Was lässt Musik sommerlich klingen? Eine knarzende Akustikgitarre ist schon mal ein Muss. Rasseln und ein schepperndes Schlagzeug haben was von der Soundkulisse einer Sommernacht, und eine sanfte Klaviermelodie gibt der ganzen Mischung diese gewissen Melancholie, da man ja weiß, dass auch diese Jahreszeit vorbeigeht. An jenen Kriterien gemessen, haben Nucleus Mind mit „Flash of Inspiration“ ein sehr sommerliches Album produziert. Dabei halten sich die fünf Musiker aus St. Pölten streng an das Konzept der analogen Harmonie.
Kein Synthesizer ist zu hören und auch der Bass hält sich in Grenzen. Die „Lücken“ werden mit Glockenspiel, Saxophon und einer wirklich dominanten Akustikgitarre getilgt. Es ist eine folkige Interpretation von Indie-Pop, die sehr retro klingt. Das nostalgische Element verbirgt sich aber nicht nur hinter dem Arrangement der Instrumente, sondern auch in der Stimme des Sängers Jürgen Schwarz. Erinnerungen an Bob Dylans (zuerst absichtlich, dann ungewollt) krächzendes Organ werden hervorgerufen, wobei Schwarz Stimme seiner gar nicht so ähnlich ist. Vielmehr ist es die Singweise, das Tempo und die Betonung der Lyrics, die dem ganzen einen dylanesquen Touch verleihen.
Leider hat man manchmal das Gefühl, dass Schwarz die Stimme entgleitet. Dieser Effekt wird von der Tonmischung noch mehr betont, vor allem auf „Feel What I Know“, wo man das Gefühl hat, dass die Höhen und Tiefen auf der Ebene der Instrumente geschluckt werden. Wenn diese Irritation nicht bestünde, wäre das Lied wirklich eine schöne Ballade. Daran sieht man auch, dass die Fünf einiges davon verstehen Melodien zu kreieren, und für diese die passende Instrumentalisierung zu finden.
So ist auch „Cold Castle“ ein toller Instrumentaltrack, und das stärkste Lied des Albums. Es illustriert akustisch eine verlassene Burg. Durch rasselndes Percussions, und Soundsamples von knarrenden Türen wird die Atmosphäre noch verstärkt. Trotzdem wird der Einsatz der Instrumente nicht auf die atmosphärische Beschreibung eines Bildes reduziert, sondern vielmehr erzählen die Klänge eine Geschichte. Diese Geschichte klingt durch das Saxophon und die verspielte E-Gitarre nach Filmmusik aus den 1970er Jahren.
Die Balance zwischen heute und früher gelingt ihnen auch auf „Mind“. Die glückliche Melodie, die Tempowechsel und der Einsatz des Klaviers beschwören sommerliche Gefühle herauf, während der Gesang den Vintage-Part erfüllt. Auch „Behind Closed Eyes“ und „Memories“ sind feine Sommerlieder. Ersteres ist eine gefühlvolle, aber schnelle Ballade. Der Closer „Memories“ fasst wiederum die Gefühle zusammen, die sich über das Album verteilt haben. Die Melodie ist ganz Gute-Nacht-Lied und die detaillierten Percussions beschwören Unbeschwertheit herauf.
„Flash of Inspiration“ ist allgemein ein sehr unbeschwertes Album, dem die Nostalgie sehr gut steht. An manchen Stellen ist die Musik jedoch zu glatt, und freundlich um in Erinnerung zu bleiben. Das Konzept ist musikalisch sehr gut und pointiert umgesetzt, doch trotz der markanten Stimme bleibt die Authentizität ein wenig auf der Strecke.
Anne-Marie Darok
CD-Release: 23. Juni – 20.00, Frei:Raum, St. Pölten
Foto: Nucleus Mind
http://www.nucleusmind.at/