Atelierkonzert für Neue Musik 2013

Auch heuer veranstaltet die “Trans Art”-Künstlerin Astrid Rieder das Atelierkonzert für Neue Musik in Salzburg. Die schon längst vom Geheimtipp (Hauskonzerte im privaten Rahmen) zum Fixstern gewordene Reihe verfolgt dabei sehr erfolgreich “das Ziel, vielen Menschen den Zugang zu zeitgenössischen Kunstformen, wie Bild, Klang, Wort und Tanz, zu erleichtern”. Das heurige Atelier Konzert findet am 23. Februar ab 20.00 Uhr erneut im Großen Saal des Salzburger Kunstvereins statt. Dabei wird diesmal erneut ein speziell für dieses Konzert komponiertes Stück (die musikalische Performance “Silap Inua” von Belma Bešlić-Gál und Bernhard Gál) zur Uraufführung kommen. Thematisch könnten die transdisziplinär angelegten Werke vielleicht mit den Begriffen “Poesie und Phantasie” umschrieben werden, wie dies auch Franziska-Maria Lettowsky im heurigen Grußwort tut.

So begeben sich Belma Beslic-Gál und Bernhard Gál bei der “musiktheatralischen Performance für zwei Audionauten und Klavier” namens “Silap Inua” (UA 2013) mittels der Inuit-Mythologie im wahrsten Sinn des Wortes auf Wanderschaft. Bedeutet “Silap Inua” doch u. a. “Besitzer des Geistes”, “Atem des Lebens” bzw. wird als Methode der Ortsveränderung beschrieben. Ebenso werden damit wilde Luftgeister bezeichnet, die Wanderer und Reisende mit Schneestürmen in die Irre führen und eine ausgeprägte Kälteaura aufweisen. In ihrer musiktheatralischen Performance, die – nach der Komposition “flut” (2011) und den gemeinsamen Konzertprojekten „Vortex“ (2009) und „Void“ (2011) – eine weitere kompositorische Zusammenarbeit der slowenisch-bosnischen Komponistin und Pianistin Belma Bešlić-Gálund mit dem österreichischen Komponisten und Klangkünstlers Bernhard Gál darstellt, bewegen sich die beiden KünstlerInnen als “Audionauten” durch den Konzertsaal. Dabei tragen sie Lautsprecher mit zuvor aufgenommene Klängen bei sich, die nach Position und Fortbewegung der “Audionauten” in unterschiedliche Richtungen in den Aufführungsraum abgestrahlt werden und so zu sich kontinuierlich verändernden Klang-Raum-Konstellationen führen sollen. Sobald dabei die Bühne und damit auch der Klavierflügel erreicht werden, beginnt der zweite Teil der Komposition – eine “Übertragung des Atems, aber auch der Kälte”.

Die Amerikanische Sopranistin Elizabeth Lee widmet sich dann der “Recitation” von Georghes Aperghis, die dieser zwischen 1977 und 1978 komponiert hat. Lee wurde vor allem 2008 durch ihre  Bearbeitung von James Joyces “Ulysses” im Stuttgarter KellerKlub bekannt, belegte während ihres Masterstudiums Meisterkurse bei renommierten Komponisten wie Helmut Lachenmann und Beat Furrer und wurde daraufhin zum Lucerne Festival eingeladen. Derzeit ist die freischaffende Künstlerin als Sopranistin, Übersetzerin und Essayistin u. a. für die Zürcher Hochschule der Künste und die Staatsoper Berlin tätig.

“WORT und KLANG” nennt Eva Roscher ihre Klavierimprovisation wobei sie sich auf die Suche nach Ähnlichkeiten zwischen Sprache und Musik macht: “Manchmal findet man im Namen von Personen und von Tönen die gleichen Buchstaben. Diese gegenseitige Entsprechung bietet viele Möglichkeiten für improvisatorisches Spiel”, so die Ankündigung, die auch verrät, dass “die Töne des Namen ‘Astrid’ Ausgangspunkt für ganz verschiedene Arten ihrer klanglichen Umsetzung auf dem Instrument Klavier” sein werden.

