Am 6. Dezember feiert der Komponist, Lehrer und Gründer des Klangforum Wien und der impuls-Akademie Beat Furrer seinen 70. Geburtstag. Wie kaum jemand hat er das Musikleben in Graz und Österreich in den letzten 30 Jahren geprägt. Zu diesem Anlass richten das Schallfeld Ensemble und Cantando Admont in der Helmut List Halle in Graz gemeinsam ein Jubiläumskonzert aus.
Am Programm stehen neben Werken Furrers aus den letzten Jahren auch die von ihm geschätzten Komponisten Franco Donatoni und Claudio Monteverdi auf dem Programm. Vom letzteren das radikal erschütternde wie freudig jauchzende „Hor che’l ciel e la terra“. Zwischen diesen und Furrers Musik pulsiert eine Welt von verführerischer harmonischer Schönheit und einer aufregend ambivalenten, rhythmisch-melodischen Zartheit voller Intensivität und Rätselhaftigkeit. Als abstrakte Schatten und Erweiterungen der körpernahen Klanggesten seiner Musik tun sich reiche Bezüge zu Donatoni, Monteverdi auf: gehetztes Atmen, zuckende Augenlieder, Angststarre, vor innerer Zerrissenheit flirrende Intervalle, raue Haut, sehnsuchtsvolle Verschmelzen zweier Klänge, Schreie. Klänge die oft unmittelbar nah an uns sind, manchmal aber auch wie von fernen Welten. Die komplexen Gravitations- und Schnittsysteme, in denen sie sich bewegen, werden in einem moderiertem Gespräch gemeinsam mit Naturwissenschaftler:innen und Furrer diskutiert – neue Hör-Dimensionen tun sich so auf.
PROGRAMM
Claudio Monteverdi (1567 – 1643): Hor che’l ciel e la terra
Beat Furrer (*1954): Intorno al bianco für Klarinettenquintett (2019)
Franco Donatoni (1927 – 2000): Etwas ruhiger in Ausdruck für Quintett (1967)
Beat Furrer (*1954): akusmata für 8 Stimmen & 8 Instrumente Österr. EA der erweiterte Fassung
Wissenschaft und Kunst im Dialog: Die Soziologin Gisèle Sapiro im Gespräch mit Beat Furrer
SCHALLFELD ENSEMBLE
Schallfeld ist ein internationales Ensemble für zeitgenössische Musik mit Sitz in Graz. Die Gruppe begeistert durch Virtuosität und Klangsensibilität mit einer besonderen Aufmerksamkeit für Konzertformate, die sich mit den jeweiligen räumlichen Gegebenheiten kreativ auseinandersetzen und eine neue Dimension des Hörens eröffnen. Schallfeld wurde 2013 von Alumni des Klangforum Wien gegründet. In der künstlerischen Programmation spiegeln sich die Diversität und Interessen seiner Mitglieder, derzeit MusikerInnen aus 8 verschiedenen Ländern, wider. Aufmerksamkeit erregt das Ensemble sowohl durch spannende Programmgestaltung mit Fokus auf junge KomponistInnen und innovative Konzert- Inszenierungen, als auch durch seine Arbeit mit live- Elektronik und kollektiven Improvisationen.
Neben einer eigenen Konzertreihe in Graz ist Schallfeld regelmäßiger Gast bei Festivals im In-und Ausland, u.a. 2x bei Wien Modern, Klangspuren Schwaz, 3x Impuls Graz, den Darmstädter Ferienkursen, Romaeuropa (Rom), den Bludenzer Tagen zeitgemäßer Musik (Bludenz), Signale (Graz), Afekt (Estland), Poznan Musical Spring (Polen), Daegu International Contemporary Music Festival (Südkorea). 2016/17 war Schallfeld Teil des NASOM-Programms, einer Initiative des Außenministeriums zur Förderung herausragender österreichischer MusikerInnen im Ausland und ist seit 2015 Ensemble in Residence des europäischen Ulysses-Networks.
Schallfeld war Ensemble in Residence bei den Darmstädter Ferienkursen (2016), Impuls (2015, 2017, 2019, 2021), an der University of California San Diego (2020), Harvard University (2020) und ist dem IEM Graz seit 2015 als fester Partner verbunden.
Das Ensemble engagiert sich ebenso in pädagogischen Projekten und partizipativen Theaterprojekten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, mit Unterstützung durch die Stadt Graz, die EU (Programm Youth in Action), mica und KulturKontakt Austria. Schallfeld wird gefördert von der Stadt Graz, dem Land Steiermark und dem Bundeskanzleramt, den österreichischen Kulturforen und erhält großzügige logistische Unterstützung durch die Kunstuniversität Graz.
2022 wurde Schallfeld Ensemble mit dem Großen Interpretationspreis des Landes Steiermark ausgezeichnet.
CANTANDO ADMONT
Aus dem Bewusstsein der Notwendigkeit, dem zeitgenössischen Schaffen vokaler Musik einen neuen Impuls zu verleihen, und dem Wunsch, das reiche Repertoire der Musik des Mittelalters, der Renaissance und des Frühbarocks erneut aufblühen zu lassen, haben engagierte Sänger:innen unter der Leitung von Cordula Bürgi das Ensemble CANTANDO ADMONT gegründet. Es setzt sich mit Begeisterung und großem Engagement zum Ziel, den Reichtum des historischen vokalen Erbes im zeitgenössischen Schaffen wieder zu beleben.
Das Ensemble ist der festen Überzeugung, dass nur durch eine profunde Arbeit am Repertoire der Vergangenheit ein zeitgenössisches Schaffen zu einer erneuten Blüte geführt, und aus der Enge einer Spezialisierung befreit werden kann. Dies verspricht uns gerade heute Hoffnung auf einen neuen Aufbruch.
CANTANDO ADMONT hat es sich mit der eigenen Gesprächskonzertreihe concert talk & solo cantando in Graz und Wien zum Ziel gemacht, eine neue Konzerttradition zu etablieren. Das Ensemble tritt bei renommierten Institutionen wie Salzburger und Bayreuther Festspiele, Wiener Festwochen, Acht Brücken Festival Köln, Wien Modern, Steirischer Herbst, Münchner Biennale, Concertgebouw Amsterdam, Musikverein Wien, Konzerthaus Wien, Deutschen Oper Berlin, Oper Zürich, Teatro Colón Buenos Aires, Konzerthaus Dortmund oder dem Onassis Center Athen auf.
Die regelmäßige Zusammenarbeit mit Komponist:innen wie Beat Furrer, Youghi Pagh-Paan, Klaus Lang, Elisabeth Harnik, Peter Ablinger, Feliz Anne Reyes Macahis, Laure M. Hiendl, Marco Momi und anderen, sowie Ensembles wie Klangforum Wien, Ensemble Kontrapunkte, Ensemble ARXIS, Ensemble dissonArt, Ensemble Nikel, Ictus Ensemble, etc. ist ein wesentlicher Bestandteil von CANTANDO ADMONT.