal klingen können.
Das 1987 von Joanna Lewis in Wien gegründete Koehne Quartet nimmt am Mittwoch 28.11. bei Free Dimensions im brick-5 Herausforderungen nach Maß an, beispielsweise mit Christian Wolffs String Quartet Exercises out of Songs und die Uraufführung eines ‹drehbaren›Streichquartetts von Johannes Kretz.

Das kleine, aber feine Rara Festival, das im Sommer improvisierte und experimentelle Musik in den barocken Südosten Siziliens bringt, gastiert am Donnerstag 29.11. mit The Sicilian Connection einen Abend lang im brick-5.
Der Bassist und Komponist Barry Guy gründete vor gut 45 Jahren das legendäre London Jazz Composers Orchestra. Am Freitag 30.11. gastiert die legendäre Großformation zwischen Komposition und Improvisation zum Abschlusskonzert der diesjährigen Festivalausgabe für einen ihrer raren Live-Auftritte im Porgy & Bess.

DURCHGEHEND & SONSTIGES

Die letzte Performance von Bertl Mütter als Unsicherheitsbeauftragter findet am 24. 11. rund um die Konzerte im Wiener Konzerthaus statt (Zugang mit Konzertkarte). Die Klanginstallation Membranes Only lädt in die Galerie FOX (24.11., Finissage 01.12.). KünstlerInnen, Gespräche und Getränke treffen Sie bei der Bar Modern an mehreren Terminen rund um unsere Veranstaltungen an. Der insgesamt 514 Seiten starke dreibändige Festivalkatalog (15 €) umfasst zahlreiche Essays, O-Töne der KünstlerInnen und Lesestoff zu allen Projekten. Der Embedded Remote Security Blog von Pia Palme ist online bis 30.11. unter http://piapalme.at/embedded-remote-security-blog

Das Programm ist online unter www.wienmodern.at.