Das steirische Noise-Rock-Duo BAGUETTE hat nicht nur an und für sich einen humorvollen Namen, sondern auch vor Kurzem sein neues Album namens „Expensive Mouse“ (Noise Appeal Records) veröffentlicht. Bei der Release-Show im Wiener RHIZ am 12. April 2018 sprachen PHILIPP PRUGGER und MANUEL FINSTER mit Sebastian J. Götzendorfer über musikalische Gesellschaftskritik, die Konstellation als Duo und den Humor in der Welt der härteren Gangart.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem neuen Album?
Philipp Prugger: Das Album ist in drei größeren Sessions entstanden. Wir wussten anfangs nicht genau, wo die Reise hingehen wird. Im Prinzip sind wir dann erst im Studio draufgekommen, wie wir alles haben wollen bezüglich Anzahl an Songs, Sound, etc. Mit dem Ergebnis sind wir jetzt sehr zufrieden. Das Album ist seit Oktober fertig und jetzt ist Release. Es hat sich also alles ein wenig zeitlich verschoben. Doch auch trotz dieser Dauer sind wir noch zufrieden.
Manuel Finster: Sehr zufrieden. Es war ein langer Prozess, aber ohne Stress. Durch die Zusammenarbeit mit „Noise Appeal Records“ gab es dann natürlich schon irgendwann einen Termin, aber grundsätzlich war der ganze Entstehungsprozess sehr entspannt. Wir haben uns absichtlich den Zeitdruck rausgenommen.
Es handelt sich bei „Expensive Mouse“ um Ihr erster Album auf „Noise Appeal Records“. Im Vergleich zu den Veröffentlichungen früher auf „Numavi Records“: Wie hat Ihnen die Zusammenarbeit gefallen?
Philipp Prugger: „Numavi Records“ hat ein riesiges Netzwerk und besteht aus super Leuten. Für die zweite Platte wollten wir nicht nur, was den Sound betrifft, einen Schritt machen und „Noise Appeal Records“ war da die richtige Adresse.
„[…] eine Qualitätsbestätigung, wenn man sein eigenes Album nach einem halben Jahr Pause davon noch immer gut findet.“
Vorhin wurde auch angesprochen, dass Ihr Album schon längere Zeit vor der Veröffentlichung fertiggestellt wurde. Wie fühlt sich dieser zeitliche Abstand zur eigenen Kreation an?
Philipp Prugger: Ich finde das nicht schlecht. Aus mehreren organisatorischen Gründen wurde die Veröffentlichung nach hinten verschoben. Man kann in der Zwischenzeit anderen Dingen nachgehen und gewinnt wieder eine andere Perspektive auf die Band. Gewissermaßen ist es für einen selbst umso mehr eine Qualitätsbestätigung, wenn man sein eigenes Album nach einem halben Jahr Pause davon noch immer gut findet.
Wie halten Sie es mit dem Klischee, dass sich Musiker und Musikerinnen ein Album ab dem Tag, an dem es aus dem Presswerk ankommt, nie wieder anhören?
Philipp Prugger: Beim mir trifft das bis zu einem gewissen Grad schon zu.
Manuel Finster: Nein, bei mir nicht. Ich habe mir das schon immer wieder angehört, die verschiedenen Masterings halt: zuerst auf MP3, dann auf CD etc. Es muss nicht täglich sein, aber immer wieder geht das schon. Es steht noch nicht an.
Da merkt man bereits eine gewisse Meinungsverschiedenheit. Als Duo sind Sie ja womöglich noch mehr aufeinander angewiesen als die Musiker und Musikerinnen in anderen Bands. War diese Konstellation von vornherein geplant oder war das eher eine pragmatische Entscheidung?
Philipp Prugger: Wir haben gemeinsam schon eine lange Bandgeschichte. Bereits im Jahr 2002 spielten wir gemeinsam in einer fünfköpfigen Nu-Metal-Band – was man halt damals so gemacht hat. Bis ins Jahr 2006, wo sich das dann alles verlaufen hat. Bis ins Jahr 2012, als wir wieder eine Band mit anderen Leuten aus Wien gründeten, hat jeder solo ein bisschen musiziert. Dann wollten wir aber wieder genau machen, worauf wir Lust hatten: harte Musik, und zwar zusammen. Wir wollten das immer zu zweit machen.
