Eine fünfköpfige Band speist sich logischer Weise aus fünf Gehirnen, die mit all ihrer individuellen Kreativität zusammenfinden müssen. So ist es recht erstaunlich, dass die Musik von 5/8ERL IN EHR’N seit Jahren schon so angenehm homogen klingt. Der schlichte Grund: Weil die Fünf es können. Sie tun aber auch. Der Name des neuen Albums ist also Programm: „Yes We Does“.
Dieser Titel in gebrochenem Englisch verrät schon, in welche Richtung es textlich gehen wird: Selbstkritik und Satire stehen hier an oberster Stelle. Dabei schaffen die Wiener eine Gratwanderung zwischen politischem Kabarett und poetischer Dichtung, die dem Hörer nicht jeden Song gleichermaßen zugänglich macht. Aber der am einfachsten zu verstehende – und auch ohrwurmverdächtigste – Song ist auch die Single des Albums: „Alaba – How Do You Do“ basiert auf wahren Begebenheiten, wie man im Filmmetier sagen würde und zwar auf recht peinlichen Begebenheiten. Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter sprach nämlich den Fußball-Star auf einem Presse-Event auf Englisch an. Man dürfte nicht erwähnen müssen, dass David Alaba in Österreich geboren ist.
Knisterzucker für Hirn und Ohr
Dieser Vorfall bildet den textlichen Mittelpunkt des Songs, in dem kein gutes Haar an der österreichischen Gesellschaft gelassen wird. Oberflächlich geht es dabei aber nicht um Otto-Normalverbraucher, sondern um die Außendarstellung Österreichs, die wie ein löchriger Käse ist. Natürlich wirkt sich diese spezielle Mentalität auch auf die breite Masse aus, so dass man auch Songs wie „Akademikerball“ und Teile von „Der totale Sommerhit“ als großflächige Gesellschaftskritik verstehen kann. Hier kommt aber der Charme der Wiener ins Spiel, so dass man ihnen nicht wirklich böse sein kann, wenn sie über Hipster und zu viel Englisch im Deutschen lästern.
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Musikalisch wechselt man zwischen verträumten Balladen und groovigen Melodien ab. Zu ersteren gehört auch der wunderschöne Opener „Heit Hea I dem Regen zu“. Selbst wenn es beim ersten Mal hören irgendwie Erinnerungen an den Volkslied-Klassiker „Es wird scho glei dumpa“ hervorruft, stiehlt sich dieses Lied alsbald ins Herz. Die sanfte Gitarre passt sich perfekt an die mal trägen, mal kraftvollen Stimmen der zwei Sänger an. Natürlich darf aber auch hier der Schmäh nicht fehlen, wenn es in der zweiten Strophe heißt: „Heit hea I kam Deppen zu“. Solche eingestreuten Textzeilen haben eine Wirkung wie Knisterzucker: Die Musik ist richtig süß, aber immer wieder prickelt es in den Ohren.
„Yes We Does“ ist ein gelungenes Herbstalbum, denn es verbindet kuschelige Wärme mit sommerlichen Tönen. Und auch wenn man beim ersten Mal denken könnte, dass es sich eh um „normalen“ Jazz handelt, wird man bei längerem Lauschen eines anderen belehrt. Die Instrumente sind zwar klar vorgegeben, aber was die Musiker damit machen, ist ihrer Kreativität überlassen. Und 5/8erl in Ehr’n strotzen nur so vor letzterem.
Anne-Marie Darok
Foto 5/8erl in Ehr`n : Klaus Pichler
http://www.5achterl.at/