Lilja Bloom – More and More

Lange im Musikbusiness zu sein bedeutet manchmal weder negativ aufzufallen noch Schlagzeilen zu machen. Vielmehr kann sich eine langjährige Karriere auch ganz ruhig entwickeln und irgendwann sind die Früchte, die sie trägt auch ganz anders als man es sich erwartet hätte. Barbara Füreder aka Lilja Bloom lässt ihre Stimme schon seit vielen Jahren erklingen. Und diese Stimme hat einen bestimmten Wiedererkennungsfaktor, der sich durch eine Mischung aus kühler Eleganz und einem gewissen Twist zusammensetzt, der zum zweimal Hinhören zwingt. Bis jetzt war vor allem Parov Stelar zuständig für die musikalische Untermalung ihrer Vocals, die sich besonders gut mit sanfter Klaviermusik und melancholischen Untertönen versteht. Nun entfernt sich Lilja Bloom einen Schritt von Electro Swing und wendet sich auf ihrem Mini-Album „More and More“ elektronischen Träumen der 1980er zu.

Schon auf dem gleichnamigen Opener spürt man die Tanzbarkeit der Klaviermelodie und, dass Synthies hier den Takt angeben. Was ebenso auffällt ist die bewusste Catchy-ness der Melodie, die die Vocals etwas in den Hintergrund drängt. Letztere erinnern aber umso mehr an die guten Zeiten von Madonna. „Golden Arrow“ punktet mit einer starken Songstruktur. Diesmal ist auch die Vocalperformance im Vordergrund, was dem Song einen melancholischen Unterton verleiht.

Das stärkste Lied dieser EP stürzt sich mit einem Hauch Industrial ins Geschehen und ruft gleichzeitig Bilder einer gut gefüllten Tanzfläche zu sehr später Stunde hervor. Dicker Kunstnebel mischt sich unter den Schweiß der Tanzenden und wird von gleißenden Scheinwerferlichtern zum Erzittern gebracht. Das Klavier harmoniert mit gehauchten Vocals, einem satten Beat und echoartigen Klatschern aus der Drum Machine. „Crucified“ von Army of Lovers lässt hier ebenso grüßen wie Calvin Harris-esque Synthie-Dramen.

Das Album ist nach diesem Lied zwar nicht aus, aber nach „Escape“ fühlt es sich ziemlich so an. Dieser letzte, nicht geremixte Song ist ein wenig sanfter als sein Vorgänger. Funkelnde Klänge paaren sich mit der durch Echos verzerrten Stimme. Parov Stelar HörerInnen werden die Streicher auffallen, die stark an sein Lied „Coco“ erinnern, das ebenso mit der Mithilfe von Lilja Bloom entstanden ist.

Nach „Escape“ folgen noch vier Remixe. Die zwei besseren sind jeweils von A.G. Trio bearbeitet worden und verleihen den Liedern eine gewisse Modernität durch Electro-Pop Klänge à la M83. Alles in allem ist „More and More“ ein gelungenes Debüt einer stimmgewaltigen Frau. Und obwohl die Musik offensichtlich eine sehr wichtige Rolle spielt, ist ihre Stimme oft zu stark von Effekten überlagert, so dass die Einzigartigkeit nicht genug verstärkt wird.

Anne-Marie Darok

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