CHRISTINE HINTERKÖRNER ist Österreichs Beitrag in der Kulturhauptstadt Rijeka 2020

Wie klingen eigentlich Frachtschiffe? Für die freischaffende, in Linz lebende Künstlerin Christine Hinterkörner jedenfalls so faszinierend, dass sie aus Geräuschen eines tonnenschweren Kohlefrachters in Kroatien ein spektakuläres Werk komponierte. Zu hören ist die Symphonie aus Stahl und Eisen im Zuge des Programms der Kulturhauptstadt Europas seit 2. Juli in der Hafenstadt Rijeka. 

Die Idee, aus den Tönen von Frachtschiffen Musik zu machen, kam Christine Hinterkörner während eines Kroatien-Urlaubs. „Das war schon vor fünf, sechs Jahren, als ich in der wunderschönen Bucht von Bakar zum ersten Mal diese so einzigartigen, rostigen Geräusche der riesigen Frachter wahrgenommen habe“, erinnert sich die vielfältige Künstlerin. „Ich war schon immer fasziniert von Industrial Sounds und fand die Vorstellung, musikalisch etwas mit Frachtschiffen zu machen, daher extrem spannend.“ Gemeinsam mit Künstlerkollege Patrik Huber reichte sie das Projekt 2018 im Zuge von LinzEXPOrt, dem Förderprogramm für experimentelles und prozesshaftes künstlerisches Arbeiten der Stadt Linz, ein und wurde von der Jury ausgewählt. Dabei war für sie von Anfang an wichtig, dass sie keine Soundcollage machen wollte, sondern richtige Musikstücke mit Komposition, Dramaturgie und allem, was dazu gehört. In der Praxis war das allerdings ganz schön herausfordernd, erzählt sie: „Vor allem war es gar nicht so einfach, aus den gewonnenen Noises entsprechende Sounds zu generieren, und der starke Wind hat das Ganze nicht gerade erleichtert.“ 

Bild Frachter
Bild (c) Patrick Huber

Geräusche aus allen Teilen des Frachters

Im September 2019 machten sich Hinterkörner und Huber am Hafen in Bakar an die Aufnahmen für das Werk. Dafür positionierten die beiden mehrere Mikrofone auf einem 230 Meter langen, 81 Tonnen schweren und elf Stockwerke hohen Frachtschiff aus Istanbul, das sich auf dem Weg nach Brasilen befand. So konnten sie die Geräusche in den unterschiedlichsten Räumlichkeiten wie Maschinenraum, Kommandobrücke, Küche, Kajüte, Ladeluken, Werkstatt und auf dem Schiffsdeck festhalten. Auch die Geräusche, die das Schiff selbst produzierte, fingen sie auf diese Weise ein. Anschließend setzte die Musikerin und Komponistin die Geräusche zu ihrer elektro-akustischen Symphonie zusammen.

Installation in der Kulturhauptstadt Rijeka

Zu hören gibt es die Komposition „Ebriphon“ nicht nur im Netz unter https://www.crystn-hunt-akron.com/ebriphon2020 sondern vor allem auch als Installation vor der prächtigen Kulisse der kroatischen Hafenstadt Rijeka. Hinterkörners Werk ist Teil des künstlerischen Programms der Kulturhauptstadt Europas Rijeka 2020. „Ebriphon“ ist der einzige musikalische Beitrag aus Österreich und fügt sich perfekt in das Motto „Port of Diversity“ („Hafen der Vielfalt“) sowie in die Themenschwerpunkte des Programms – Wasser, Arbeit und Migration – ein. BewohnerInnen und BesucherInnen von Rijeka können die Komposition bis 31. August 2020 am städtischen Hafendamm mittels Kopfhörer genießen. Für September ist außerdem eine Live-Aufführung geplant.