
Das Festhalten an herkömmlichen Standards ist nicht wirklich das Ding des begnadeten Gitarristen, dafür versteht er sich viel zu sehr als ein Musiker, der seine Kreativität vor allem aus dem Überschreiten von genredefinierten Grenzen sieht. Obwohl seit Anbeginn dem Jazzrock verbunden, lässt Gerald Gradwohl immer wieder stilfremde Elemente in seine Kompositionen einfließen. Worauf der Jazzer besonders viel Wert legt, ist, dass seine Musik nicht als eine One-Man-Show verstanden wird. Sich niemals dominant oder selbstverliebt mit seinen atemberaubenden Solis in den Vordergrund spielend, lässt der weltweit anerkannte Musiker, Komponist und Instrumentalist seinen stets Mitmusikern immer auch den Raum, sich selbst miteinzubringen, die Stücke durch ihr Zutun mitzugestalten. Was auf diesem Weg entsteht, ist ein aus der ständigen Interaktion heraus erwachsender, sich unaufhaltsam steigernder, ungemein dynamischer und groovender Spannungsbogen, der die HörerInnen mit vielen spontanen Wendungen vom ersten Moment an in höchstem Maße fesselt.
Gerald Gradwohl war und ist immer noch ein Musiker mit vielen Gesichtern. Die Liebe zum Experiment sowie seine Neugier nach dem Neuen beflügeln den Gitarristen und Komponisten stets zu ungeahnten kreativen Höchstleistungen. Mit seiner Fähigkeit, sein Spiel immer wieder neu zu erfinden, darf angenommen werden, dass der Gitarrenvirtuose das Ende der Fahnenstange seines kreativen Schaffens noch lange nicht erreicht hat. (mt)
Foto Gerald Gradwohl: Michael Setzpfand
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Gerald Gradwohl