
Wenn zwei Künstler eines solchen Kalibers und mit einem solch offenen und experimentierfreudigen Musikverständnis einmal zusammentun, dann kann man mit Sicherheit alles erwarten, nur nicht das Gewöhnliche. Beide höchst angesehene und innovative Köpfe der internationalen Improvisations- und Elektroakustikszene stehen als Duo für die vollkommene Überwindung aller möglichen musikalischen und stilistischen Begrifflichkeiten und Definitionen. Der Wiener Saxophonist Michael Fischer und sein argentinischer Kollege Marcos Baggiani am Schlagzeug, die seit 2003 regelmäßig in verschiedenen Projekten zusammenarbeiten, sind ausgewiesene Experten im Beschreiten der etwas anderen, avantgardistischen und von den herkömmlichen Mustern und Strukturen wegführenden Pfade, sie sind virtuose Klangarbeiter, die das Spiel im Spannungsfeld zwischen allen freien Formen des Jazz und über diese hinaus zur allerhöchsten Kunst erhoben haben.
In jedem Moment unberechenbar bleiben, so könnte das übergeordnete Motto dieses fulminanten Zweiergespanns lauten. Michael Fischer und Marcos Baggiani versuchen in ihren Stücken bewusst Fährten zu legen, um im nächsten Moment mit spontanen und überraschenden Wendungen zu verblüffen. Das Schöne an der Musik dieses argentinisch-österreichischen Zweiergespanns ist, dass sie ihre Geheimnisse niemals schon mit dem ersten Ton preisgibt, sondern vielmehr diese sich erst nach und nach offenbaren. Die einzelnen Stücke rumpeln ordentlich vor sich hin, wirken aber gerade aus diesem Grund ab einem bestimmten Zeitpunkt regelrecht hypnotisch und anziehend. Irgendwie fühlt man sich gezwungen, trotz aller Komplexität und Schrägheit sich der Herausforderung zu stellen, die CD vom Anfang bis zum Ende durchzuhören. Eine Reaktion, welche sich mit Sicherheit nicht bei vielen Veröffentlichungen einstellt. (mt)