Anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens fassten Slavko Ninic und seine Tschuschenkapelle den Entschluss, erstmals in der Bandgeschichte auch durch die Länder des Balkans zu touren. Sevdah Transversale 2008 nannte sich die Konzertreise, welche die Protagonisten an unterschiedlichste Orte führte. Filmisch dokumentiert wurde die Tour von Wolfgang Beyer. Zu sehen ist der Streifen mit dem Titel “Balkan Blues – Die Wiener Tschuschenkapelle auf Balkantournee” am 28. Juni, 23 Uhr, in ORF 2 in der Reihe “doc.film”.
Die Wiener Tschuschenkapelle zählt ohne Zweifel zu den Pionieren des Balkan-Folks in Österreich und ist mitverantwortlich dafür, dass die Klänge des Balkans auch in Wien Einzug gehalten haben. 2009 feiern die “Tschuschen” ihr zwanzigjähriges Bestehen. In ihrer beeindruckenden Geschichte hat die Truppe um Gründer Slavko Ninic schon so ziemlich alle Länder dieser Welt bereist. Umso mehr verwundert es dann doch, dass die Kapelle bis vor kurzem, sprich bis vor einem Jahr, kein einziges Mal in den Balkanländern gespielt hat. Es war also höchste Zeit, dieses Versäumnis nachzuholen.
Vor genau einem Jahr starteten Slavko Ninic und seine Band das Abenteuer Balkan, ohne wirklich zu wissen, was sie tatsächlich erwarten wird. Wie würden Serben, Kroaten oder Bosnier reagieren, wenn sie eine in Wien gegründete multikulturelle Band auf der Bühne stehen sehen, die noch dazu die Musik des Balkans spielt. Nun, die Skepsis war unbegründet. Die Wiener Tschuschenkapelle wurde allerorts mit großer Begeisterung aufgenommen.
Begleitet wurde die Band vom Filmemacher Wolfgang Beyer, der die Rundreise der Musiker durch ihre Heimatländer eindrucksvoll in Bildern dokumentiert hat. Wobei “Balkan Blues – Die Wiener Tschuschenkapelle auf Balkantournee” nicht nur als eine Art Bandporträt verstanden werden sollte. Der Film setzt genauso ausgelassene Konzerte in Szene wie auch die Auseinandersetzung der Musiker mit ihrer eigenen Geschichte und Herkunft. Zudem dokumentiert er anhand von Interviews mit dort lebenden Menschen die innere Zerrissenheit der Völker des ehemaligen Jugoslawiens auf eine sehr eindringliche Art und Weise. Dem Zuseher wird immer wieder vor Augen geführt, dass die Spuren des Krieges nicht nur an den Fassaden der Häuser zu finden sind, sondern auch in den Köpfen der Menschen.
Aus diesem Grund sind Slavko Ninic und seine Mitmusiker auch vom Konzept einer herkömmlichen Tour abgegangen. Es wurde nicht nur in Konzerthäusern oder auf Festivals gespielt. Zum Teil wurde in Orten gewählt, in die sich sonst nur wenige Menschen verirren. So führte die Reise die Wiener Tschuschenkapelle auch in ein von Armut geprägtes Romadorf südlich von Belgrad dessen Einwohner den Besuch sogleich zum Anlass nahmen, feiernd für einige Stunden dem tristen Alltag zu entfliehen.
Die Wiener Tschuschenkapelle verstand sich seit ihrer Gründung immer als eine Gruppe, die versucht Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen zu bringen. Dem Filmemacher ist es mit “Balkan Blues – Die Wiener Tschuschenkapelle auf Balkantournee” trefflich gelungen, gerade diesen Aspekt der Gruppe authentisch herauszuarbeiten. Gesendet wird der Film am 28. Juni um 23 Uhr in ORF 2 in Rahmen der “doc.film”-Reihe.(mt)