Inner Storm – Eine harmonische Hommage an die 80er

Das neue Projekt von Karl Möstl hätte keinen besseren Zeitraum für die Veröffentlichung des Debüts „Amazing Loneliness“ finden können. Der Sound von „Inner Storm“ ist der perfekte Soundtrack für die kühle melancholische Herbstzeit, wie auch für den darauffolgenden Winter. Karl Möstl, der in einem Atemzug mit den großen Produzenten der elektronischen Szene Österreichs genannt wird, hat ganze zwei Jahre an der Produktion von „Amazing Loneliness“ gearbeitet.

Für die Verwirklichung dieses Albums hat sich der Wiener eine Reihe etablierter Musiker ins Boot geholt, die aus Genrebereichen wie Jazz, Rock sowie Synthie-Pop stammen: Da wären der in Linz-ansässige Brite Andrew Edge, der in den 80er Jahren mit der britischen New Wave-/Synth-Pop Bands einige Erfolge feierte, Christian Lettner, seines Zeichens Jazz Schlagzeuger der Band „Passport“ von Klaus Doldinger, sowie den Gitarristen Wolfgang Bründlinger, der in allen nennenswerten Richtungen der Musikproduktion innerhalb und außerhalb von Österreich tätig war. Mit dieser hochkarätigen Besetzung sind die Zeichen für eine wirklich attraktive Produktion eigentlich schon gesetzt.

Sowohl mit dem Bandnamen, wie auch dem Albumtitel implizieren die vier Musiker bereits den Sound, mit dem der aufmerksame Hörer konfrontiert werden sollte: die unaufdringlichen elektronischen Klanggewänder, das sanfte Gitarrenspiel, sowie die eingängigen Rhythmen drücken das emotionale Innenleben des Menschen, den „inneren Sturm“, den er in seiner „wunderbaren Einsamkeit“ durchlebt, aus. Perfekt abgerundet wird das Gesamtbild durch die überaus gelungene Performance von Andrew Edge, der jedem einzelnen Song mit seiner äußerst angenehmen Stimme viel Charakter verleiht. Wer eine visuelle Erklärung braucht, sollte sich das Video zur Singleauskopplung „Hold On“ ansehen: zwei Samurai duellieren sich in einem heftigen Kampf, und dennoch verbreitet das Bild, wie auch die Musik eine ganz eigene Art von Harmonie.

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.

Als Inspirationsquellen dienen Bands wie „M83“, „Imagine Dragons“, „Naked & Famous“, „Coldplay“ und „One Country“, die sich in teilweise ähnlich elektronischen Umfeldern bewegen. Doch anstatt sich in Fragen des Stils ganz auf diese Genannten zu berufen, formen sich Inner Storm aus den verschiedenen musikalischen Ingredienzen ihren eigenen Stil. Man nimmt zunächst die „Downbeat“-Basis der Songs wahr, die mit großer Sicherheit den Einfluss von Möstls zum Ausdruck bringen, dann auch die Synthesizer- und Gitarren- Klänge, die Assoziationen zu Genregrößen wie „Depeche Mode“ zulassen und natürlich das zerbrechliche Falsetto von Andrew Edge, welches stark an den zeitgenössischen Folk, wie ihn Bon Iver oder Scott Matthew praktizieren, erinnert. Hinzutreten in manchen Nummern auch leichte Ansätze aus der asiatischen Musik. Wiewohl der Grundtenor des Albums einer der eher melancholischeren Natur ist, sorgen doch auch immer wieder Nummern, wie etwa die im Klang an die 80er Jahre angelehnten „Why Oh Why“ und „Black Milk“, für ein auflockerndes und tanzbares Kontrastprogramm.

Einen bestimmten Song als Highlight hervorzuheben ist eigentlich unnötig, denn „Amazing Loneliness“ bietet von Anfang bis zum Ende keinen einzigen schwachen Moment. Mit „Inner Storm“ hat Karl Möstl ein Projekt in Gang gesetzt, von dem eine Fortsetzung mehr als wünschenswert ist.

 

Philipp Bonell

Fotos: Inner Storm