Manuel Finster: Wir wollten schon auch schauen, was zu zweit so funktioniert. Was kann man umsetzen und was nicht? Das war die eine Herausforderung. Die andere war – auch speziell von meiner Seite: Wie verhält es sich mit der Einfachheit? Wie simpel kann man ein Bandgefüge halten? Denn man muss sich dann nur zu zweit abstimmen und auf einen grünen Zweig kommen. Also wir haben jetzt auch fix Leszek Lesch für unsere Visuals, aber musikalisch bewegen wir uns nur zwischen zwei Menschen.
Inwiefern ist die Konstellation als Duo beim Songwriting einerseits fördernd und andererseits fordernd?
Philipp Prugger: Anfangs war das total super, weil man merkt, was alles möglich ist. Je länger wir das allerdings machen, umso schwerer tut man sich schon teilweise. Denn man hätte dann gern ein bisschen mehr Freiheiten. In meiner Rolle als Gitarrist habe ich schon viel zu tun und auch meine Limits, um den Sound breit genug zu machen. Beim ersten Album haben wir ganz genau so aufgenommen, wie wir das auch live spielten. Bei dem neuen Album hingegen haben wir uns im Studio keine Grenzen gesetzt – mit zusätzlichen Gitarrenspuren, extra Synthesizern, Samples und so weiter. Aktuell wollen wir zusehen, dass wir einerseits ein Duo bleiben und andererseits den Sound auch verbreitern.
„Unsere Musik ist auch ohne Bassisten sehr rhythmisch angelegt […]“
Vermisst man als Schlagzeuger eigentlich den klassischen Konterpart in Rhythmussektion – den E-Bassisten?
Manuel Finster: Die Bassfrequenzen werden ja von Philipp mittels Oktaver-Effekten etc. abgedeckt. Unsere Musik ist auch ohne Bassisten sehr rhythmisch angelegt, weswegen ich das eigentlich weniger vermisse.
Man hört „Expensive Mouse“ auch einen gewissen gesellschaftskritischen Ton an. Hätten Sie als Persönlichkeiten noch mehr zu sagen, als man es mit den wenigen Texten bei so einer Musik sagen kann?
Philipp Prugger: Ich bin da sehr vorsichtig. Von Musikerinnen und Musikern will ich eigentlich nichts zu Themen hören. Das höre ich lieber von Leuten, die sich damit auskennen.
Nichtsdestotrotz kommentieren Sie mit ihrem Album gewisse Themen, wenn man sich zum Beispiel Titel wie „Lifecoach“ und „Smoothie Startup“ vor Augen hält.
Philipp Prugger: Ja, das stimmt schon. Man kaut halt einfach durch, was einem durch den Kopf geht, denke ich. Da steckt jetzt keine besondere Absicht dahinter. Wenn man sich für gewisse Themen interessiert, spiegelt sich das wohl so wider.
Was sich noch stärker wie ein roter Faden durch das Album zieht, sind Komik und Ironie. Sei es durch besagte Songtitel, sei aber auch durch beinahe witzige Pausen, Breaks und Melodiefolgen.
Philipp Prugger: Ja, ich bin auch der Meinung, dass es Bands meistens guttut, wenn sie sich nicht zu ernst nehmen. Insbesondere in dem Sektor der härteren Musik ist es doch unangebracht, dann diese Musik auch noch so bierernst vorzutragen.
Was hat es eigentlich mit dem kryptischen und ebenso witzigen Albumtitel „Expensive Mouse“ auf sich?
Philipp Prugger: Wenn es um Song- oder Plattentitel geht, schwingt bei uns immer eine gewisse Willkür mit. Aus dieser heraus soll dann eine gewisse Stimmung oder Ästhetik entstehen. Das ist mir eigentlich viel wichtiger als der Humor, auf den wir es eigentlich nie absichtlich anlegen. Der Titel „Expensive Mouse“ entstand aus einer kleinen Studio-Anekdote heraus und gibt dem Album eben genau diesen Random-Charakter, den es meiner Meinung nach braucht. Die beiden Extreme, also das Teure – vermeintlich Große – und das Kleine, Schmutzige, sind dann noch eine nette Symbolik für den Sound der Platte.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Sebastian J. Götzendorfer
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