In seiner Debüt-EP „Tapfere Schneider Lines“ (VÖ: 09.05.2025) vereint WILLIBALD SCHNEIDER gekonnt unterschiedliche musikalische Einflüsse zu einem Gesamtkunstwerk. Textlich mischt er poetische Bezüge mit persönlichen Erinnerungen und Wahrnehmungen. So entsteht eine EP, die ihren ganz eigenen Charakter hat und definitiv im Ohr bleibt.
Hinter der Kunstfigur Willibald Schneider steckt der niederösterreichische Musiker Maximilian Weissensteiner. Seit 2022 arbeitet und produziert er an den Liedern, die nun als EP erscheinen. Darauf vereint er unterschiedliche musikalische Ausrichtungen, die aber in sich gut harmonieren. Elemente des Jazz und Funk finden sich in den Songs wieder. Ebenso wie ein deutlicher Bezug zum Boom-Bap Sound der 80er- und 90er-Jahre-Hip-Hop-Szene. Und: Der Künstler bindet auch immer wieder obskure Klangelemente und Samples in seine Musik ein. Das Mini-Album ist durchgehend in einem Up-Tempo gestaltet und wird dadurch auch nicht monoton oder langweilig. Einige Lieder sind in Zusammenarbeit mit diversen Musiker:innen entstanden, die entweder Instrumental- oder Vocalparts beigetragen haben. Unter anderem findet sich ein Feature der Wiener Alternative-Pop-Künstlerin Ivery auf der Single „3341“. Dadurch entsteht ein vielschichtiger Sound, der auch bei mehrmaligem Hören immer wieder etwas Neues preisgibt.
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Auf sprachlicher Ebene arbeitet Willibald Schneider im Mostviertler Dialekt. Angenehm fließende Rap-Lines erzählen die vielfältigen Geschichten auf dem Album. Geschrieben sind die Texte meistens aus einer beobachtenden Perspektive. Schneider beschreibt unterschiedliche Szenen, wählt aber auch immer wieder einen introspektiven Blick, um seine Gedanken- und Gefühlswelt mit den Hörer:innen zu teilen. Mit der ersten Nummer „Faust“ leitet er in das Album ein und vergleicht sich mit den Figuren aus dem gleichnamigen Roman von Johann Wolfgang von Goethe. Auch im Albumtitel findet sich mit dem Bezug auf das tapfere Schneiderlein eine weitere literarische Figur wieder. Ein wiederkehrendes Motiv des Künstlers. „Gürtel im Herbst“ widmet Schneider seiner Wahlheimat Wien. Dabei bezieht er sich auf die Kanten und Eigentümlichkeiten der Stadt und besonders der Gürtelgegend. In „Uman Hois (pt. III)“ spricht der Musiker von einem „Austrian Dream“ und verweist darauf, wie viel Wert auf Leistung und Arbeit in Österreich gelebt wird. Die vierte Nummer „Seichte Gewässer“ kritisiert oberflächliche, banale Musik, ohne klangliche oder inhaltliche Tiefe, die aber dann häufig einiges an Erfolg hat. Am Ende der EP macht Willibald Schneider einen Blick zurück in seine alte Heimat Ybbsitz. Mit „3341“ verfasst er ein Lied, das sich irgendwo zwischen Melancholie und Desillusion bewegt. Erinnerungen an die Jugend vermischen sich mit alteingesessenen Handlungsmuster, wie sie nur in einem kleinen Dorf auftreten. Das Lied ist eine Abrechnung mit der Heimat, die einen doch nie wirklich loslässt.
Die EP „Tapfere Schneider Lines“ bringt unterschiedliche Musikrichtungen zusammen und schafft daraus ein einheitliches Klangbild. Es zeigt, dass internationale Genres, wie Hip-Hop mit lokalen Sprachbildern, wie dem Mostviertler Dialekt durchaus gemeinsam funktionieren. Willibald Schneider erlaubt mit „Tapfere Schneider Lines“ einen Einblick in seine Gedankenwelt und schafft es gleichzeitig über Erfahrungen zu berichten, die sicherlich viele in einer gewissen Art und Weise teilen.
Ylva Hintersteiner
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