
Es diskutierten:
Doris Mitterbacher aka Mieze Medusa (Musikerin, AT)
Vladimir Philippov (Heaven11, RU)
Robert Singerman (Brasil Music Exchange, US)
Kristin Thomson (Future of Music Coalition, US)
Es moderierte:
John Robb (Musiker/Autor, UK)
Der Satz „Damals war alles viel leichter!“ sei nichts weiter als ein Klischee, meint Moderator John Robb einleitend. Es sei für Leute, die Musik machen, immer ein Kampf gewesen. Nur wie der Kampf geführt wird, habe sich eben grundlegend geändert.

Singerman, der in seiner musikalischen Historie schon mit Bands und Künstlern wie REM und Fela Kuti zusammen gearbeitet hat, vertritt die Auffassung, die Möglichkeiten seien für den Artist grundsätzlich größer geworden. Aber in jeder Umbruchphase – und in einer solchen befinde man sich nun einmal – gebe es Schwierigkeiten, die es zu meistern gilt.
Schwierigkeiten meistern! Aber wie?

Sehen sich damit nicht genau all jene bestätigt, die sagen, alles sei komplizierter geworden? Singerman kontert, dass die wirklich bekannten Bands immer schon Leute um sich gehabt hätten, die sich genau darum kümmern. Letztlich sei es immer schon um Team-Building gegangen, wenn man erfolgreich sein will. Er sei zuversichtlich, was die Möglichkeiten anbelangt, mit Musik Geld zu verdienen.

Das richtige Publikum finden – eine Mission Impossible?
Philippov stimmt zu. Nur dürfe man sich nicht verbiegen, um an dieses Geld zu kommen. Die Musik müsse immer zuerst kommen. Er kenne leider viele Bands, die, um an Geld zu kommen, vom Weg abgekommen seien. Das Publikum sei überfüttert und versinke in der Masse an Musik, nach der ein Jahr nach Release kein Hahn mehr krähe. Umso wichtiger sei es, wie man dem Publikum gegenüber tritt. Das entscheide über Erfolg und Misserfolg, weil es so unfassbar schwer geworden ist, der guten Musik habhaft zu werden. Das richtige Publikum zu finden, grenze an eine Mission Impossible.

Singerman betont noch einmal den großen Vorteil, zu wissen, wo die eigenen Fans leben. Und wenn man über die Regierung und deren Aufgaben wie z. B. das Förderwesen etc. spreche, müsse man auch über die Verantwortlichkeit der Internet-Service-Provider für Urheberrechtsverletzungen sprechen. Wenn das geregelt wäre, wäre viel mehr Geld im Umlauf.

Welches Team braucht man?
Aus dem Publikum möchte jemand – zurückkommend auf das bereits angesprochene Team-Building – wissen, welches Team denn nun unerlässlich sei, wenn man als Musiker erfolgreich sein will.
Thomson meint, es gehe um die richtige Rollenaufteilung und Entwicklung der Rollen. Auf jeden Fall brauche man einen Booking Agent, seinen Job sollte man nur unter bestimmten Umständen selbst machen. Aus eigener Erfahrung wisse sie, dass es einen enormen Unterschied mache, wenn das jemand Außenstehender erledigt. Außerdem brauche man jemanden, der sich mit Social Media auskennt und diese entsprechend füttert.
Singerman ist der Auffassung, dass es viele gebe, die im Team sein wollten. Es gehe nur darum, sie zu aktivieren. Dabei denke er an Dienste wie Heaven 11 des anwesenden Philppov oder Bandcamp.
Robb ergänzt, dass im Grunde genommen doch jeder einmal beginne, derlei Dinge selbst zu erledigen, um dann mit der Zeit mehr und mehr davon an Leute abzugeben, die auf gewisse Bereiche spezialisiert sind und diese deshalb besser erledige als man selbst.
Markus Deisenberger
Fotos: Maria Hammer
Die Diskussions- und Vortragsreihe mica focus wird unterstützt durch die Abteilung für Wissenschafts- und Forschungsförderung der MA7 Wien.
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