Auch dieses Jahr, nämlich kommenden Freitag und Samstag, dem 26. und 27. Juli, feiert das Ottensheim Open Air Festival seine Neuauflage und bleibt dabei voll und ganz seinem Motto treu: “Leidenschaft statt Kommerz, Qualität statt Mainstream und Anspruch statt Hype!”
Am Freitag-Spielplan stehen beispielsweise Bulbul, die sich seit 1997 mit ihrer Mischung aus expressiver Zurückhaltung und wilder Kompositions- und Arrangement-Eigenwilligkeit eine ständig anwachsende Fan-Gemeinde erspielen konnten. Anfangs war Bulbul lediglich Solo-Projekt von Mastermind Manfred “Fredl” Engelmayr, geprägt durch melvineske Gitarrenquälereien, diverse Samplingverfahren und Zweckentfremdungen von Staubsaugern. Mittlerweile ist Bulbul zu einer kollektiven Angelegenheit angewachsen, ungebremste Kreativitätsschübe mit sich bringend und sich mit jeder Platte neu erfindend. Dasselbe gilt für Live-Auftritte der Band, bei denen man sich von dem Trio eigentlich alles, außer einem 08/15-Rockkonzert erwarten darf.
Im Anschluss daran sind Wipeout auf der Ottensheim-Bühne zu bestaunen. Wipeout, das sind Brachialpop-Meister Wolfgang Dorninger, Linzer Industrial-Padrone und Soundkoloss Alex Jöchtl, Exil-Fuckhead Didi Kern und, last but not least, in der Hauptrolle, Bodyperformer und Extremcrooner Didi Bruckmayr, bekannt durch unzählige Rock-, Jazz- und Theater-Projekte. Gemeinsam lassen sie die Zeugen ihrer Konzerte so gut wie alles vergessen, was sie zuvor über elektronische Popmusik zu wissen glaubten. Vielmehr konfrontieren Wipeout ihr Publikum mit Pet Shop Boys-mäßigem Eurodisco-Sound, versetzt mit einem sexy Touch Amanda Lear und das Ganze unterlegt mit “technobasskillertrax” und einer impressiv-beängstigenden Gesangs-Performance.
Als letztes gibt es diesen Freitag von Gypsy Sound System was auf die Ohren. 2005 von DJ Olga und Dr. Schnaps gegründet, begeistert das Sound System seine Fans durch eine Mixtour aus Elektro-Gypsy, Ragga-Klezmer, Balcanik-Fire, Oriental-HipHop, Indian Drum’N’Bass, Spanish-Rumba und Popular Drunk Songs vom Feinsten. Mit über 100 Auftritten im Jahr kann wohl mit Sicherheit eines gesagt werden: Das Gypsy Sound System ist eine der neuen Offenbahrungen der DJ Gypsy Szene.
Am Samstag gibt es dann mit L’Asino eine der derzeit wohl spannendsten jungen Wiener Bands zu sehen, die Rock als Ausgangspunkt nimmt und sodann nach eigenen Vorstellungen verbiegt und verdreht. Die Stop & Go Rock Maschine, bestehend aus einem düsteren Bass- und Schlagzeugarrangement (bekannt auch aus aktuellen und früheren Noise-Projekten wie phal:angst, Assata, Fresnel, ua.), lebt vor allem auch von der bezaubernden und schier unzähmbaren Energie der Sängerin, die vor allem eines hat, nämlich Soul. Den Schuss Extrawürze verleihen Gitarrensamples und experimentelle Vocals.
Supercity feat. Waxolutionists, Manuva und Deph Joe verwirklicht schließlich den Auftritt der Waxolutionists, der schon längst am Ottensheim Open Air fällig ist. Vor genau zehn Jahren veröffentlichten die drei Wiener Hip Hop Crews mit der Maxi “Nachtschattengewächs feat. Manuva” ihren ersten Song, der mittlerweile zum Riesenklassiker mutiert ist und die Waxolutionists nicht mehr aus der Österreichischen Hip Hop – Elektronik-Landschaft wegdenken lässt. Mit dem Song-Material des neuen Albums mit im Gepäck reist man zudem mit kompletter Band, Unmengen an Schallplattenspielern und Samplern sowie Schlagzeug und Bass an, um den Festival-Besuchern gehörig einzuheizen.
Das Festival beschließt dann Roland von der Aist, der als letzter Live-Act seine Synthesizer auf der Bühne aufbaut und mit mächtigen und intelligenten Beats jeden Dancefloor zum Brodeln bringt. Unterstützung holt er sich für diese Nacht der Nächte zudem von DJ Len.
Liebhaber anspruchsvoller Musik quer durch alle Genres sollten also nicht zögern, Zelt, Schlafsack und Ohrenstöpsel zu packen und sich aufzumachen in Richtung Ottensheimer Festivalgelände. (mm)
Ottensheim Open Air