mica-Interview Peter Donke

Nicht viele österreichische MusikerInnen können von sich behaupten gleich in zwei legendären Bands gespielt zu haben – Peter Donke kann das. Die Bands heißen: Willi Warma und Dynamo Urfahr. Im Gegensatz zu vielen Weggefährten aus der Linzer Musikszene, macht Donke auch heute noch Musik – gemeinsam mit seiner Frau: Donke & Zigon. Im Interview mit Jürgen Plank erzählt Peter Donke auch, wer den Willi Warma-Hit “Niemand hilft mir” wirklich komponiert hat.

Wie lebt man mit dieser großen Vergangenheit, bei Willi Warma und Dynamo Urfahr gespielt zu haben?
Super lebt es sich mit so einem Hintergrund, weil ich das Kapitel Rock’n’Roll relativ gründlich abgehandelt habe. Mit dem Quartett Willi Warma und dem Trio Dynamo Urfahr als Bassist – laut, wild, punkig. Ich spiele im Prinzip immer noch dieselbe Musik, nur die Lautstärke halte ich nicht mehr aus. Ich bin froh, dass ich das irgendwann erledigt habe. Und das Schleppen der Geräte halte ich nicht mehr aus. Es ist eigentlich angenehm, weil ich das Gefühl habe, diese Phase ist erledigt. Jetzt spiele ich Rhythmusgitarre, mit der Wanderklampfe – bescheiden.

Wie ist der Name Willi Warma eigentlich entstanden?
Wir waren als Teenager sehr viel in London, so im Alter von 16 bis 17 Jahren. Wir hatten einen schwulen Gitarristen, der in einem Sex-Shop einen gehäkelten ‘Peniswärmer’ entdeckt hat, der ‘Willie Warmer’ geheißen hat. Das hat uns so begeistert, dass wir das eingedeutscht haben auf ‘Willi Warma’. Dann hat man zu uns in Linz immer gesagt: Der warme Willi spielt. Aber so ist der Name eigentlich entstanden, wir haben uns nach einem Sexartikel benannt.

Die Zeitschrift ‘Wiener’ hat einmal über euch geschrieben, ihr seid die arroganteste Band Österreichs. Hat das gestimmt?
Naja, wie soll ich sagen. Willi Warma war eine Kinderband, wir waren 16 oder 17 Jahre alt, als wir angefangen haben. Natürlich gab es damals Jazzrock und bei uns war damals noch ‘Progressive Rock’ total angesagt. Billy Cobham, John McLaughlin und Weather Report auf der einen Seite und auf der anderen Seite die progressive Rocker. Und da hat man aus reinem Selbstschutz arrogant sein müssen, sonst hätte man gelitten. Wir waren eigentlich Schüler, aber man muss sagen, wir waren eine gute Live-Band. Wir weniger arrogant, sondern eher laut und gut! Wie der ‘Wiener’ und all diese Zeitschriften auf das Thema Willi Warma eingestiegen sind, war das alles schon gegessen, denn da war schon die Neue Deutsche Welle und unsere Band war schon fix und fertig. Da wurde dann alles so lustig und wir konnten nicht mehr mithalten. Damals waren wir schon erledigt, wir waren eine Schülerband, die da überhaupt nicht mithalten konnte und nicht verstanden hat, wie das Musikgeschäft funktioniert.

Apropos Musikgeschäft, es gibt ja eine angeblich verschollene Platte von euch?
Naja, eine verschollene Platte gibt es nicht, aber das war alles Ende der 1970er-Jahre, Anfang der 1980er-Jahre und wir hatten einen englischen Mäzen und Tontechniker, der eine Importfirma für englisches Equipment für Bands und Diskotheken gehabt hat. Der hat auch immer wieder Studiozeit gehabt; die Independent-Netzwerke und Studios sind erst etwas später gekommen, das war in den 1980er-Jahren. Jedenfalls: Alle haben davon geträumt, dass Willi Warma irgendwo einen klassen Vertrag unterschreiben, durch denn alle irre viel Geld verdienen. In dieser Phase haben wir mal auf Kosten von unserem Mäzen in England aufgenommen, einem Luxus-Studio, in dem auch The Police aufgenommen haben. Dort hat ein Tag glaube ich 100.000 Schilling gekostet! Oder 2 Tage haben 100.000 Schilling gekostet, so in dieser Größenordnung. Und diese Bänder sind verschollen, weil dieser Mäzen ist untergetaucht mit allen Bändern und nie wieder aufgetaucht ist. Diese Bänder sind weg!

