Pivot Quartet – Emissions

Dass musikalische Begrifflichkeiten und Definitionen nicht immer in Stein gemeißelt sein müssen, dass man sehr wohl auf der Suche nach neuen Klangerfahrungen auch Wege gehen kann, die sich eben nicht an diesen orientieren, genau dafür will das Pivot Quartet mit seiner soeben erschienenen CD „Emissions“ (chmafu Records) den Beweis liefern. Ein Blick auf die Namen der Beteiligten dieses spannenden Musikexperiments reicht, um zu wissen, in welche Richtung es geht. Bettina Wenzel, Martin Zrost, Josef Klammer und Seppo Gründler sind bekannt dafür, in ihren verschiedenen Projekten mit vorgefertigten Kategorisierungen und dem traditionellem Denken in der Musik zu brechen. Was sie im Quartett auf den Weg bringen, enthebt sich so ziemlich allem Herkömmlichen. Es regiert einzig das von allen Fesseln befreite und vom Geiste der experimentellen Avantgarde beseelte Spiel.

Nein, das Gewöhnliche darf man nicht erwarten, wenn sich vier Freigeister, wie sie Bettina Wenzel (Gesang), Josef Klammer (Schlagzeug, Electronics) Martin Zrost (Saxophon) und Seppo Gründler (Gitarre, Electronics) ganz ohne Zweifel sind, zusammentun, um mit musikalischen Definitionen, Strukturen und Begrifflichkeiten einmal so richtig aufzuräumen. Was das Quartett auf „Emissions“ auf den Weg bringt, ist die vollkommene klangliche und musikalische Loslösung von so ziemlich allen Stilfragen, die gestellt werden könnten. Das Gehörte in Worte zu fassen, stellt sich daher nicht wirklich als ein leichtes Unterfangen dar. Das Vierergespann wandelt auf Pfaden, die ganz, ganz tief in die Welt des absolut freien Spiels, der Improvisation führen. Hier regieren das spontane Hin und Her, das kunstvolle Zuwerfen und Weiterverarbeiten von Ideen, das Experiment im Geiste der Avantgarde, das totale klangliche Chaos wie auch eine alles in eine Struktur zusammenfassende Ordnung.

Die insgesamt acht Stücke offenbaren sich als eine faszinierende musikalische Achtbahnfahrt. Irgendwo zwischen ruhigen und zurückhaltenden Momenten und intensivsten hochenergetischen Klanggewittern und Ausbrüchen pendelnd, entwirft das Pivot Quartet einen Gesamtsound, der vielschichtiger, herausfordernder und auch schräger nicht erklingen kann. So etwas wie Melodien oder ähnliches muss man mit der Lupe suchen. Wenn Klammer, Gründler, Zrost und Wenzel einmal loslegen, vereinigen sich komplexeste Rhythmusgebilde, aberwitzigste Klangexperimente, ungewöhnlichste elektroakustische Spielerein und verrückteste Vokalkunst zu einen unkonventionellen und jedem musikalischen Kontext enthobenen Ganzen.

„Emissions“ ist ein Stück Musik geworden, das eindrucksvoll unterstreicht, welch faszinierendes Klangerlebnis man von allen Scheuklappen befreit und mit dem Mut zum Experiment erschaffen kann. Aufgeschlossene Musikliebhaber, die sich auch gerne auch einmal auf neue Sachen einlassen, sollten diese CD daher auf jeden Fall einer intensiven Gehörprobe unterziehen. (mt)

 

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