Mit „We Between Interspace“ (Doremillaro Records) legt das TRes Drei Trio seinen ersten Albumteil vor – ein Werk, das die Lust am Risiko, die Kunst des Zuhörens und das Spiel mit Klangfarben eindrucksvoll verbindet. Im Zentrum steht die aus Oberösterreich stammende Edith Lettner, die mit Alt- und Sopransaxofon sowie der armenischen Duduk ganz eigene Räume eröffnet. An ihrer Seite: Antonio Aiello am Kontrabass und Antonio Longo an Schlagzeug, Percussion und unterschiedlichsten Objekten.
Statt sich auf festgelegte Strukturen zu stützen, entwickelt das Trio ein musikalisches Gespräch, das von blindem Vertrauen getragen ist. Lettner zeichnet mit ihren Instrumenten Linien, die zwischen schwebender Lyrik, eruptiver Dringlichkeit und feiner, fast malerischer Reduktion changieren. Ihre Töne können wie Atem wirken, der den Raum füllt, oder wie grelle Pinselstriche, die sich über die Texturen der Mitspieler legen.
Aiello reagiert mit einem Bassspiel, das gleichermaßen erdend wie unberechenbar ist. Mal greift er tief in die Geschichte des Jazz zurück, mal schiebt er die Musik in neue Richtungen, rhythmisch verschlungen und voller plötzlicher Brüche. Longo wiederum behandelt sein Schlagzeug nicht nur als rhythmisches Fundament, sondern als klangliches Labor: metallische Reibungen, feine Geräuschschichten, treibende Patterns – alles wird zum Material, das den Dialog ständig neu befeuert.
Aus dieser Interaktion entsteht ein Sound, der gleichermaßen organisch wie vielgestaltig wirkt. Momente von ungebremster Energie wechseln mit beinahe filmisch anmutenden Atmosphären. Die Musik baut Stimmungen auf, lässt sie wieder zerfallen, nur um an anderer Stelle völlig neue Szenarien zu entwerfen. So entsteht ein Klanggemälde, das erzählerisch wirkt, ohne dass eine Geschichte ausgesprochen werden müsste.
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We „We Between Interspace“ zeigt, wie weit sich Jazz öffnen kann, wenn er sich von festen Grenzen löst: Improvisation, afrikanisch inspirierte Rhythmusfragmente, Ausflüge ins Geräuschhafte und fast minimalistische Reduktionen verschmelzen zu einem dichten, atmosphärischen Ganzen. Leidenschaft, Wildheit und poetische Zurücknahme greifen ineinander und machen das Album zu weit mehr als einem Debüt: Es ist eine kunstvolle Übung im freien, improvisierten Miteinander – ein kraftvolles Statement dafür, wie intensiv und zugleich lyrisch Jazz klingen kann, wenn man sich aus dem traditionell festgesteckten rahmen hinausbewegt.
Michael Ternai
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