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Und man weiß nicht, was der Mäzen damit gemacht hat?
Der hat nichts damit gemacht, das letzte Mal als ich ihn lebend getroffen habe, wollte er noch 15.000 Schilling von mir haben. Dafür hätte ich einen Kassette bekommen, das habe ich dann kurz kommerziell abgewogen und hab’ gesagt: Geh’ scheißen! Ich habe dann zusammen mit Hans-Peter Falkner von Attwenger die CD “Stahlstadtkinder” im Jahr 2008 veröffentlicht, ohne dieses Material.

Wie war die Resonanz auf die CD “Stahlstadtkinder”?
Das war super. Es haben zwei Sachen gut zusammen gespielt: Die Linzer Szene ist sehr kompakt und da hat es einige Tempel gegeben wie das Landgraf, die Stadtwerkstatt und die Kapu. Dann hat Andreas Kump von der Band Shy, der ist eher in der Kapu angesiedelt, in den 1990er-Jahren Interview mit allen Musikanten geführt, zur Frage: Wie war denn das in den 1970er-Jahren. Herausgekommen ist das Buch “Es muss was geben”, das den Beginn der alternativen Szene mit Willi Warma setzt, 1977 oder 1978 im Cafe Landgraf. Das Buch hat sich gut verkauft, die erste Auflage war sofort weg. Von der CD “Stahlstadtkinder” haben wir innerhalb von vier Wochen eine Auflage von 1000 Stück verkauft. Früher haben wir es ja nie geschafft über drei Single hinaus zu kommen. Jede Plattenfirma hätte auf einen klassen Verlagsvertrag und auf das große Geld gewartet.

Ihr habt ja einen Text von Konrad Bayer vertont, “Niemand hilft mir”, Ronnie Urini hat das Lied ja auch gecovert und es scheint nie klar, wer das wirklich komponiert hat. Kannst du das mal aufklären?
Dafür hat der Ronnie eh schon ‘Watschn’ gekriegt! Es war so, dass unser erster wirklich guter Schlagzeuger, Christian Unger, die Band verlassen hat. Das war 1981. Und wir haben Auditions im Proberaum gemacht für einen neuen Schlagzeuger und da war Ronnie Urini auch einmal da. Und mit dem haben wir gespielt. Der Sänger Kurt Holzinger ist als Konrad Bayer-Fan auf die Idee gekommen einen Text zu vertonen und ich habe die Melodie gemacht – und diesen Song haben wir geprobt! Im Keller und auf Kassetten aufgenommen, klassisch. Ein paar Minuten später sagt jemand, dass Ronnie Urini mit seiner Band das Lied gerade aufnimmt! Wir haben ihn dann entführt, bei uns in der Wohnung eingesperrt und haben uns irgendwie geeinigt. Aber er behauptet bis heute, er hätte das Lied komponiert. Das letzte Mal bin ich auf wikipedia darüber gestolpert. Ich habe sofort an wikipedia geschrieben, dass sie das ändern sollen, weil es nicht stimmt und das wurde sofort geändert. Als Schlagzeuger ist er bei der Audition durchgefallen, er konnte nicht befriedigend nachweisen, dass er Schlagzeug spielen kann. Ich weiß, das Gerücht hält sich seit 20 Jahren, aber den haben der Holzinger und ich geschrieben.

Dein aktuelles Projekt heißt Donke & Zigon. Was macht ihr da?
Wir nennen uns die prima Stadtmusi’kanten Donke/Zigon. Wenn du als Bassist nicht mehr im Proberaum stehen willst und klassische Rockbühnen nicht mehr sehen kannst und der Aufwand zu hart wird, dann stehst du blöd da! Ich habe umgelernt auf akustische Gitarre, weil ich einfach gerne spiele und ich habe mit der Schauspielerin Sophie Rois ein Programm erarbeitet, aber die lebt in Berlin und wir haben nur vier oder fünf Mal im Jahr live gespielt. Bevor ich zu den Konzerten nach Berlin geflogen bin, habe ich immer mit meiner damaligen Geliebten Christine Zigon geprobt und irgendwann hat das so gut funktioniert, dass ich beschlossen habe: Jetzt spiele ich gleich mit ihr. Für mich schreiben die besten Leute, d.h.: Ich greife auf Songmaterial der letzten hundert Jahre zurück. Das ist kaum mehr ein eigenes Lied dabei. Zweitens reduziere ich die Lieder auf das Wesentliche und spiele sie so, wie ich glaube, dass sie gut kommen. Das machen wir jetzt schon seit einigen Jahren und wir sind eher eine Gartenparty-Lagerfeuer-Kapelle. Leise, sauber, diskret. (lacht)

 

https://myspace.com/donkezigon
http://www.fischrecords.at/willie_warma.html
http://www.lastfm.de/music/Willi+Warma