Mile Me Deaf – Eat Skull

Wolfgang Möstl zählt ganz ohne Zweifel zu den Aktivposten der heimischen Indieszene. Egal, ob nun in seiner Stammband Killed By 9Volt Batteries oder als Gitarrist bei den Sex Jams, dem umtriebigen und inzwischen nach Wien übersiedelten Steirer ist es stets ein Anliegen, seine ganz eigene Interpretation des Begriffs Popmusik zu verwirklichen. Eine, die sich nicht im Wiederholen von altbekannten Mustern verliert, sondern trotz aller Zitate aus der Popgeschichte erfrischend modern klingt. Mile Me Deaf, sein inzwischen doch schon seit zehn Jahren existierendes Projekt, ist quasi als eine Art musikalisches Versuchsfeld zu verstehen, auf welchem Möstl ganz ohne irgendwelche Einschränkungen schalten und walten kann, wie er will.

„Eat Skull“ (Fettkakao/Vinyl, Siluh/CD), so der Titel des nun erscheinenden Erstlingswerks, ist ein schönes Beispiel dafür, dass es auch ohne jegliche Anbiederung an irgendeinen Mainstreamsound geht. Was er auf den Weg bringt, sind charmant schräge, abwechslungsreiche und niveauvolle Popsongs zwischen Gefälligkeit und Experiment und mit einem deutlich hörbaren Hang zum Sound der 90er Jahre. Präsentiert wird das gute Stück am 1. Juni im Wiener Gartenbaukino.

Dass es dieser Mann es wirklich versteht, Erstklassiges und Mitreißendes mit Niveau aus seinen Ärmeln zu schütteln, weiß man spätestens seit den fulminanten und vielbeachteten Killed By 9Volt Batteries Veröffentlichungen. Anders aber als bei seiner Stammband zeigt sich Wolfgang Möstl in seinem eigenen Projekt aber deutlich stärker dem Pop verhaftet, denn dem Indierock. Was der umtriebige Kreativgeist, immerhin hat er über die Jahre mehrere hundert Songskizzen und –entwürfe für dieses Projekt ausgearbeitet,  vollbringt, ist ein weiter Spagat zwischen einer gewissen, sich sofort in den Gehörgängen festsetzenden Eingängigkeit und einem nicht von der Hand zu weisenden Anspruchsdenken, diese Einfachheit in einem kunstvollen Popkontext zum Ausdruck zu bringen.

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Den üblichen und bereits tausende Male vorexerzierten Popentwürfen stellt er seinen ganz eigenen und vom Geiste des Experiments beseelten entgegen. Leichtfüßige, abwechslungsreiche und in durchdachte und vielschichtige Arrangements verpackte Melodien mit hohem Wiedererkennungswert treffen auf einen an Nuancen reichen und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeiteten Gesamtsound, der nicht selten an jenen des qualitätsvollen Pop der 90er Jahre erinnern lässt. Stilistisch irgendwo zwischen modernem Liedermachertum und dezentem Elektropop agierend, lässt Wolfgang Möstl, unterstützt von einer Reihe befreundeter Musiker, zart funkelnde Popperlen entstehen, die vom ersten Moment an eine fast schon magische Anziehungskraft ausüben.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Wolfgang Möstl mit „Eat Skull“ ein wirklich starkes Stück Musik gelungen ist, dem man als Liebhaber anspruchsvoller Popklänge auf jeden Fall Gehör schenken sollte. Bei solch einer Qualität bleibt zu hoffen, dass man von Mile Me Deaf auch in Zukunft noch so einiges zu hören bekommen wird. (mt)

 

 

http://www.myspace.com/milemedeaf
http://www.siluh.com/
http://www.fettkakao.com/