Dämmerattacke – Tausend Seen

Lange war es in Vergessenheit geraten, nun hat man allerdings die Gelegenheit, es wiederzuentdecken. „Tausend Seen“(Cien Fuegos), das inzwischen legendäre und für die heimische  Subkulturgeschichte nicht ganz unwichtige Album der Wiener Formation Dämmerattacke, ist seit Ende November in remasterter Form erhältlich. Was auf dem Programm steht, ist ein überraschend nostalgiebefreiter Blick auf das musikalische Treiben Anfang der 80er Jahre in Österreich in Sachen New Wave und Post-Punk. Nicht nur für diejenigen interessant, die diese Band damals so sehr zu lieben gelernt haben.

„Tausend Seen“ gilt, auch mit ihren inzwischen vielen, vielen Jahren auf dem Buckel, für viele Musikliebhaber immer noch als eine jener Veröffentlichungen, die sich aufgrund ihrer Eigenart und gewissen Unangepasstheit sich dann doch im positiven Sinne vom Rest der Masse abgehoben und gerade deswegen auch Klasse besessen hat. Damals 1982, in einer Periode, in der New Wave allerorts so richtig im Kommen begriffen war und auch von jeder zweiten Garagenband als musikalisches Betätigungsfeld auserkoren wurde, waren es die Wiener Dämmerattacke, die dann doch eine gewisse eigene und unverkennbare Note in das ganze Ding mit eingebracht haben.

Natürlich fischte die sechsköpfige Truppe im selben musikalischen Teich wie die damaligen englischen Ikonen Joy Division und ebenso unüberhörbar huldigten Erich Allinger (Keyboards), Michael Andersch (Gesang), Thomas Guth (Bass), Franz Heuschneider (Bass, Gitarre), Walter Leinweber (Gitarre, Gesang) und Wolfgang Leinweber (Schlagzeug) dem wenige Jahre davor auch im heimischen Underground so populären Punk, dennoch waren sie, zumindest dieses eine Album lang, anders.

Wieso? Weil die Songs des Sechsers trotz der hin und wieder gebrauchten musikalischen Zitate, einen eigenen authentischen und individuellen Charakter aufwiesen, was, neben der Fähigkeit wirklich coole Nummern zu schreiben, vor allem zurückzuführen war auf den sehr eigenwilligen und alles andere als dem Pop angepassten Gesang der beiden Männer hinter dem Mikrophon Walter Leinweber und Michael Andersch.

„Tausend Seen“ ist definitiv ein Stück Musik, an dem nicht nur alleine die Nostalgiker ihre Freude haben werden. Irgendwie funktionieren die Songs auch heute noch vortrefflich, auch weil sie sich erstaunlich wenig in den für die damalige Zeit so typischen Klischees verlieren. (mt)

http://www.cienfuegosrecords.com