REINHARD MICKO QUARTET – „Coming Home“

In gleichem Maße anspruchsvoll wie zugänglich – in dieser Art präsentieren REINHARD MICKO und sein QUARTET den Jazz auf ihrem nun erscheinenden neuen Album „Coming Home“ (Chire Records).

Nein, der moderne Jazz muss nicht immer zwangsläufig in hochkomplexen Bahnen verlaufen. Zumindest nicht dem Eindruck nach. Reinhard Micko und sein Quartett liefern auf jeden Fall den Beweis, dass es auch anders geht. Die Nummern auf dem Album des Vierers fließen richtiggehend – in vielfaltiger Art, nuancenreich, in unterschiedlichen Intensitäten und verschiedenen Klangfarben. Der Wiener Pianist und seine kongenialen Mitmusiker Klaus Gesing (Sopransaxofon, Bassklarinette), Peter Herbert (Bass) und Peter Primus Frosch (Schlagzeug) rücken in ihrem Tun bewusst das Musikalische in den Vordergrund und folgen einer vermeintlich mehr geradlinigen Richtung. Was aber jetzt nicht bedeutet, dass es instrumental nicht anspruchsvoll und komplex zur Sache geht, das passiert natürlich, und auch nicht zu wenig, nur lassen die vier Beteiligten diesen Umstand eigentlich nie nicht spürbar werden.

Ereignisreiche Jazzgeschichten

Cover Coming Home
Cover “Coming Home”

Es sind die in ihrer Art von dynamisch bis gediegen und elegant reichenden Melodien, die wunderbar spritzigen und energiegeladenen Soli, die feinfühligen und sanften Momente, die betörende Leichtigkeit wie auch die bewusste stilistische Offenheit, die an den Tag gelegte Leidenschaft, das geschickte Spiel zwischen Zurückhaltung und Verspieltheit sowie das einfach nur perfekte Miteinander der vier Musiker, die den Ton angeben und den Stücken ihre vielschichtige, packende und zum Teil auch richtig schön lässige Form verleihen. Reinhard Micko und seine Kollegen zeigen sich zudem als wahre Meister darin, der Musik eine Atmosphäre zu verleihen, die einzelnen Elemente in sehr ereignisreiche Geschichten zu verwandeln, die auf spannungsgeladene Weise durch die unterschiedlichsten klanglichen Umgebungen führen und unweigerlich Bilder in den Gedanken pflanzen.

Mit „Coming Home“ legt das Reinhard Micko Quartett ein Album vor, das wirklich Freude bereitet. Eben weil es dem Vierer auch gelingt, den Jazz von seiner Verkopftheit zu befreien. Die von dem Wiener und seinen Mitstreitern dargebotene Musik ist anspruchsvoll, zugleich aber auch sehr zugänglich, sie fordert, wie sie auch unterhält. Richtig schön.

Präsentieren wird das Reinhard Micko Quartett „Coming Home“ am 2. Februar 2017 im Wiener Porgy & Bess.

Michael Ternai

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