Des Ano präsentieren Film noir

Mit dem Quintett Des Ano ist am 30. Juni eine aus musikalischer Sicht höchst interessante, weil sehr ungewöhnliche Formation im Halleiner Kulturforum zu Gast. Das Ensemble verbindet in einer fast unnachahmlichen und spannenden Form Elemente des traditionellen Wienerlieds mit solchen aus den Bereichen der elektronischen Musik, der Balkanmusik, des Jazz und sogar des Rap. Mit dieser eher selten anzutreffenden Mischung haben sich Des Ano inzwischen auch außerhalb Österreichs einen hervorragenden Ruf erarbeiten können.

Des Ano sind Max Gruber (Gesang), Traude Holzer (Gesang), Martin Stepanik (Beats, Elektronik), Walther Soyka (Akkordeon, Elektronik) und Peter Havlicek (Gesang, Gitarre). Selber bezeichnet das Ensemble seinen Stil als “Wienerlied – The next Generation”. Das Wort “Rap” übersetzt das Quintett durchaus treffend als “rhythmisch ausgeführte Poesie”. Bewusst verfolgt die fünfköpfige Truppe mit ihrer Musik einen etwas anderen Ansatz. Das traditionelle Wienerlied soll durch die eine stilistische Erweiterung, einer neuen und breiteren Interpretation zugänglich gemacht werden.

Die Voraussetzung für ein Gelingen dieses Vorhabens ergibt sich alleine schon aus der musikalischen Orientierung der einzelnen Mitglieder. Allesamt sind sie sowohl mit dem traditionellen wie auch mit dem modernen, zeitgenössischen Fach bestens vertraut. Hinzu kommen die ausgeprägte Neugier nach Neuem, die Freude am Experiment und natürlich die spielerischen Fertigkeiten der einzelnen MusikerInnen.

Zwar wirkt der musikalische wie auch textliche Zugang den die vier Herren und die Dame für sich entdeckt haben, im ersten Moment etwas gewagt, doch bei näherer Betrachtung  liegen das für die Stadt Wien so typische Raunzen und die Gesangsform des Rap nun doch nicht so weit auseinander, wie manch einer vielleicht vermuten mag. Vielmehr scheinen sich diese zwei Ausdruckformen sogar sehr gut zu ergänzen könnte.

Des Ano sehen sich mit ihrer Arbeit ganz in der Tradition der typisch österreichischen Musik- und Literaturtradition. Musikalisch berufen sich Gruber, Holzer, Stepanik, Soyka und Havlicek auf Namen wie H.C. Artmann, Helmut Qualtinger und Ernst Jandl. Das Ziel des Fünfers ist es, eine funktionierende Verbindung zwischen Poesie und Musik zu erschaffen, die beiden Kunstformen in Einklang zu bringen und auf diesem Wege traditionelle Klangmuster der Schrammelmusik einer Erneuerung zu unterziehen.

Das Programm „Film noir“ enthält alle Elemente, für welche das Quintett so sehr geschätzt wird. Musikliebhaber, die sich stets auf der Suche nach etwas wirklich Neuem befinden, sind bei Des Ano wirklich gut aufgehoben. (mt)

Foto © Stephan Mussil

http://www.desano.at/