Seit Ende des Sommers läuft eine Feststellungsklage des Klangforum Wien gegen Linz 09, da Martin Heller in Folge der Absage einer vertraglich ursprünglich zugesagten Aufführung der Oper “Montezuma – Fallender Adler” von Bernhard Lang auch noch “durch Dritte” untersagte. Nun folgt ein weiteres Kapitel. Heller verweigerte die Unterschrift unter eine von Sven Hartberger an ihn gesandte Unterlassungserklärung, der zufolge er angebliche “plötzliche Forderungen” des Klangforums in einem Interview falsch dargestellt hat. Das Klangforum veröffentlichte nunmehr eine geharnischte Presseerklärung. Auch einer zivil- und strafrechtlichen Klagsdrohung dagegen blickt Hartberger gelassen entgegen.
Wir veröffentlichen in unseren Musiknachrichten die Klangforum-Presseerklärung an alle Medien in Form eines “offenen Briefs” (samt beigefügten Anhängen) in vollem Wortlaut. mica-music austria erklärt sich mit dem Klangforum nach eigener Prüfung der vorliegenden Unterlagen mit dem Klangforum Wien voll solidarisch und wird künftig natürlich trotzdem auch über das Musikprogramm von Linz 09 – u. a. in der Verantwortung von Peter Androsch – informieren und berichten. Auch sind wir selbstverständlich zur Veröffentlichung jedweder Gegendarstellung vonseiten Linz 09 oder Hellers bereit.Der Text der Presseerklärung im unveränderten, vollen Wortlaut:
Martin Heller, Intendant Linz 2009, Kulturhauptstadt Europas – Ein Lügner, Ehrabschneider und Märchenonkel, Offener Brief *
Herr Heller,
der Novemberausgabe der Zeitschrift Parnass entnehme ich, daß Sie weiterhin Lügen über die Gründe des Scheiterns der Uraufführung von Bernhard Langs “Montezuma” verbreiten. Sie werden mit folgender Äußerung zitiert: “Das Klangforum forderte plötzlich eine Million Euro. Es waren 700.000 Euro vereinbart – und schon das ist viel für nur drei Aufführungen.” In weiterer Folge stellen Sie dem angeblichen Fehlverhalten des Klangforum Wien Hubert von Goisern als positives Gegenbeispiel gegenüber und sagen: “Menschen wie er würden sich eher die Zunge abbeißen, als dass sie sagen: Ich brauch jetzt 300.000 Euro mehr.”
Sie wissen, daß Ihr ehrabschneiderischer Anwurf gegen das Klangforum Wien vollkommen unwahr ist:
. Das Klangforum hat überhaupt nichts gefordert. Uns sind ? 170.000,– von der LIVA als Gage für unsere Mitwirkung angeboten worden. Geeinigt haben wir uns auf ? 178.800,–.
. Nach Ihrer am 28. Juni erfolgten öffentlichen Absage des Projekts hat das Klangforum Wien mit mail vom 17. Juli großzügiger Weise angeboten, die Folgen Ihrer Unfähigkeit wettzumachen, und die Produktion mit dem von Ihnen öffentlich bekanntgegebenen bereitstehenden Mitteln, nämlich einem Budget von ? 700.000,– und der Infrastruktur des Brucknerhauses zu realisieren. Es ist daher besonders niederträchtig, wenn Sie dieses nach der erfolgten Absage ergangene Angebot nun in eine angebliche “Millionenforderung” umlügen wollen, die der Grund der Absage gewesen sei.
. Sie behindern seither durch Ihre Gesprächsverweigerung auch aktiv die Uraufführung von Montezuma und verbreiten infame Lügen über die Gründe des Scheiterns der Produktion.
. Der Grund des Scheiterns Ihres Projekts liegt in ihrer Untätigkeit als Intendant und der Untätigkeit der von Ihnen delegierten Herren Androsch und Winkler.
Um Ihrem Gedächtnis aufzuhelfen, habe ich mein mail vom 17. Juli dieser Nachricht angehängt. (attachement 1)
Sie haben von meinem Angebot, die folgende angemessene Entschuldigung und Unterlassungserklärung abzugeben, keinen Gebrauch gemacht:
Martin Heller, Intendant Kulturhauptstadt Europas Linz 2009, bedauert, durch öffentliche Äußerungen den Eindruck erweckt zu haben, das Klangforum Wien trage durch “plötzliche” vereinbarungswidrige Forderungen Schuld oder Mitschuld am Scheitern der Produktion der Linz09-Auftragskomposition von Bernhard Lang, “Montezuma – Fallender Adler”. Martin Heller verpflichtet sich, es künftighin zu unterlassen, derartiges zu behaupten. Insbesondere widerruft er seine Behauptungen, das Klangforum Wien habe im Zusammenhang mit dieser Produktion eine Million Euro oder auch nur einen Cent mehr verlangt, als ursprünglich vereinbart gewesen war, ausdrücklich als unwahr.
Der gewundene, halbherzige Widerruf, den mir Ihr Rechtsanwalt angeboten hat (attachement 2), zeigt lediglich, daß Sie bei Ihrer Intention bleiben, dem Klangforum Wien vollkommen ungerechtfertigter Weise öffentlich Schuld oder Mitschuld am Scheitern Ihrer Produktion zuzuschieben. Ich beschuldige Sie wegen der von Ihnen offenbar in ehrabschneiderischer Absicht gegen das Klangforum Wien verbreiteten Lügen eines unehrenhaften Verhaltens, wie es eines Intendanten einer Kulturhauptstadt Europas vollkommen unwürdig ist. Ich bedauere es sehr, daß Sie nicht wenigstens den traurigen Mut aufbringen, sich für dieses Fehlverhalten zu entschuldigen und die Unterlassung der Verbreitung Ihrer unwahren Behauptungen unmißverständlich zuzusagen, sondern es vorziehen, den futilen Versuch zu unternehmen, mich durch eine Klagsdrohung Ihres Rechtsanwaltes einzuschüchtern, die kurioser Weise mit dem knieweichen Eingeständnis der Unwahrheit Ihrer öffentlichen Behauptungen verbunden ist.
