PauT – Zuckerbrot&Spiele

Die Badener Combo PauT gewann mit „Sepp hat gesagt, wir müssen alles anzünden“ den FM4 Protestsongcontest 2010. Das satirische Lied wurde zu dem Ohrwurm vieler Radiohörer. Nicht verwunderlich, denn der scheinbar einfache Text ist nicht nur gefinkelt, sondern bringt den Kontrollwahn dieser Generation auf den Punkt. Nun veröffentlichen die fünf Musiker ihr Debütalbum „Zuckerbrot&Spiele“ am 13.10.

Neben dem Gewinnerlied finden sich auf der Platte neun weitere Songs, die sich nicht mehr voneinander unterscheiden könnten. Auch das Design und Artwork strotzen vor bunten Farben, wilden Collagen bekannter Bilder und Persönlichkeiten und dem immer großgeschriebenen „T“, das sich auf die Schreibweise des Bandnamen bezieht.

Die Gruppe selbst beschreibt ihr Genre als „100% geschminkt verlogene Popmusik“, was eine bescheidene Halbwahrheit ist, denn als verlogen könnte man die Texte wirklich nicht bezeichnen. An dem Flow und der Lebensfreude merkt man, dass die Produktion dieses Albums ihnen riesige Freude bereitet haben muss. Schade ist nur, dass neben der glasklaren Instrumentierung die Vocals nicht ganz so sauber klingen.

Die Lyrics drehen sich die meiste Zeit um Alltagsszenerien, die in Bonbonpapier gehüllt sind und die Liebe zu nicht immer einfachen Frauen. Untermalt wird mit jeder musikalischer Strömung, die erdenklich ist.

So ist „ Dancing on the Rainbow“ ein psychodelisches Mantra, das sich im Refrain dem Glam Rock annähert und so an den Soundtrack von „Charlie und die Schokoladenfabrik“ und dessen singende Umpa-Lumpas erinnert. Ganz anders sind „Darf’s vielleicht noch etwas mehr sein?“ und „Oh Sweet Sweet Girl“, die einerseits dem Bubble-Gum-Pop und andererseits dem 50er Jahre Boyband-Chorgesang verfallen sind. „Eine kleine Jazzmusik“ erinnert wiederum entfernt an ein Sample von Parov Stelar, das sich mit einem 8-bit Lied im Zirkus verabredet hat.

Die oben angesprochenen schwierigen Beziehungen involvieren eine gewisse Suzie, mit dem Hang zum Morbiden, Wendy Wednesday, die von allen Frauen die Wahre ist und eine kalte Königin. Vor allem „Suicide Suzie“ ist eines der besten Lieder das Albums, was nicht nur auf die gelungene Rock’n’Roll-Jazz Mischung, sondern auch auf die witzigen Lyrics zurückzuführen ist. „Melodie für die Königin“ klingt ein wenig nach Falco mit Akustikgitarre. Und „Wendy Wednesday“ steht ganz im Zeichen eines 50er Jahre Big Band Songs.

Besonders hervorheben muss man aber „Ich erinner mich genau“, das trotz der minimalistischen Musik und den sich wiederholenden Lyrics das stärkste Lied ist. Ein bisschen bewahrheitet sich hier die Binsenweisheit „Weniger ist mehr“.  Das heißt aber nicht, dass manchmal ein Stück Sahnetorte abzulehnen ist, im Gegenteil, das musikalische Schlemmen ist hin und wieder eine ausgesprochene Wohltat.

Anne-Marie Darok

 

 

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