
Angela Maria Reisinger, die in ihren vielen Projekten in der Vergangenheit schon oftmals unter Beweis gestellt hat, wie gut sich in den verschiedensten musikalischen Umfeldern zurechtfindet, zeigt sich auf ihrem neuen Album erneut von einer bislang noch unbekannten Seite. Vom Geiste einer Greta Keller beseelt, schlüpft die Sängerin und Pianistin in die Rolle einer geheimnisvollen Diseuse, die mit dunkler Stimme und viel Charme behutsam und gefühlvoll Lieder und Chansons der Vergangenheit, von Schubert bis Heute, in zeitgemäßer, eleganter und eindringlicher Form wieder auferstehen lässt. Die Kunst, welche Angela Maria Reisinger ganz vortrefflich beherrscht, ist, den Stücken nichts von ihrer Originalität und Eigenheit zu nehmen.
Wiewohl natürlich Angela Maria Reisinger den insgesamt zwölf Neubearbeitungen mit ihrer ausdruckstarken Performance den Stempel aufdrückt, sind es ihre Mitmusiker Clemens Wenger, Bernd Satzinger und Lukas König, die dem musikalischen Geschehen den klanglichen Boden bereiten. Anleihen aus dem Jazz, der Elektronik und anderen experimentellen musikalischen Spielformen nehmend, übersetzen sie in aller Reduziertheit und quasi unter der Oberfläche die Lieder in einen Sound, der bei näherem Hinhören, sich als einer sehr detailverliebter und nuancenreicher erweist. Es genügen den drei Instrumentalisten der Jazzwerkstatt Wien dabei oftmals nur wenige Töne oder vermeintlich simple Akkordabfolgen, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen.
„Nicht aus dem Sinn“ ist ein Album, das von Mal zu Mal wächst und seine Geheimnisse nicht schon im ersten Moment preisgibt. Man muss sich mit den Liedern auseinandersetzten sie wirken und entfalten lassen. Tut man dies, wird man regelrecht hineingezogen in eine Musikwelt, die gerade aufgrund ihrer Unaufgeregtheit eine magische Anziehungskraft entwickelt. (mt)