Da Sie sich weigern, von Ihren unwahren Behauptungen abzustehen, würde ich eine gerichtliche Klärung Ihres Verhaltens, das ich als ehrlos empfinde, sehr begrüßen. Auch die Klärung der Frage, wie Sie als Märchenonkel zu Ihrer unwahren Behauptung gegenüber dem Wirtschaftsblatt vom 10. November kommen, daß die Klage des Klangforum Wien wegen des offenen Vertragsbruchs nicht stattfinden werde, könnte in solchem Rahmen, in dem Sie als Zeuge unter Wahrheitspflicht auszusagen haben werden, geschehen.
Mit Gruß
Sven Hartberger
* ergeht als Presseaussendung
Anhänge:
1) Brief von Sven Hartberger nach Linz 09 (an Heller, Androsch, Winkler) om 17.7. 2008,
2) Schreiben der Linzer Rechtsanwaltskanzlei von Herrn Heller (Herr. Dr. Müller) an Hartberger nach Ablehnung der Unterschrift der von Hartberger aufgesetzten Unterlassungserklärung
(1)
Sehr geehrter Herr Heller,
Sehr geehrter Herr Androsch,
Sehr geehrter Herr Winkler,
ich bin gestern vom Urlaub zurückgekehrt und mußte erfahren, daß die Produktion ,Montezuma’ von Ihnen offiziell abgesagt worden ist. Diese Absage bedeutet aus unserer Sicht insbesondere nach Ihrer Bitte an Herrn Bernhard Lang, sein Werk zur Rettung der Produktion für eine kleinere Besetzung
umzukomponieren, einen mehrfachen offenen Vertragsbruch.
Zur Abwendung der Konsequenzen dieser Vorgangsweise und des Schadens, den die Absage der Produktion für das Land Oberösterreich und die Stadt Linz sowie für Linz09 bedeuten würde, darf ich Ihnen folgendes Angebot machen:
Für den Fall, daß sich Linz09 und LIVA tatsächlich als unfähig erweisen sollten, das von ihnen geplante Projekt auch zu realisieren, übernimmt das Klangforum Wien die Funktion des Produzenten mit dem von Ihnen öffentlich bekanntgegebenen Budget: EUR 700.000,- und Bereitstellung des Brucknerhauses mit seiner gesamten Struktur. Als einen Akt der Fairness gegenüber dem Komponisten und auch dem Klangforum Wien würde ich es betrachten, wenn Sie unser Engagement und die Abwendung der Prozeßrisiken von Linz09 und LIVA mit einer Aufstockung des Budgets auf EUR 800.000,- honorieren wollten.
Da wir wegen der sehr spät erfolgten Absage unter enormem Zeitdruck stehen, ersuche ich Sie um Übergabe sämtlicher Produktionsunterlagen, insbesondere um eine Liste aller Mitwirkenden samt Kontaktadressen sowie eine Aufstellung der bisher offerierten bzw. ausverhandelten Gagen.
In Erwartung Ihrer geschätzten Antwort verbleibe ich mit freundlichem Gruß
Sven Hartberger
(2)
Linz, 12.11.2008 11/am
Unser Zeichen: 1350/08
Betrifft: Martin Heller, Veröffentlichung Parnass 04/2008
Sehr geehrter Herr Hartberger!
In der oben bezeichneten Angelegenheit gebe ich bekannt, dass ich Herrn Martin Heller, Intendant der Kulturhauptstadt Europas Linz 2009, rechtsfreundlich vertrete.
Unter ausdrücklichem Bezug auf die Vorkorrespondenz halte ich fest, dass der Eindruck, den die Textierung des Interviews meines Mandanten in der Zeitschrift Parnass erweckt, wonach das Klagforum EUR 1 Mio. gefordert habe, unrichtig ist. Richtig ist allerdings, dass die Forderungen des Klangforums letztlich zu einem Aufwand in dieser Höhe insgesamt geführt hätte.
Mein Mandant verpflichtet sich daher, es künftig zu unterlassen, zu behaupten, das Klangforum Wien habe iZm Scheitern der Produktion der Linz 09-Auftragskomposition von Bernhard Lang, “Montezuma – Fallender Adler” plötzlich EUR 1 Mio. gefordert.
Die Frage, wer schuld oder mitschuld am Scheitern der Produktion hat, ist eine Wertungsfrage, die daher nicht vom allfälligen Anspruch auf Unterlassung und Widerruf umfasst ist. Falls Sie dies wünschen, werde ich namens meines Mandanten die angeführte Erklärung auch gegenüber der Zeitschrift “Parnass” zur Klarstellung abgeben.
Zu dem von Ihnen angekündigten offenen Brief darf ich nur darauf hinweisen, dass dieser Brief mehrfach Textstellen enthält, die beleidigend und unrichtig sind. Sollte der Text in dieser Form veröffentlicht werden, wird sich mein Mandant mit straf- und zivilrechtlichen Maßnahmen dagegen zur Wehr setzen.
Ich bitte um Kenntnisnahme und zeichne
in vorzüglicher Hochachtung