Sphärisches verspricht hingegen der Auftritt von Sabine Kraus. Schon mit 13 Jahren erhielt die seit 2003 an der Berufsfachschule für Musik in Altötting lehrende Harfenistin, deren Repertoire Werke aller Stilepochen umfasst, ihre Ausbildung an der Hochschule Mozarteum Salzburg bei Marianne Oberascher und Edward Witsenburg und nahm später an Meisterkursen bei Alice Giles, Brigitte Sylvestre, Jürgen Hübscher, Therese Reichling u. a. teil. Es folgten internationale Konzerttourneen sowie eigens für sie geschriebene Harfenkompositionen von zeitgenössischen Komponisten wie u. a. Thomas Buchholz und Johannes Kotschy. Von Kotschy stammt auch das Werk “AnRa” (über den ägyptischen Sonnengott), das Kraus zusammen mit “Nympfengeheimnis” und “post ludium” von Siegfried Steinkogler an der Harfe intonieren wird.

Dem Thema “Reise” widmen sich danach die Schriftstellerin Claudia Storz und der Komponist, Pianist und Dirigent sowie Direktor der Internationalen Sommerakademie für Musik Alexander Müllenbach mit dem Stück “Boote für den blinden Passagier”, in dem das Boot als “Symbol für die Lebensreise” anhand “poetischen Zeichen” erkundet und thematisiert wird. Die dazu gezeigten S/W-Illustrationen wurden dabei vom Fotografen Werner Erne aus einer großen Auswahl von Fotos ausgewählt, die von Claudia Storz von Booten aus aufgenommen wurden.

Nach der Pause steht die Tanz-Performance “why so serious?“ von Katharina Arnold, Lisa Bunderla und Elisabeth Hillinger auf dem Programm, die sich auf Peter Brooks “Der leere Raum” von 1983 bezieht.

“Zeitgenössische Musik erfassbar machen und dadurch einem breiteren Publikum näher zu bringen” ist das Motto der türkischen Pianistin Seda Röder. Eindrucksvoll bewiesen hat sie das bereits mit ihrem letzten Album “Listening to Istanbul” (2010), auf dem sie die bis dato wenig bekannte Welt der zeitgenössischen Musik aus der Türkei einem internationalen Publikum präsentierte und dafür weltweit breite Anerkennung erfuhr. Die auch in den USA (Harvard, MIT) unterrichtende Musikerin nennt ihren Programmpunkt schlicht “Face to Face with Cage” und wird dabei auch eigene Werke zur Aufführung bringen.

Um die Schaffung “einer intimen Atmosphäre kleiner Klänge” geht es schließlich bei “A story of a string” von Agustin Castilla-Avila, vorgetragen von Diego Alonso (Klavier) und Peter Sigl (Cello), der dazu meint: “Mein Lieblingsmoment in der Musikgeschichte ist die Entdeckung der musikalischen Qualität der Bogensaite durch die Jäger in der Steinzeit (auch wenn sie nicht sofort verstanden haben, dass die Magie der Musik schon da war).”
Dementsprechend kann das Cello hier auch schon mal durch “Präparationen” behandelt und durch eine “Parasiten-Saite” erweitert werden.

Den krönenden Abschluss bildet schließlich der 1990 in Salzburg gegründete und 35 Mitglieder strakte Belcanto Chor unter der Leitung von Gertraud Steinkogler-Wurzinger. Das Repertoire des auch für seine halbszenischen Aufführungen in so genannten “off spaces” (Stiegen, Treppenhäusern) bekannten Chors reicht dabei vom Gregorianischen Choral bis hin zu Kompositionen des 21. Jahrhunderts. Beim “Atelier Konzert” 2013 werden sie die 1984 entstandene Komposition “Gebet der Vereinten Nationen” von Franz Richter-Herf aufführen. (dn)

Atelierkonzert für Neue Musik
Sam, 23.02.2013
Einlass ab 19.30 Uhr, Beginn: 20.00 Uhr
Freier Eintritt mit Zählnummer, Voranmeldungen erbeten unter +43 664/ 434 421 48 bzw. mail@astrid-rieder.com

Links:
Trans Art – Astrid Rieder
Salzburger Kunstverein