Porträt: fii

Kaum ein Fernsehformat sorgt hierzulande für höhere Quoten als das Phänomen Castingshow. Ebenso lange wie„Starmania“ oder „Popstars“ über den Bildschirm flimmern, so lange gibt es auch viele Kritikerstimmen, die solche Sendeprofile als ethisch-moralische Grenzüberschreitung betrachten: den so genannten „Talenten“ werde es an Selbstachtung und künstlerischer Freiheit genommen. Diejenigen Kanditaten, die es zu mehr als 5 Minuten Ruhm geschafft und sich von Knebelverträgen gelöst haben, sind tatsächlich an einer Hand abzuzählen, doch immer noch wird der Weg zum großen Ruhm von vielen Personen mit gewissen Hang zur Naivität verfolgt. Aber ss gibt auch einige wenige, die sich den Auftritt bei einer Castingshow zwecks „Eigenmarketing“ bewusst zu Nutze machen wollen. Einer der auf diese Weise die Werbetrommel für sich gerührt hat, ist der Wiener Ausnahmekünstler Michael Krappel alias fii. Seit seinen Auftritten in den Sendungen „X-Factor“ und „Das Supertalent“, kann er sich vor internationalen Bookings nicht mehr retten.

Dabei ist fii in der heimischen Musikszene längst nicht erst seit diesen beiden Fernehshows ein Begriff. Einst Mitglied des A-capella Beatboxing-Trios Mauf, das es mit ihrer Stimmakrobatik nicht nur auf renommierte, internationale Vokal-Festivals geschafft hat, sondern sogar im Vorprogramm von Simply Red auftreten durfte, zeigt Fii seit geraumer Zeit, dass man auch im Alleingang polyphone Sounds erzeugen kann. Zu Hilfe kommt ihm hierbei die Loopstation BOSS RC-50, mit der er einzelne Klänge aufnimmt und schließlich zu einem musikalischen Ganzen zusammenfügt. Aus dieser Tüftelei entstand Ende 2010 das erste Album „VoxBox“, auf welchem der Stimmkünstler die Hörer auf musikalische Rundreise schickt. Von Pop, Reggea, Folk bis hin zu derben Rock- und Metaleinflüssen, ist auf der Platte alles zu finden. Wohlgemerkt, dass auf dem Debüt-mit Ausnahme von den Instrumentalaufnahmen des lateinamerikanischen Gitarristen José Feliciano- nur auf die Funktion des Kehlkopfes gesetzt wird. Des weiteren wurde fii bei der Produktion von Gary Howard unterstützt, Frontman der berühmten A-capella Formation Flying Pickets.

fii – Power to the people by mica

Wer braucht schon Schlagzeug, Trompete oder Sythesizer, wenn man dieselbigen auch mit der Stimme imitieren kann? Diese Frage hat sich vermutlich der Wiener gestellt und sich mit seinem Vokaltalent einiges an Musiktheorie, Notenkunde und Instrumentalunterricht erspart. Selbst wenn der Beatboxer sehr wohl auf eine ausreichende musikalische Erziehung zurückblicken kann. So hat er sein außerordentliches Stimmvolumen in jungen Jahren mit klassischem Gesang und Chorauftritten gekräftigt, zum Beatboxing hat er erst viel später gefunden. Dieses Stilelement ist zwar primär im Genre des Hip Hop einzuordnen, doch spielt fii gerne mit weiteren Stilmitteln. Über Metal, Hardcore, Industrial, Techno bis hin zu Reggae, Jazz und Blues reicht hierbei das Material, das fii bis heute beeinflusst und aus dem stets aus dem Vollen geschöpft wird. Mit diesen außerordentlichen Kreationen ist fii mittlerweile an der Weltspitze der Mundakrobatik angekommen, hat es in den Jahren 2007 bis 2009 mit seiner herausragenden Begabung sogar ins legendäre Guiness Buch der Rekorde geschafft. Seitdem stehen Auftritte rund um den Globus an.

Mit seiner „Live Looping Beatbox Show“, bei der Gesang, Rap, Beatbox, komödiantische Elemente sowie andere vokale Spielformen als Grundlage dienen, werden die unterschiedlichsten Events bespielt. Abgesehen von seinen Konzert-Auftritten, ist Michael Krappel gern gesehener Gast bei internationalen Galas und Awards. Seine letzten Shows führten ihn unter anderem nach New York, London, Berlin, Moskau und Shanghai. Bei den 2011 Los Angeles Music Awards gewann fii unter der Kategorie „Producers Choice“ die Auszeichnung “Entertainer of the Year”. Zudem war er für den Titel “International Entertainer of the Year” nominiert. Auch bei der World Loop Station Championship 2011 in Kalifornien konnte er die Jury von seinem Talent überzeugen.

Seitdem Michael Krappel die oben genannten Castingformate zu seinen Gunsten gemacht hat, schwimmt er auch bezüglich seines ersten Tonträgers auf der Erfolgswelle. Seit Wochen ist der tanzbare Track „Power to the People“ in den österreichischen, deutschen und offiziellen iTunes Charts vertreten. Mit der aktuellen Single „I Still Love You“ überrascht der Wiener diesmal mit einer melancholischen Liebesballade. Krappel, der sich Social Media gerne zu Nutze macht, hat sich die tiefemotionalen Textzeilen für den neuen Song aus einem Forum für Gedichte zusammengebastelt. “I Still Love You“ ist dem im Juli 2010 in Texas hingerichteten Amerikaner James Perry gerichtet, dessen Urteil sich als sehr fragwürdig herausstellte und für weltweiten Unmut sorgte. fii möchte mit seiner Single ein Zeichen gegen die Todesstrafe setzten, deswegen ist „I Still Love You“ als Free Download zu haben. Remixe dieses feinfühligen Songs wurden bereits produziert, doch lohnt es sich in der besinnlichen Zeit mit dem Original Vorlieb zu nehmen.

Vielleicht besinnlich, aber auf keinen Fall stressfrei kann fii durch die Weihnachtszeit gehen. Neben mehreren Festivalauftritten in Bethlehem, stehen noch zusätzliche Termine in Österreich und Deutschland an. (bw)

Fotos: Stefan Pflanzl

Serie:

http://www.fii.at/