Am Sonntag im OFF-Theater: „Balladen“ (Wolfram Wagner, Erich Urbanner) mit Lukas Haselböck

Ecke Burggasse/Kirchengasse (Wien VII) liegt das verdienstvolle Off-Theater. Dort gibt es am Sonntagabend einen Abend mit „Balladen“ von Wolfram Wagner, Erich Urbanner und auch Franz Schubert. Das Genre der Ballade scheint im klassischen Konzertleben wie auch im Bereich der Neuen Musik an Aktualität zu gewinnen, findet Lukas Haselböck: „Auch aus diesem Grund möchten wir – die Pianistin Kaori Nishii und ich – Ihnen am 7. März um 19:30 Uhr einige Balladen für Bassstimme und Klavier präsentieren: Neben 2 Uraufführungen wird auch eine sehr selten aufgeführte Schubert-Ballade in einer extra für dieses Konzert erstellten Fassung erklingen.

Was uns vorschwebt, ist allerdings keine Pflege des gewohnten Repertoires“, ist im  Einladungstext weiter zu lesen. Na, dann nichts wie hin, der Eintritt ist frei. –
Der Bass Lukas Haselböck wurde 1972 in Wien in einer Musikerfamilie geboren. Damals verfügte er vermutlich noch nicht über einen Bass. Das sollte sich ändern.

Und so studierte Lukas bis 1998 Gesang bei Adelheid Hornich an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, nahm danach auch Privatunterricht bei Margit Klaushofer, Julij Chomenko, Margarita Lilowa. Haselböck absolvierte auch ein Kompositionsstudium bei Iván Eröd und Erich Urbanner, diplomierte nebenbei mit Auszeichnung in Musikwissenschaft an der Universität Wien mit einer Arbeit über Prozeß- und Kontrastdenken in den Streichquartetten Regers und Hindemith und promovierte 1997 schließlich (auch mit Auszeichnung) mit Analytischen Untersuchungen zur Motivischen Logik bei Max Reger (2000 bei Breitkopf & Härtel erschienen). Ab 2001 wurde er Assistent am Institut für Analyse, Geschichte und Theorie der Musik, 2004 organisierte er ein Friedrich-Cerha-Symposion im Wiener Konzerthaus und veröffentlichte auch ein Buch über Cerha, 2009 auch über Gérard Grisey (Unhörbares hörbar machen, Freiburg / Wien / Berlin 2009).

In seinem Werkverzeichnis finden sich etliche Lieder, eine Kantate für Sopran, Tenor, Bass und sechs Instrumente nach Gedichten von Thomas Bernhard und Andreas Gryphius (2001), der Operneinakter nach Leo Perutz „Der Maler Brabanzio“ (2008/09, für die sirene-Operntheater-Produktion), ein Concerto da camera für Kammerorchester (2008/09) und zuletzt „Wiener Blut“, Schräge Chansons nach Manfred Chobot, Nikolaus Dominik, Rudolf Kraus und Matthias Politycki für Mezzosopran, Violine und Violoncello (2009).

Als Sänger hat Lukas Haselböck bei zahlreichen Aufführungen des Arnold Schönberg-Chors, Hugo Distler-Chors, Wiener Kammerchors, Wiener Singvereins, der Wiener Singakademie mitgewirkt, wurde Mitglied des Ensembles Il Diletto Moderno (Aufführungen u.a. bei den Festwochen für Alte Musik Innsbruck), der Company of Music (Leitung: Johannes Hiemetsberger) und weiterer. Neben klassischer und Kirchenmusik wirkte er als Solist der Neuen Musik, etwa Iván Eröd, Vier Lieder op. 44; Heinz Kratochwil, Kirchenoper Franziskus – auf ORF-Edition Zeitton als CD erhältlich). Als Interpret eigener Kompositionen z. B. 3 Miniaturen nach Giuseppe Ungaretti für Bass, Bassklarinette und Klavier).

Wolfram Wagners Balladen sind Ur- bzw. Erstaufführungen, drei Orfeus-Balladen komponierte er bereits 2007 nach eiem Text von Kristine Torquist (auch Librettistin des Perutz-Zyklus beim Sirene-Operntheaters).

Noch ein paar Informationen zum Off-Theater in der Kirchegasse.  Das wurde 2006 in den Räumen der ehemaligen Stadtinitiative vom bernhard ensemble gegründet und ist Heimstätte für das bernhard ensemble nebst der Märchenbühne Apfelbaum und seit kurzem my productions ON STAGE. Es soll auch ein offener Ort sein, der vielen Gastkünstlern die Möglichkeit bieten soll, ihrer Kunst auch Ausdruck zu verleihen. Es werden dabei weder inhaltliche noch ästhetische Anforderungen gestellt, heißt es auf der Website.

Und weiter: „Die Spielstätte wurde ausschließlich eigeninitiativ und mit Hilfe einiger Sponsoren neu strukturiert und renoviert. Ein zweiter Theatersaal wurde erschlossen, die Bühnen erhielten eine brauchbare moderne Technik, das Haus seinen ersten Webauftritt und einen neuen Namen. DAS OFF THEATER. Im Bereich Musik traten hier auf: Tini Trampler & PlaybackDoll, Colluvio, Ambitus-Gruppe für neue Musik, Beethoven Symphonie Orchester, Inga Hartl, Rudolf Hinterdorfer, Paul Halwax, KayBO-entertainment, Jeunesse, Wiener Konzertbüro, Wilhelm Floride, GEGENSTIMMEN, Yi Chen, Allegro vivace, Meisterklasse Birgit Moser und einige mehr.

“Balladen”
Sonntag, 7.3.2010, 19:30 Uhr
Off-Theater
Kirchengasse 41
1070 Wien

Programm:
Wolfram Wagner, Orfeus (UA, aus: 3 Balladen nach Texten von Kristine Tornquist für Singstimme und Klavier, 2007)
Erich Urbanner, Ballade für Klavier (UA, 2008)
Wolfram Wagner, Odiseus und Sisifus (UA, aus: 3 Balladen)

Wolfram Wagner, Midas (ÖE, aus: 3 Balladen)
Franz Schubert, Die Bürgschaft D 246, UA der Fassung für tiefe Stimme und Klavier (erstellt von Lukas Haselböck)

Interpreten:
Lukas Haselböck, Bass
Kaori Nishii, Klavier