Porträt: Bernhard Eder

Man stelle sich Radiohead, Pet Shop Boys, Beatles und Elliot Smith als ein gemeinsames Ganzes vor. Dies scheint zunächst unvorstellbar. Doch wenn man das erste Mal den Klängen des Musikers Bernhard Eder lauscht, dann löst sich diese zunächst wirr klingende Symbiose in Klarheit auf. Bernhard Eder ist das allumfassende Mastermind der oben genannten Künstler. Bernhard Eder, die stimmliche Reanimation Elliot Smiths, das akustische Revival-Exemplar der Beatles und der wohl hervorragendste Cover-Interpret von Radiohead und den Pet Shop Boys hat sich nicht umsonst einen Namen in der deutschsprachigen Musikszene gemacht.

Der aus Oberösterreich stammende Künstler setzte seine ersten Schritte ins Musikbusiness mit der Rockformation wa:rum, die 1999 ihr Debütalbum veröffentlichte und dank FM4 einige Airplay Erfolge erzielen konnte. 1997 dem Heimatdorf entflohen und in Wien Fuß gefasst, machte Eder eine Ausbildung zum Toningenieur. Dem nicht genug, belegte er zusätzlich Kurse am Wiener Konservatorium, um Jazzgesang zu studieren. Man merkt, es handelt sich hier um einen Mann mit musikalisch forcierten Fähigkeiten. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, all jene Instrumente aufzuzählen, die Bernhard Eder im Laufe seines Lebens schon mal gespielt hat. Deshalb verbleiben wir mit der Notiz, dass es sich bei dem Österreicher um einen äußerst engagierten Multiinstrumentalisten handelt, der sein Handwerk mehr als gut versteht.

Ein weiterer Begriff der mit Bernhard Eder in Verbindung gebracht werden darf, ist das Schlagwort Umtriebigkeit. Nicht nur im Zusammenhang der vielen Ortswechsel, die der Interpret bereits gemacht hat, nein, selbst im musikalischen Sinne begibt er sich gerne auf ungewisse Pfade. Es ist somit nicht getan, Bernhard Eder lediglich dem Sing- und Songwriting zu bezichtigen. Zwar hat er bei seinem mehrjährigen Aufenthalt in Berlin zwei Alben (The Livingroom Sessions, Tales from the East Side) auf den Markt gebracht, die sich überwiegend an der Akustik-Gitarre orientieren, aber das ist eben nicht Alles. Seine musikalischen Mitstreiter Vera Fleischanderl (Violine) und Simon Bauer (Kontrabass) haben ihr Übriges dazu beigetragen, dass aus den Werken Eders Popsongs mit bezaubernden Arrangements entstanden sind, bei denen jedes einzelne Lied eine Geschichte erzählt. Dass dies bei der Hörerschaft bislang gut angekommen ist, davon zeugen nicht nur die vielen positiv abgehandelten Rezessionen und die gut besuchten Konzerte, sondern auch der interessante Umstand, dass beiden Alben ihren vertrieblichen Weg nach Südkorea gefunden haben.

Mit seinem erneuten Umzug nach Wien hat Bernhard Eder die introvertierten Pop-Attitüden in seiner deutschen Ex-Wahlheimat zurückgelassen. Zum absoluten Perfektionismus gehört nämlich auch der Vewandlungsprozess. So schlägt der Musiker nun etwas differenzierte Töne an. Den minimal gehaltenen Akustikversionen folgt mit dem aktuellen Album „The Post Breakup Coffee“ eine orchestrale Konzeptarbeit, die in Kooperation enger Musikerfreunde, unter ihnen Matthias Frey (Sweet Sweet Moon), Markus Perner (Garish) und Marlene Lacherstorfer (Alma, Velojet) entstanden ist. Das Werk ist sozusagen eine chronologische Abfolge vom tiefen Schmerz bis hin zum Heilungsprozess einer gescheiterten Liebe und könnte der perfekten Soundtrack eines epochalen Hollywoodschinkens darstellen. Stattdessen widmet sich Bernhard Eder sowohl auditiv als auch performativ einem ganz anderem, aber nicht minder eindrucksvollen Metier. Für eine Inszenierung der Nibelungen am Max Rainhard Seminar schrieb der ruhelose Freigeist nicht nur die Musik, sondern schlüpfte außerdem in die Rolle des Hofmusikers Volker von Alzey.

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An Talent und künstlerischen Ambitionen fehlt es dem Tausendsassa mit Garantie nicht, wohl aber an Freizeit. Wenn man seine Leidenschaft zum Beruf macht und umgekehrt, mag das möglicherweise nicht weiter stören. Ansonsten wäre Bernhard Eder keineswegs gerade auf ausgedehnter Konzertreise durch Deutschland, während gleichzeitig bereits an einer neuen Tour im kommenden Jahr getüftelt wird. Die Chancen, den begnadeten Musiker in naher Zukunft live zu erleben, stehen also ganz gut. Den nächsten Auftritt in Österreich gibt es bereits am 20. November im Wiener B72.

Dem nostalgischen Tonträger-Sammler sei übrigens noch mitgeteilt, dass es sich auf jeden Fall lohnt, den baldigen Weihnachtsbonus in das neue Album des Multitalents zu investieren. „The Post Breakup Coffee“ beinhaltet zusätzlich zum Album ein Package mit einem Buch, sowie einer Bonus-CD. Bernhard Eder hat bei den letzten Aufnahmen mehr kreativen Input bewiesen, als eine Platte nur speichern kann. Den Hörer freut das allemal. Es kann schließlich nicht genug schöne Lieder auf dieser Welt geben. (bw)

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