LEINÖL – „Heo Biö eu“

Wenn man Öller heißt, in Lein (Julbach) daheim ist, und das auch noch im Mühlviertel liegt, dann kann dabei nur reichhaltiger Sound herauskommen. Mit dem aktuellen Album „Heo Biö eu“ erweitert das oberösterreichische Sextett LEINÖL die hiesige Weltmusik um ein weiteres beachtenswertes Gustostückerl Alpinrock.

Dort, wo der Granit den Ton angibt, wo alles, was einen Job sucht, nach Linz pendelt oder nach Tschechien zum Einkaufen fährt, bleibt einem oft nicht viel übrig, als sich mit der Familie zusammenzusetzen und Rock ’n‘ Roll zu machen, wenn auch stark eingefärbt von den musikalischen Traditionen, die aktiv ebenda gelebt werden.

Das gekonnte Spiel mit Genres von Reggae bis Funk, mit geraden und ungeraden Rhythmen, der volle Klang, die Mehrstimmigkeit und die g‘schmackige Instrumentierung inklusive Maultrommel und Ähnlichen.  Das alles beherrschen die Öllers, nämlich Peter (Akkordeon, Gesang), Christine (Mandoline, Gesang), Alexander (Schlagzeug, Gesang), Simon (Gitarre, Gesang), Paul (Bass, Gesang), und Verena Thaller (Percussion, Gesang) im Schlaf, live und auf der CD.

Mit für die Gegend ungewöhnlich subtilem Schmäh wird immer mal zitiert (beispielsweise „Spiel mir das Lied vom Tod“) und improvisiert. Schnaderhüpfel sind bei dem Ensemble ob der Donau Programm. Man hegt sogar teilweise den Verdacht, dass da am Ende sogar Schuh geplattelt wird. Dazu passen würde diese Kategorie der Bodypercussion gepaart mit Stepp auf jeden Fall, und wer weiß, vielleicht hat Lindy-Hop bald ausgedient.

„Buama, heit geht’s lustig zua!“

Zweifache in Blues, Rock und Funkgewand werden neu arrangiert, dass es eine Freude ist. Die althergebrachten Musikelemente werden dabei professionell ausgereizt, erweitert und mit demselben Schwung, die Spottgesänge schon in sich trugen, sprechen die Sechs ein breit gefächertes Publikum von 0 bis 100 an, Musikprofis und alle, die sich dafür halten inklusive.

Instrumentale, moderne und echte Volksmusik wechselt mit Liedern ab, die von „Eiphone“ bis „Doktagschicht“ nichts auslassen. Nicht einmal der Zölibat, mit und ohne Medizinerlatein, scheint ihnen heilig zu sein, und das nötigt dem Frömmsten ein kräftiges Augenzwinkern ab. Gstanzl waren schon immer die Kunst, die Welt, wie sie empfunden wird, brutal auf den Punkt zu bringen, in gereimten Vierzeilern frech rauszulassen, dann wird gepascht. Wer darin vorkommt, darf es – wie beim Kabarett – als Kompliment verstehen!

„Fort bei da Nocht, hoam in da Friah, so mochans mia“

Wenn einem da manche Textzeilen auch bekannt vorkommen, so wird doch viel eigenes Lyrisches geschaffen, getreu den Vorbildern des bereits erwähnten Stehgreiftextens in Zweipaarreimen, wie es stundenlang von Freestyle-Gstanzl-Nerds im ganzen bayrischsprachigen Raum praktiziert wird, dass jeder Rapper zumindest sein Kapperl ziehen mag. Das kann was!

Leinöl gehören in jeden gut sortierten Schrank, aber weniger zum Essig als in den, wo sich eventuell Salt & Pepper befinden. Na ja, vielleicht nicht in dieselbe Lade, sondern mehr dorthin, wo Ausseer Hardbradler, Broadlahn, Attwenger, Werner Pirchner, Hubert von Goisern und Konsorten stehen. Schön!

Alexandra Leitner