UK Bass Music stammt, wie der Name schon sagt, aus dem Vereinigten Königreich und dementsprechend gibt es dort auch die meisten KünstlerInnen, die sich dieser Musikrichtung zugehörig fühlen. Umso cooler ist es, dass auch Österreich seine ganz eigene „UK-Gang“ hat, und zwar nicht erst seit gestern. Auf ihrer neuen EP „Rastlos“ zeigen P.TAH & CON, dass Österreichisch und Grime gut zusammenpassen.
Grime ist ja das Wunschkind der UK-Bass-Bewegung, also vor allem der bekannten Größen Dizzee Rascal und Wiley, aber auch mit der neuen Generation, die von Stormzy angeführt wird, kann man zufrieden sein. Mittendrin bewegt sich das österreichische Duo P.TAH & CON, das eigentlich der Drum-’n’-Bass-Szene entstammt. Aber die ist ja auch verschwägert mit Grime und Co.
Hier ist man gut mit der Frage nach Huhn und Ei bedient, denn wenn es darum geht, zu benennen, welche Musikrichtung welches Genre wie und wann beeinflusst hat, dann kann man sich den Mund fusselig reden. Wichtig ist, dass die zwei Österreicher schon seit 2004 einen starken Hang zu UK Bass Music haben. Genauer gesagt kommen beide aus dem Dub- und Rap-Bereich.
UK-Genres in Österreich
Und so entstand „Rastlos“. Die EP lebt von der aufregenden Kombination aus Deutschrap und Grime-Beats, die beim ersten Hören etwas unrund daherkommt. Schließlich ist man – wenn man UK Grime kennt – diesen harten, stakkatoartigen britischen Dialekt gewöhnt, also genau das Gegenteil vom melodischen Wienerisch.
Aber P.TAH & CON machen ihre Sache richtig gut, denn sie verstehen es, das Publikum zwischen den Texten und der Musik zu balancieren. Dadurch entsteht auch nach mehrmaligem Hören das Gefühl, noch nicht alle Details entdeckt zu haben. Die Produktion steht ebenso im Vordergrund wie die Lyrics. Und so spielen auch noch Tenchu und Johnny C’manche eine sehr wichtige Rolle für das Gelingen des Albums.
Kreative Beats und starke Texte
Die beiden sind für die Produktion des Albums verantwortlich, wobei auch P.tah und Con selber da mitgemischt haben. Einige der Songs stechen sehr durch ihre kreativen Beats heraus. So etwa der Song „Schmutz“, der von der abwechslungsreichen Songstruktur und den verschiedenen Stilelementen lebt. Man hat ein bisschen orientalisch, ein bisschen Gangsta-Rap und viel Bass. Durch die gut getimten Tempowechsel kommt die klassische Abfolge von Refrain und Strophe nicht zustande, was für eine interessante Textur sorgt.
Und auch der Track „Rastlos“ hebt so richtig die Stärken von Grime hervor, wobei man hier auch viel vom Genre Jungle heraushören kann. Der Song klingt nach einer Nacht mitten in London – in einem Hinterhof oder einer kleinen, dreckigen Nebenstraße. Die Atmosphäre ist aufgeladen, wie wenn man kurz davor ist, in einem sehr angesagten Nachtclub eingelassen zu werden. Der Linzer Dancehall-Künstler Kinetical gibt den nötigen Großstadtflair dazu, während sich P.TAH & CON eher zurückhalten.
Dieser und auch die meisten anderen Songs laden zum Tanzen ein, und das ist nicht gerade typisch für ein Rap-Album. Mit der Musik des Duos können nicht nur Elektronik-Fans zum Rap, sondern auch Rap-Fans zur Elektronik gebracht werden. Ein gelungener Austausch.
Anne-Marie Darok